Kevelaer Weiche Klänge gegen metallische Klarheit

Kevelaer · Faszinierende Momente beim Adventskonzert des Kirchenchors "Cäcilia" in Wetten.

 Die Musiker in der beeindruckenden Kulisse der St.-Petrus-Kirche. Nicht weniger beeindruckend waren ihr Spiel und Gesang.

Die Musiker in der beeindruckenden Kulisse der St.-Petrus-Kirche. Nicht weniger beeindruckend waren ihr Spiel und Gesang.

Foto: Seybert

Unter dem Motto "Magnificat - Meine Seele preist die Größe des Herrn" präsentierte sich der Kirchenchor "Cäcilia" zusammen mit dem Rheinischen Oratorienorchester, Lea Brückner (Violine), Ewa Stoscheck (Sopran), Gisela Vos-Ammon (Kempen), Elmar Lehnen (Orgel und Cembalo) unter der Leitung von Biggi Lehnen bei einem Adventskonzert in der St.-Petrus-Kirche.

Nach einem kurzen Orgelintroitus sangen Chor und Gemeinde gemeinsam den Lobgesang "Tochter Zion". Mit dem "Magnificat" von Johann Pachelbel, einer Komposition für vierstimmigen gemischten Chor und Basso continuo, eröffneten Chor und Orchester das Programm.

Der Chor zeigte sich als flexibler, beweglicher Klangkörper und meisterte die Partitur mit Bravour, klang aber bisweilen etwas distanziert und ohne rechte Dynamik. Im Orchester waren größtenteils musikerfahrene Instrumentalisten zu hören, die wie selbstverständlich ein akzentuiertes Spiel pflegten. Zu diesem Eindruck trug auch die sehr natürliche Tempowahl der Dirigentin bei. In der markanten Alt-Arie "Qui sedes ad dexteram Patris" von Antonio Vivaldi hatte Gisela Vos-Ammon Mühe, sich stimmlich gegen das siebenköpfige Streicherensemble durchzusetzen. Dennoch sorgte sie für melodische Plastizität und eine durchaus gewollte Dramaturgie.

Mit dem in Ostpreußen entstandenen Kirchenlied aus dem 17. Jahrhundert "Macht hoch die Tür" stimmten sich Gemeinde und Chor weiter auf den Advent ein. Das "Violinkonzert E-Dur" von Johann Sebastian Bach gestaltete Biggi Lehnen mit Schwung und einem guten Gespür für effektvoll gesetzte rhythmische Akzente. Herrlich weich war ihre Lesart des "Adagio", in dem sie der Solistin Lea Brückner viel Raum gab, ihren Geigenton schweben zu lassen. Die Solistin verzichtete fast vollständig auf den Gebrauch des Vibrato, was bei den hohen Haltetönen zu sehr glasklaren, metallisch dünnen Klängen führte, zu denen das Orchester einen warmen, dunklen Gegenpart bildete.

Schwungvoll spielte das Orchester im "Magnificat" von Vivaldi, ohne dabei übertrieben schneidig zu musizieren. Die solistischen Partien wurden durchweg gut bewältigt, allerdings hätte man sich manche Höhe im Sopran weicher, manche Koloraturen leichter klingend gewünscht. Die Modulation des Chores war auch in den homophonen Partien sehr lebendig. Franz-Josef Vos dankte als Vorsitzender des Kirchenchors allen Akteuren für das Engagement bei der langen Vorbereitungszeit für dieses Konzert.

(usp)
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