Kleve/Kalkar Apfelbäume müssen dem Deich weichen

Kleve/Kalkar · Im Falle eines Dammbruchs würde die Niederung bis in die Klever City geflutet. Um das zu vermeiden, werden zwischen Xanten und Kleve die Schutzbauten erneuert. 2016/2017 Arbeiten im Bereich Kalkar - mehr Polder werden geschaffen.

 Hans-Heinrich Beenen, Deichgräf für Xanten-Kleve.

Hans-Heinrich Beenen, Deichgräf für Xanten-Kleve.

Foto: Evers

Nur ganz zaghaft deutet Hans-Heinrich Beenen, Chef des Deichverbands Xanten-Kleve, an, für die Einsicht mancher Politiker wäre es nicht schlecht, wenn mal ein kleines Stück Deich nachgeben würde. Nur, damit diese Optimisten mal einen Eindruck davon bekämen, wie es wäre, wenn der Rhein sich tatsächlich einmal mit Macht über seine Ufer erheben würde. "Bei einem echten Deichbruch würde das Wasser vor dem Eingangsbereich des Klever Kaufhofs stehen. Das Industrigebiet in Kellen würde überspült - wir hätten es mit Milliardenschäden zu tun."

Damit eben das nicht passiert, ist der Deichverband Xanten-Kleve seit 13 Jahren damit beschäftigt, den Deich von Xanten-Beek bis zur Schleuse Kleve-Brienen zu sanieren. Etwa die Hälfte ist geschafft, nach dem Willen des NRW-Umweltministeriums soll das gesamte Projekt bis 2025 realisiert sein. "In diesem Jahr steht der Abschnitt Kalkar-Wisselward vom Entenbusch bis zur Ortschaft Grieth an. Danach geht es rheinabwärts weiter mit dem Stück Grieth bis Hof ,Knollenkamp'", erklärt der Deichgräf. In den meisten Teilbereichen gehe es darum, den alten Deich vollständig abzutragen und als modernen Drei-Zonen-Deich neu aufzubauen. "Alle unsere Deiche sind älter als 50 Jahre und bestehen aus Erdwällen, die das Wasser aufsaugen und mit der Zeit pappig werden. Heute baut man Deiche aus einem Sand-Kern mit einer Lehmschürze zur Wasserseite und mit einer Auflass-Berme - das ist ein horizontaler Absatz in der Böschung - Richtung Land." Diese Form des Schutzwalls bremse den Druck des Wassers und soll deutlich widerstandsfähiger sein.

Im Bereich Kalkar-Wisselward geht es nicht nur um einen neuen Deich, sondern um mehr Raum für den Fluss: Bei einem Hochwasser, das nicht mehr vom Sommerdeich aufgehalten werden kann, werden die Deichtore geöffnet, das Rheinwasser nimmt sich dann den Platz, den es braucht. Auf Höhe des Apfel-Hofs Raadts soll die Deichtrasse zurückverlegt werden. Und zwar bis auf die Obstplantage. Bäume müssen gerodet und die Druckwasserleitung des Bewässerungssystem ersetzt werden, Neuanpflanzungen werden nötig. "Dadurch fallen erhebliche Kosten an, die nicht nötig wären, wenn wir dem Fluss statt zusätzlicher 272. 000 Kubikmeter ,nur' weitere 234.000 Kubikmeter überlassen würden", erklärt der Deichgräf. 550 000 Euro würde das sparen - "aber daran hat die Bezirksregierung kein Interesse. Sie hat unseren entsprechenden Antrag abgelehnt", ärgert sich Beenen. Annette Raadts, der Inhaberin der Obstplantage, wäre es auch lieber, statt der Entschädigung den Rodungs- und Anpflanzungs-Rummel nicht zu haben. Zumal künftig die Deichstraße auch erheblich näher an ihr Haus heran rückt. Grundsätzlich hat sie aber Verständnis für das Projekt. "Wir leben mit dem Wasser, und ich bin froh, wenn der Deich sicherer wird", sagt sie. Während des Baus werde die Zufahrt zum Hofladen für die Kunden möglich bleiben.

Hans-Heinrich Beenen ist froh, dass alle Naturschutz- und artenrechtlichen Prüfungen abgeschlossen sind und keine Fledermäuse oder andere Schutzbedürftige den Zeitplan gefährden können. Nennenswerte Gebührenerhöhungen muss übrigens kein Anlieger fürchten. Der Hochwasserschutzbeitrag im Poldergebiet steigt nur um wenige Cent.

(RP)
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