Weeze Vier Mal Alarm in Weezer Asylunterkunft

Weeze · Vom Nachmittag bis in die Nacht zündeten Bewohner am Airport immer wieder Textilien an, um Brandmelder auszulösen. Die Motive liegen im Dunkeln. Die Polizei ermittelt. Die Bezirksregierung hält sich bedeckt.

Die verbrannte Waschmaschine auf einem Hof der Flüchtlings-Notunterkunft am Flughafen. Das letzte Feuer wurde mitten in der Nacht gelegt; es hätte zu Verletzten kommen können.

Die verbrannte Waschmaschine auf einem Hof der Flüchtlings-Notunterkunft am Flughafen. Das letzte Feuer wurde mitten in der Nacht gelegt; es hätte zu Verletzten kommen können.

Foto: Thomas Binn

Viele Weezer fragen sich schon, ob ein Feuerteufel umgeht. Dem ist nicht so, doch die Anzahl der Feuerwehreinsätze ist derzeit enorm hoch. Nach den Bränden am Nachtigallenweg und in der Tierpension hielten in der Nacht zu gestern Flüchtlinge in der Asylunterkunft am Flughafen (Euregiopark) die Einsatzkräfte in Atem: Gleich vier Mal wurde die Brandmeldeanlage mutwillig ausgelöst.

Beim letzten Einsatz, der gegen 1 Uhr nachts beendet war, war es nur dem beherzten und schnellen Eingreifen von Wehrleiter Michael Winthuis und einem Kameraden zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passierte. Denn die beiden Feuerwehrleute waren nach den ersten drei Vorfällen, die sich um 16.32 Uhr, 17.58 Uhr und 22.39 Uhr zutrugen, gleich am Flughafen geblieben.

"Wir wollten klären, was für die Flüchtlinge nicht in Ordnung ist, damit die Lage nicht eskaliert", erklärte Michael Winthuis auf RP-Anfrage. Denn bereits bei den ersten drei Einsätzen hatten Asylsuchende in verschiedenen Häusern des Gebäudekomplexes jeweils im Waschraum Socken in die Vertäfelung gesteckt und angezündet, woraufhin die Brandmelder anschlugen.

Beim vierten Einsatz um 23.33 Uhr wurde wohl Kleidung in einer Waschmaschine angesteckt. "Wir sahen sofort die extreme Rauchentwicklung vor Ort und konnten die Sache auch unter Kontrolle kriegen", so Winthuis. "Doch angesichts der vielen Frauen, Kinder und Säuglinge in der Unterkunft war uns schon klar, dass hier auch sehr viel mehr hätte passieren können."

Zuvor hatten sich die beiden Feuerwehrleute mit der Security offenbar auch über eine Aufstockung des Personals unterhalten, als der vierte Alarm das Gespräch jäh beendete.

Nach RP-Informationen soll eine gewisse Unzufriedenheit in der Unterkunft herrschen, die derzeit mit 146 Personen belegt ist. Platz wäre für bis zu 399 Menschen. Weezes Bürgermeister Ulrich Francken wird heute das Gespräch mit den Verantwortlichen bei der Bezirksregierung führen. "So geht das nicht weiter. Es muss was passieren", macht er klar. Man müsse derartige Vorfälle künftig ausschließen können. Dazu müsse man die Ursachen erfahren, und die müsse die Bezirksregierung dann beheben.

"Außerdem kann es nicht sein, dass unsere freiwilligen Feuerwehrleute, die alle Familie und Beruf haben, vier Mal in einer Nacht zum Einsatz an einen Ort müssen. Irgendwann ist doch die Motivation in der Truppe dahin."

Für die soziale Betreuung der Einrichtung ist das Rote Kreuz zuständig, neuer Leiter für diese Aufgabe ist seit Oktober Michael Bosse. Dass es in Notunterkünften Frust und Probleme gebe, sei "auch mit noch so professionellem Personal nicht zu ändern", erklärte auf Anfrage Rot-Kreuz-Sprecher Thomas Braun allgemein gehalten: "Das staut sich auf, da wird ein Ventil gesucht." Durch Betreuung könne man manches auffangen, "aber es hilft alles nichts, wenn ein Asylbescheid acht Monate auf sich warten lässt".

Die Bezirksregierung erklärte gestern, das Personal des Sicherheitsdienstes sei jetzt aufgestockt worden. Man versuche, die Flure zu sichern, "um weite Teile der Unterkunft im Auge behalten zu können". Die Bewohner wurden wegen der Rauchentwicklung innerhalb der Unterkunft umquartiert. Ein Gebäudeteil ist abgesperrt. Zu den "Beweggründen möglicher Tatverdächtiger" könne man wegen der laufenden polizeilichen Ermittlungen noch nichts sagen.

(RP)
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