Kevelaer Warum die Henschel-Ausstellung boomt

Kevelaer · Kunst ist langweilig? Von wegen. Das Museum in Kevelaer verlängerte gerade die aktuelle Schau mit Werken des Künstlers aus Dülken. Die RP wollte von einigen Besuchern wissen, was sie an den Bildern so fasziniert.

 Museumsdirektor Burkhard Schwering freut sich über die gute Resonanz, auch Paul Bates (r.) ist angetan.

Museumsdirektor Burkhard Schwering freut sich über die gute Resonanz, auch Paul Bates (r.) ist angetan.

Foto: bimo

Die Gäste aus London bleiben vor einem Bild stehen. Die feinen Linien haben es dem Grafikdesigner Paul Bates angetan. "Es ist amazing", sagt er in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. "Es ist großartig" würde der Niederrheiner sagen. Dem Londoner hat es besonders ein Bild angetan, das einen Baum zeigt. "Lebendige Linien", nennt er das, was der Betrachter beim Blick auf das Bild empfindet. Seine Frau mag hingegen die kleinen pastellfarbenen Bilder, zum Beispiel den Frosch mit dem filigranen Muster und den vielen Farben. "Amazing" findet er auch, dass der Künstler einen ganz normalen Beruf hatte. Er war Schlosser, Dreher, Feinmechaniker und Maschinenbauer. "Normalerweise kommt ein Mensch von der Arbeit nach Hause und ist müde oder hat andere Dinge zu tun", sagt Bates. Den Namen des Künstlers, der lange in Dülken lebte hatten er und seine Frau bisher noch nie gehört.

Das geht auch deutschen Besuchern so. Die Ausstellung ist eine Premiere. Erstmals werden die Werke von Heinz Henschel im Kevelaerer Museum gezeigt. Der Künstler ist 2016 gestorben. Fast kommen der Besucherin aus London, Bianca Grunert-Bates, Zweifel, ob der Künstler je vorhatte, für die Öffentlichkeit Kunst zu produzieren. "Die Bilder schauen super von weitem aus, aber dann lösen sich die Mini-Details alle auf", sagt sie. Diese Details, sind sie für den Betrachter, oder nur eine Freude für den Künstler? Mit Akribie hat Henschel bis ins Kleinste Formen gestaltet. "Es ist eine Entdeckungsreise", sagt die Besucherin und ist fasziniert von der Vielfalt. Für einen deutschen Künstler seien etwa die Details über die südamerikanischen Indianer eher ungewöhnlich. Auch damit hat sich Henschel beschäftigt.

 Monika Marach (l.) und Gisela Meis sind fasziniert von den Werken.

Monika Marach (l.) und Gisela Meis sind fasziniert von den Werken.

Foto: bimo

"Erstaunlich", nennt Museumsleiter Burkhard Schwering die Resonanz auf die Ausstellung. Die Dauer der Ausstellung ist verlängert worden, der immerwährende Kalender, der zwölf Arbeiten des Künstlers zeigt, ist mittlerweile vergriffen und wird neu aufgelegt. Die Nachfrage nach einem Katalog zur Ausstellung war so groß, dass Ende März einer erscheinen wird. "Das ist absolut ungewöhnlich", kommentiert Schwering. 120 Werke Henschels sind im Kevelaerer Museum zu sehen, rund 1200 gibt es.

Der Museumsleiter bestätigt den Eindruck der Besucherin aus London. "Henschel hat für sich geschaffen und produziert. Ich glaube, es war noch nicht einmal in seinem Sinne, dass die Öffentlichkeit das zu sehen bekommt." Aber eine Begründung, warum die Kunst dennoch gezeigt wird, hat er auch. "Weil die Qualität so hoch ist. Es wäre eine Verarmung, sie der Öffentlichkeit nicht preis zu geben." Wer einmal durch die Ausstellung geht, werde sofort die Qualität erkennen. Umso erstaunter ist man, wenn man weiß, dass Henschel Autodidakt war. Vor einem kleinen Kunstdruck bleibt Schwering stehen. Er zeigt eine Winterlandschaft, die niederrheinisch anmutet. Diesmal sind keine verspielten Details zu sehen. Das Motiv überzeugt durch Klarheit. Das ist Schwerings Lieblingsbild.

 Bianca Grunert-Bates aus London.

Bianca Grunert-Bates aus London.

Foto: bimo

Besucherin Gisela Meis hat es das Schiffsmotiv angetan. Sie ist selbst Künstlerin, wohnt in Kevelaer und hat ihren Besuch, Monika Marach aus Wachtendonk, direkt mit in die Ausstellung genommen. "Das Schiff hat mich direkt angesprungen, mir gefällt der Stil, die Farben", schwärmt Meis und macht sich auf Spurensuche, schaut sich fasziniert auch die anderen Werke Henschels an. "Ich habe schon viel gesehen, ich war schon in vielen Museen, da hat Kevelaer was Gutes geholt", lobt die Kevelaerer Künstlerin.

 Gerda und Lorenz Packy aus Walbeck meinen: "Er muss viel Fantasie gehabt haben."

Gerda und Lorenz Packy aus Walbeck meinen: "Er muss viel Fantasie gehabt haben."

Foto: Mokwa
Kevelaer: Warum die Henschel-Ausstellung boomt
Foto: bimo

Keine weite Anreise hatten auch Gerda und Lorenz Packy. Sie kommen aus Walbeck. "Er muss viel Fantasie gehabt haben", sagt Lorenz Packy, während er vor einem Bild Henschels stehen bleibt. Er und seine Frau haben Lupen in der Hand. Sich Zeit nehmen, die Bilder auf sich wirken lassen und auch mal ganz nah rangehen, das ist alles bei der Ausstellung gewollt und erwünscht. "Wir haben ganz bewusst Titel bei den Kunstwerken weggelassen. Betrachter und Bild sollen in einen Dialog treten. Der Betrachter soll mitgenommen werden in die Fantasiewelt", lädt Schwering ein, zu einer Reise zwischen den Welten.

(RP)
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