Kevelaer Winnekendonks größter Fan wird 80

Kevelaer · Hansgerd Kronenberg ist Rechtsanwalt, Urgroßvater und Ortsvorsteher. Das Golddorf ist seine Heimat und liegt ihm am Herzen. Heute feiert er Geburtstag. Wenn er sich etwas wünschen könnte, dann unter anderem die OW I.

 Hansgerd Kronenberg in seinem geliebten Garten. Zu seinem Geburtstag finden heute eine Dankenmesse und ein Empfang in der Begegnungsstätte statt.

Hansgerd Kronenberg in seinem geliebten Garten. Zu seinem Geburtstag finden heute eine Dankenmesse und ein Empfang in der Begegnungsstätte statt.

Foto: RP-Foto gerhard seybert

Eigentlich ist es seine Aufgabe, Jubilare zu besuchen und ihnen zu ihrem Ehrentag zu gratulieren. "Wir hatten in diesem Jahr angekündigt an die 100 Geburtstage", sagt Hansgerd Kronenberg, Ortsvorsteher von Winnekendonk. Er besucht die Geburtstagskinder ab 80 Jahren, zurzeit geht die Altersspanne bis 102 Jahre.

Heute wird der Ortsvorsteher selber 80 Jahre. Ortsvorsteher ist er schon mehr als die Hälfte seines Lebens, seit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1969, als Winnekendonk zu Kevelaer gezählt wurde. "Ortsvorsteher war ich schon, da war das Gesetz noch gar nicht so weit", sagt Kronenberg und schmunzelt. Offiziell gewählt wurde er 1970. Das erzählt er in seinem Anwaltsbüro. Rechtsanwalt ist der 80-Jährige auch noch. Seit 1968 mit seiner eigenen Kanzlei. Außerdem ist er in so gut wie jedem Verein in seinem Heimatort vertreten. Knapp 35 Jahre lang war er Jugendobmann bei Viktoria Winnekendonk. Kronenberg engagiert sich für das Bildungswerk Winnekendonk, ist Gründungsmitglied des Heimatvereins "Ons Derp" und im Trägerverein der Begegnungsstätte. "Das ist wichtig, um den Laden am Laufen zu halten", sagt der Jubilar.

In seinem Büro der Anwaltspraxis hängt ein Fensterbild, gemalt von Jan de Beyer. Der Maler des 18. Jahrhunderts ist bekannt für seine niederrheinischen Motive. Das Glasbild zeigt, wie könnte es anders sein, Winnekendonk. Kronenberg steht auf und geht nah an das Bild heran. Er zeigt nach rechts, "das Haus nicht", sagt er, sondern das daneben. Da ist er geboren. Seine Frau Gertrud, eine geborene Paris ("wie die Hauptstadt Frankreichs"), die ist nur eine Straße von ihm entfernt aufgewachsen. Wenn er über seine Heimat erzählt, dann ist seine Begeisterung zu spüren. "Das ist eben so", sagt Kronenberg achselzuckend. "Ich bin hier geboren, aufgewachsen, die Wurzeln gehen tief."

Dass Winnekendonk schön ist, ist nicht nur seine persönliche Meinung. Beim Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" (heute: "Unser Dorf hat Zukunft") erhielt der Ort Gold auf Bundesebene und nennt sich seitdem zu Recht "Golddorf". "Wir haben hier ja auch alles", sagt der Ortsvorsteher stolz. Er zählt auf: "Eine schöne Landschaft und eine für die heutige Zeit noch sehr gute Infrastruktur."

Oft sei ihm schon die Frage gestellt worden, wo für ihn der schönste Platz im Dorf ist, sagt Kronenberg. Seine Antwort fällt diplomatisch aus. "Wenn ich auf dem Sportplatz bin, gefällt mir der gut. Wenn ich in der Kirche bin, gefällt mir die gut. Da, wo ich bin, freue ich mich des Lebens."

Dennoch: "Es gibt auch dunkle Flecken, an denen man arbeiten muss", sagt der Ortsvorsteher sachlich. "Das Schlimmste ist die Ortsdurchfahrt, weil sie für die Anwohner strapaziös ist", sagt der Winnekendonker. "Das berühmte Thema OW I." Wenn er sich etwas zu seinem Geburtstag wünschen würde, dann stünde eine Umfahrung von Winnekendonk mit auf der Prioritätenliste. Auch der Bau einer Radwegeverbindung von Winnekendonk nach Wetten und die Fertigstellung des alten Marktes fallen ihm ein. Nach persönlichen Wünschen gefragt, kommt der Familienvater, vierfache Großvater und dreifache Urgroßvater kurz ins Grübeln. "Dass der gute Zusammenhalt in der Ortschaft, in den Vereinen und Gruppierungen bewahrt bleibe", sagt er schließlich.

Für ihn persönlich werde sich mit dem 80. Geburtstag nichts ändern. Er werde weiter als Rechtsanwalt tätig sein, als Ortsvorsteher, für die CDU im Kevelaerer Rat sitzen. "Solange mir die Kraft gegeben wird, werde ich das tun. Das liegt in Gottes Hand", sagt der Jubilar.

Und welchen Stellenwert seine Heimat für ihn hat, wird dadurch deutlich, dass er zu seinem Geburtstag keine Einladungen verschickt hat, sondern alle Menschen Winnekendonks zur Dankmesse und in die Öffentliche Begegnungsstätte eingeladen sind.

(RP)
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