Kevelaer Vorwurf: Drogenhandel im großen Stil

Kevelaer · Fünf Männer im Alter zwischen 29 und 51 Jahren sollen Marihuana und Kokain über die Grenze geschmuggelt und in Deutschland weiterverkauft zu haben. Teilweise waren sie Mitglieder von Motorrad-Clubs. Gestern startete der Prozess.

 Voll war der Gerichtssaal gestern beim Auftakt der Strafverhandlung gegen fünf Männer, die teilweise von zwei Anwälten vertreten wurden.

Voll war der Gerichtssaal gestern beim Auftakt der Strafverhandlung gegen fünf Männer, die teilweise von zwei Anwälten vertreten wurden.

Foto: gottfried evers

Begleitet von zwei Justizvollzugsbeamten wird der 49 Jahre alte Gocher in den Gerichtssaal geführt. Er trägt eine Sonnenbrille, die Haare sind abrasiert. Die Handschellen klicken, der Mann darf sich setzen. Im Sekundentakt folgen ihm weitere Angeklagte, gleich drei Mal werden Handfesseln aufgeschlossen, die Männer nehmen neben ihren Verteidigern Platz. Der Fünfte auf der Anklagebank wurde einen Tag nach der Festnahme im November vergangenen Jahres aus der Untersuchungshaft entlassen. Der 29-Jährige ist - zumindest wenn es nach der Anklageschrift geht - nur ein kleiner Fisch. Trotzdem soll er Teil der fünfköpfigen Bande sein, die gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben soll. Den Männern im Alter zwischen 29 und 51 Jahren wird vorgeworfen, fast ein Jahr lang in "umfangreiche, grenzüberschreitende Drogengeschäfte verstrickt gewesen zu sein", so der Staatsanwalt. Im Klartext: Die Männer sollen 70 Kilo Marihuana, 45 Kilo Haschisch und ein Kilo Kokain über die Grenze transportiert und in Deutschland verkauft haben - zum Beispiel an den 29-Jährigen aus Kevelaer.

Fast 20 Minuten ist der Staatsanwalt damit befasst, die Anklage vorzulesen, ehe Richter Jürgen Ruby mit der Befragung anfangen kann. Er beginnt mit dem 44-Jährigen aus Goch, der nach seinem Hauptschulabschluss Industriemechaniker lernte. Damals habe er bereits in Haft gesessen, dort seine Ausbildung gemacht und fuhr später Lkw. Bis zu seiner Verhaftung vergangenes Jahr gehörte der Mann dem Motorrad-Rocker-Club Hells Angels an. So wie der 51 Jahre alte Mitangeklagte, der in der JVA Duisburg sitzt. Sein Lebenslauf unterscheidet sich nur unwesentlich von dem des 46-Jährigen: auch Lkw-Fahrer, auch Geldsorgen. Beide seien vom Club ausgestoßen worden, sagen sie, noch in der Nacht der Festnahme am 16 November. Kluft und Abzeichen seien beschlagnahmt worden. Nur der Vorwurf ist beim 51-Jährigen ein anderer: Er soll laut Anklage der Kurier gewesen sein, der die Drogen über die Grenze transportierte. So wie der 46 Jahre alte Kevelaerer, der ebenfalls Mitglied bei einem Motorrad-Rocker-Club war - den Outlaws. Er habe den Club aus eigenen Stücken verlassen, für seine Frau. "Sie stellte mich vor die Wahl, entweder der Club oder sie", erzählt er vor Gericht. Außerdem gibt er zu, selbst Marihuana zu konsumieren - regelmäßig. Ein Problem mit Drogen hat auch der Jüngste im Bunde, der ab September einen Entzug in einer Klinik machen will. Der 29-Jährige soll von den anderen mit Drogen versorgt worden sein, die er weiter an "seinen Kundenstamm verkaufte", so der Staatsanwalt. Der junge Mann aus Kevelaer ist vorbestraft, unter anderem wegen Diebstahls und Trunkenheit am Steuer.

Wie ein roter Faden ziehen sich Schulden und/oder Drogen durch die Lebensläufe der Angeklagten, auch der Niederländer soll seine Probleme gehabt haben. Als Fischverkäufer habe er nicht mehr genug verdient. Er ist der Einzige, der am ersten Verhandlungstag eine Erklärung über seinen Anwalt abgeben lässt, ehe Richter Ruby den ersten Verhandlungstag beendet. Teilweise räumt der Niederländer die Vorwürfe ein, er habe eng mit dem 49-Jährigen aus Goch zusammengearbeitet. Allerdings will er nie Drogen an den 29-Jährigen verkauft haben, und auch zu den anderen Angeklagten habe er keinen Kontakt gehabt. Bei der Durchsuchung seines Wohnwagens wurden knapp 33 000 Euro beschlagnahmt. Wettgewinne, sagt sein Anwalt, und legt Richter Ruby Wettscheine vor. Die allerdings beweisen nur, dass der 46-Jährige auf verschiedene Fußballspiele getippt hat, nicht aber, dass er auch richtig lag. Morgen wird Jürgen Ruby die Befragung fortsetzen. Zwei weitere Termine sind angesetzt.

(RP)
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