Bedburg-Hau Ansprechpartner für 240 Flüchtlinge

Bedburg-Hau · Klaus Reiners ist für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) der Integrationsbeauftragte der Gemeinde Bedburg-Hau. Er koordiniert die Arbeit von 70 ehrenamtlichen Helfern, betreut Asylsuchende aus 30 Nationen und hat große Pläne.

 Klaus Reiners ist der Integrationsbeauftragte der Gemeinde Bedburg-Hau und koordiniert für die Arbeiterwohlfahrt die Arbeit von 70 ehrenamtlichen Helfern.

Klaus Reiners ist der Integrationsbeauftragte der Gemeinde Bedburg-Hau und koordiniert für die Arbeiterwohlfahrt die Arbeit von 70 ehrenamtlichen Helfern.

Foto: Gottfried Evers

Eigentlich wollte Klaus Reiners sein Rentnerdasein genießen, die Nachrichten im Fernsehen und in der Zeitung verfolgen und ansonsten alles ruhig angehen lassen lassen. Doch daraus wurde nichts. Zu oft saß der ehemalige SPD-Funktionär abends in seinem Sessel und ärgerte sich über das, wie er sagt, "was in Berlin so alles schiefläuft". Er wollte es besser machen, wollte helfen, aber nicht wie früher, an einem Schreibtisch in der Bundeshauptstadt, sondern in seiner Heimat, vor Ort, ganz pragmatisch. Man ließ ihn. Seit drei Monaten ist Klaus Reiners der Integrationsbeauftragte der Gemeinde.

Angestellt mit einer halben Stelle bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Kreis Kleve und bezahlt von der Gemeinde Bedburg-Hau, ist Reiners dafür zuständig, die zurzeit etwa 240 Flüchtlinge in die Gesellschaft einzugliedern. Das geht nicht ohne ein großes Netzwerk. Reiners wichtigste Helfer sind die rund 70 Ehrenamtlichen des Ausländerinitiativkreises (AIK). Seit 22 Jahren gibt es diese Gruppierung der Katholischen Kirchengemeinde Heiliger Johannes der Täufer in Bedburg-Hau. Noch nie war ihre Arbeit so wichtig wie heute. "Früher gab es zwei oder drei Flüchtlinge in der Gemeinde. Dann kam plötzlich der große Ansturm", erinnert sich Reiners.

Wenn der Integrationsbeauftragte über seine Arbeit redet und wenn andere über ihn sprechen, fällt oft der Ausruck "Spaß". "Ich war ein Leben lang in der Politik und da war die Verwaltung mein natürlicher Gegner", sagt Reiners schmunzelnd, "aber hier in Bedburg-Hau macht es wirklich Spaß". Bürgermeister Peter Driessen gibt das Kompliment zurück: "Die Arbeit mit Klaus Reiners macht Spaß". Beide wissen, dass das mit dem Spaß nicht selbstverständlich ist. Denn wenn wie in Bedburg-Hau Menschen aus 30 Nationen aufeinander treffen, wird die Luft schnell dick. Und wenn keiner von ihnen eine rechte Aufgabe hat, macht das die Situation nicht einfacher.

Reiners' Ansatz ist pragmatisch: "Die Priorität liegt darauf, die Freizeit der Menschen zu organisieren", sagt der Integrationsbeauftragte. Um zu erfahren, was die Menschen gerne unternehmen möchten, will er einen Fragebogen erstellen. Den soll dann ein "Bufdi", ein junger Mensch, der den Bundesfreiwilligendienst absolviert, verteilen. Noch gibt es den nicht, doch Reiners sucht. "Am liebsten wäre mir ein Syrer", sagt der 65-Jährige. Doch es geht nicht nur um Freizeit. "Wir wollen auch erfahren, welche Ziele die Menschen haben, welche Ausbildung sie besitzen und welchen Beruf sie ergreifen möchten", erläutert Reiners.

Nach drei Monaten hat Reiners gelernt, was den Menschen in der Fremde wichtig ist. Und er hat erfahren, wo Probleme liegen. Wichtig ist zum Beispiel das Internet. Möglichst schnell will Reiners in den Unterkünften freies W-Lan verfügbar machen. Der Loosenhof, wo der Integrationsbeauftragte auch sein Büro hat, soll nächste Woche online gehen, die Container gegenüber der Gaststätte "La Bergerie" sollen folgen, ebenso die Unterkünfte auf dem Klinikgelände. Probleme bereitet die Organisation des Alltags. "Wir wollen die Flüchtlinge zusammenbringen und ihnen erzählen, wie man hier zusammenlebt, wie wichtig Sauberkeit und Hygiene sind", erzählt Reiners. Dafür will er eine "Vollversammlung" einberufen. Auf den Fluren der Unterkünfte trifft man übrigens nirgends auf Putzkräfte. "Wir setzen auf Hilfe zur Selbsthilfe", erläutert der Gelderner. Doch nicht bei allem können sich die Menschen aus der Fremde selbst helfen. Es fehlt an Paten, die die Flüchtlingen bei Arztbesuchen begleiten oder mit ihnen gemeinsam Anträge ausfüllen sollen. "Außerdem suchen wir noch jemanden, der sich gut mit Fahrrädern auskennt", sagt Reiners. Dieser Fachmann soll eine Werkstatt aufbauen und den Flüchtlingen zeigen, wie sie Fahrräder reparieren können. Und Reiners will einen vierwöchigen Deutschkurs ins Leben rufen, "damit die Menschen nicht mit leeren Händen dastehen, wenn sie sich bewerben".

Mitte des Jahres wollen Awo und Bürgermeister Peter Driessen eine Bilanz der geleisteten Arbeit ziehen. Dann soll sich entscheiden, ob Reiners' Vertrag im Dezember endet. Oder ober das Rentnerdasein noch ein weiteres Jahr waren muss.

(RP)
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