Kleve Alte Wikinger-Techniken beim Schafschur-Fest im Tiergarten

Kleve · Einmal im Jahr erhalten die Schafe im Klever Tiergarten eine Schur - gestern war es wieder soweit. Im Rahmen des traditionellen "Schafschur-Festes" konnten Besucher diesen "tierischen Frisörbesuch" miterleben und allerhand rund um Schafe und Wolle erfahren. "Wir machen diese Veranstaltung seit rund 15 Jahren, die Resonanz ist immer sehr gut", sagte Tiergarten-Betriebsleiter Dietmar Cornelissen.

 Volker Thomas bei der Schur eines Schafes.

Volker Thomas bei der Schur eines Schafes.

Foto: Gottfried Evers

Geschickt befreite Züchter Volker Thomas aus Pfalzdorf die Schafe von ihrem Fell, im Sommer für die Tiere eine Erleichterung. "Es dauert rund fünf Minuten, je nach Rasse, bis ein Schaf von seiner Wolle befreit ist", erklärte Heinrich Wessendorf, Schafzüchter, Preisrichter und verdientes Vorstandsmitglied des Schafzuchtverbandes Rheinland, der sich mit den blökenden Vierbeinern gut auskennt und die Schur live moderierte. Währenddessen ließen die Schafe die Prozedur ruhig über sich ergehen, auf dem Hinterteil sitzend und den Kopf zwischen den Beinen des Scherers eingeklemmt, war sie schnell vorbei.

"Ihr dürft die Wolle ruhig fühlen", bot Wessendorf den großen und kleinen Besuchern an. Wer wollte, durfte Wolle mitnehmen. "Wenn Sie Blumen pflanzen, legen sie Wolle mit hinein. Einen besseren Dünger gibt es nicht", riet Wessendorf.

Weiter ging es für die Schafe zur "Pediküre", zur Klauen- und Hufpflege. Dazu wurden sie in eine Hilfsvorrichtung aus Metall gelegt, so dass sie alle Viere von sich streckten, und die Tierpfleger die Klauen mit einer Zange bearbeiten konnten. Dann gab's noch ein Wurmmittel ins Maul. "Früher haben die Schäfer den Schafen Haselnuss und Eichenblatt gegen Würmer zu fressen gegeben", erklärte Wessendorf.

Kaum trennen konnten sich die Kinder von den Lämmern. "Die sind so niedlich. Können wir eins mitnehmen", fragte ein Knirps seine Eltern. Der vierjährige Janos van Weelden probierte unter Anleitung von Schafzüchterin Karin Handel-Paul aus, wie Wolle gesponnen wird. "Das ist schon toll, was hier geboten wird. Viele Kinder wissen gar nicht, wie Wolle entsteht, sie kennen die meist nur aus dem Geschäft", sagte seine Mutter. Nebenan zeigte Birgit Klose die alte Wikingertechnik "Nadelbinden". Durch viele Knoten, die mithilfe einer Nadel gemacht werden, entstehen dabei aus der Wolle Socken, Mützen, Westen und Stulpen. Wilhelm Klose spann am Spinnrad. Er trug eine selbst gemachte Weste und Mütze. "Das Verarbeiten von Wolle macht viel Spaß, die Sachen sind herrlich warm", sagte er.

(RP)
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