Kreis Kleve Abwehrwaffen stark nachgefragt

Kreis Kleve · Zur Selbstverteidigung besser Reizgasspray als Schreckschusswaffen.

Das Sicherheitsgefühl der Bürger hat nach den Vorfällen in Köln offenbar auch am Niederrhein deutlich nachgelassen: Immer mehr Menschen erwerben eine frei verkäufliche Waffe. Um sie nicht nur besitzen, sondern auch führen, also bei sich tragen zu dürfen, muss man einen "Kleinen Waffenschein" beantragen.

Im Kreis Kleve ist das ausschließlich über die Polizei möglich. Deren Pressesprecher Manfred Jacobi sagte der RP auf Anfrage, allein in den beiden ersten Wochen des Jahres seien 167 "Kleine Waffenscheine" ausgestellt worden, weitere 78 Anträge lägen vor und würden positiv beschieden. Damit dürfen die Antragsteller dann Schreckschusswaffen bei sich tragen. Um sich im Notfall verteidigen zu können, empfiehlt Jacobi allerdings eher Reizgassprays, denn Schreckschusswaffen vermittelten "eine trügerische Sicherheit". Seiner Einschätzung nach könne ein Angreifer, wenn er eine Waffe auf sich gerichtet sehe - gleichgültig, ob Revolver oder Pistole "echt" oder nur eine Schein-Waffe seien - vielleicht sogar zu noch massiverer Reaktion verleitet werden.

Das Bedürfnis, eine Waffe bei sich zu tragen, war in Deutschland nach den Attentaten an Schulen deutlich gewachsen. 2003 wurde dem Waffengesetz eine neue Regel zugefügt, nach der Signal- und Schreckschusswaffen von jedem ab 18 Jahren gekauft werden dürfen, zum Führen einer solchen Waffe allerdings braucht es den "Kleinen Waffenschein". Den bekommt, wer nicht vorbestraft ist, körperlich und geistig gesund und weder alkohol- noch drogenabhängig ist. Wobei die letztgenannten Voraussetzungen eher Theorie sind, denn der Polizei genügt ein schriftlicher Antrag, wie Jacobi bestätigt.

"Diese Antragsformulare liegen bei uns aus", erklärt Carlo Kemper, Mitarbeiter von "Waffen Schmitt" in Goch. Das Fachgeschäft werde derzeit spürbar häufiger nach Schreckschusswaffen gefragt; man habe sich gut eingedeckt, um die Nachfrage befriedigen zu können. Die Händler müssten die Eignung des Käufers nicht überprüfen, lediglich darauf hinweisen, dass der Kleine Waffenschein zu beantragen sei, um die echt aussehende Waffe, die für 89 bis 250 Euro zu haben ist, mit sich führen zu dürfen. Auch Kemper empfiehlt insbesondere Frauen, die sich abends oder beim Ausgehen sicherer fühlen wollen, eher ein Pfefferspray als eine "Waffe".

(nik)
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