Kevelaer Wans: Retrospektive und Blick nach vorn

Kevelaer · Der Künstler aus Kevelaer hat derzeit eine Einzelausstellung in Berlin. Dort und in einem Buch sind mehr als 40 Malereien aus den vergangenen 35 Jahren versammelt. Und schon arbeitet der 60-Jährige an einem neuen Projekt.

 Paul Wans hält hier das Buch zu seiner derzeit in Berlin zu sehenden Ausstellung.

Paul Wans hält hier das Buch zu seiner derzeit in Berlin zu sehenden Ausstellung.

Foto: Evers

Sie haben sich manches Mal haarscharf verpasst in der Hauptstadt - die Umweltministerin und der Künstler. Doch jetzt hat es geklappt. Die Ausstellung von Paul Wans "Landwirtschaften - Agricultures" in der Berliner LDX Artodrome Gallery wurde von Barbara Hendricks eröffnet. "Das hat sie gut gemacht, das war glaubwürdig", beurteilt der Kevelaerer Maler den Auftritt der Politikerin aus Kleve. So wie er früher in Straelen sei auch sie im ländlichen Milieu groß geworden.

40 Malereien des Kevelaerers aus den vergangenen 35 Jahren sind in der Galerie in Berlin Mitte zu sehen, die laut Wans äußerst selten Einzelausstellungen organisiert. "Ich war mir vorher unsicher, denn Wans ist in Berlin erst mal kein Name", erinnert sich der 60-Jährige. Doch dann sei die Vernissage sehr gut besucht gewesen.

Für den 60-Jährigen war interessant zu sehen, was sich getan hat seit 1982. "Damals hieß Wetten noch Kevelaer 4", so Wans. Und eben das ist der Titel des Bildes, mit dem sich Wans von der Landschaftsmalerei und dem Stillleben abwandte und wo erstmals die Kuh als Motiv ins Spiel kam. Auf "Kevelaer 4" ist nur ihr Hinterteil zu sehen. Es folgten immer mehr Tierdarstellungen. Kühe, Schweine, Schafe und Hühner in Ställen, auf der Weide, an der Melkmaschine, im Schlachthof. Manchmal sind die Details ins Makrohafte vergrößert und wirken beinahe abstrakt. Zunehmend zeigt Wans auf, dass Landwirtschaft immer weniger mit Idylle und mehr mit Industrie zu tun hat. Das zur Ausstellung erschienene Buch macht das auf 100 Seiten mit 80 meist ganzseitigen farbigen Abbildungen deutlich.

Der Querschnitt wurde eher durch Zufall zu einer Art Geburtstags-Nachfeier. Freunde aus dem Rheinland waren bei der Ausstellungseröffnung und ehemalige Schüler, die in Berlin wohnen und Filmemacher sind.

Retrospektive in Berlin und im März 60 geworden - für Wans ist das kein Grund, nicht nach vorne zu blicken. Das nächste Projekt ist schon in Arbeit. In seinem Atelier entsteht das Aquarell "Golden Egg", mit 135 mal 113 Zentimetern eines seiner größten Formate. Mit diesem und zwei bis drei anderen Bildern ist Wans Ende Oktober auf der Kunstmesse in Paris vertreten. "Ich habe ja schon viel erlebt und gemacht, aber dort bin ich noch nie gewesen." Vier Tage wird er im Pariser Kulturviertel verbringen.

Den Kevelaerer reizt es, renommierte Ausstellungsorte zu finden Dabei hilft enorm, dass er seit zehn Jahren durch LDX aus Berlin vertreten wird. "Sonst wäre ich nicht so viel herumgekommen", räumt Wans ein.

Von der Berliner Kunstszene schwärmt er besonders, die habe eine ganz eigene Tradition. "Die Menschen strömen in Scharen ins Museumsviertel, gehen in den Galerien von Ausstellung zu Ausstellung." Das gebe es so nicht in Frankfurt und auch nicht in München. Dabei findet er schön, dass in Berlin alles im unkomplizierten Rahmen verläuft, auch sei das Kunstpublikum mit 30 bis 40 Jahren jünger als anderswo.

Wans sieht sich in diesem Ambiente als jemand aus der Provinz, aber nicht als einer mit schlechteren Chancen. Den Niederrhein hat er mit seinen Ausstellungen zwar hinter sich gelassen, ihm aber nicht den Rücken gekehrt. Der Kevelaerer taucht zwar immer wieder ein in die Hektik der Großstadt. "Doch ich bin immer wieder froh, wenn ich wieder hier bin."

(RP)
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