Kalkar 30-Betten-Haus soll Burg Boetzelaer helfen

Kalkar · Um den Unterhalt des Ensembles verdienen zu können, reichen fünf Fremdenzimmer nicht aus. Der Verein Burg Boetzelaer hat beantragt, Hotel, Restaurant und Festsaal bauen zu dürfen. Investor und Betreiber fehlen noch.

 Maximilian Freiherr von Wendt plant ein Hotel an der Burg Boetzelaer.

Maximilian Freiherr von Wendt plant ein Hotel an der Burg Boetzelaer.

Foto: Gottfried Evers

Es ist nicht Größenwahn, sondern Ergebnis nüchterner Betrachtung, was Maximilian Freiherr von Wendt veranlasst hat, die Änderung des Flächennutzungsplan zu betreiben, damit an der Burg Botzelaer ein Hotel gebaut werden kann. "Die Idee dazu ist aus der Not geboren, denn wir wissen seit Jahren, dass unser bisheriges Konzept wirtschaftlich nicht tragfähig ist. Der Verein ,Burg Boetzelaer' hat deshalb einen externen Berater beauftragt, sich den Betrieb anzusehen und ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln", erklärt der Vereinsvorsitzende und Eigentümer der Vorburg. Die Erkenntnis: Nur ein echter Hotelbetrieb plus großem Saal für Veranstaltungen kann den Erhalt des historischen Ensembles langfristig sichern.

Bisher gibt es fünf Gästezimmer im wiederaufgebauten Haupthaus und fünf weitere in der Vorburg - letztere betreibt von Wendt persönlich. Die Gäste können ein Frühstück bekommen, weitere Mahlzeien jedoch nicht, denn es gibt kein Restaurant. Den Wirten der Umgebung gefällt das ganz gut, weiß der "Burgherr", aber ein Großteil seiner Gäste würde sich doch gerne abends in der friedlichen Idylle am Rande von Appeldorn an den gedeckten Tisch setzen. Bislang ist das nur möglich, wenn ein Caterer zu Veranstaltungen ein Buffet liefert. "Hotel" bedeutet im übrigen neben der Möglichkeit, zu schlafen und Mahlzeiten angeboten zu bekommen, von professionellem Personal versorgt zu werden.

"Wir brauchen dringend gute Leute sowohl fürs Housekeeping, als auch für Marketing und Reservierung", weiß von Wendt. Erst müssen die Gäste auf die Burg Boetzelaer aufmerksam werden, und wenn sie dann da sind, darf es an nichts fehlen. "Sie kommen wegen des Ambiente, aber sie erwarten auch Hotelstandard", hat der Unternehmer erfahren müssen. Wenn Erwartungen unerfüllt bleiben, kommen die Kunden nicht wieder.

 Der Plan vermittelt einen Eindruck von der Vorstellung des Freiherrn von Wendt.

Der Plan vermittelt einen Eindruck von der Vorstellung des Freiherrn von Wendt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Für die Dienstleistungen, die Hotelgäste heute erwarteten, sie die Anlage einfach zu klein. Nach Berechnungen des Unternehmensberaters wären mindestens 30 Zimmer und eine Vollgastronomie nötig, zudem ein großer Gesellschaftsraum für 150 Personen. Ein Restaurant, so sehen erste Pläne vor, könnte an die Hauptburg angebaut werden - auf der Seite, wo eine nicht komplett wiederaufgebaute Wand zeigt, dass das Gebäude (absichtlich modern mit viel Glas und Stahl) vor einigen Jahren noch Ruine war. Die 30 Zimmer hingegen sollen in einem Neubau hinter der Vorburg realisiert werden. Ebenfalls nicht historisierend, sondern als Bekenntnis zur heutigen Zeit, aber zumindest mit einem eindeutign Turm. "Die Gäste zahlen schließlich auch für das Gefühl, in einer Burg zu nächtigen", merkt von Wendt an. Der jetzigen Hausherr muss damit seinen Garten und vermutlich auch seine Wohnung opfern.

Der Wiederaufbau von Burg Boetzelaer wurde mit erheblichen Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen ermöglicht; entsprechend mussten eine Menge Förderrichtlinien berücksichtigt werden - vom Denkmalschutz ganz zu schweigen. Zum Beispiel wurde erwartet, dass 80 Prozent der Burg kulturell nutzbar sein müssten, entsprechend finden zahlreiche Konzerte, Lesungen, Ausstellungen statt. Zusätzlich wurde jedoch akzeptiert, dass auch das kommerzielle Vermieten von Räumen statthaft ist, denn der Verein muss Geld verdienen. Deshalb wurde der Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans gestellt, den die Stadt Kalkar inzwischen auf den Weg gebracht hat. 30 Zimmer plus Restaurant und Banketträume: Ein schönes Haus mit einiger Außenwirkung könnte da entstehen. Allerdings gibt es noch keinen Bauantrag, auch noch keinen Betreiber für das künftige Hotel. Nicht einmal ein Investor ist bislang bekannt.

"Ich stehe aber mit verschiedenen Interessenten in Kontakt. Wichtiger war, dass erst einmal eine Machbarkeitsstudien erstellt und die gesetzlichen Vorgaben erfüllt wurden", sagt Freiherr von Wendt. Sein Berater sieht gute Chancen für das Projekt, und auch der Denkmalschutz hat erste Pläne (nach einigen Änderungen) für realisierbar erklärt. Gefallen hat ihm, dass das Hotel auf Grundmauern einer früheren existenten zweiten Vorburg nahe an der umlaufenden Gräfte errichtet werden soll.

"Dann entsteht wieder die Silhouette des 18. Jahrhunderts", freut sich von Wendt.

(RP)
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