Weeze Versuchter Mord in Weeze: Opfer hat weiter Angst

Weeze · Als das Opfer bereits aus dem Zeugenstand entlassen war, wollte der Angeklagte überraschend noch etwas loswerden. "Ich möchte sagen, dass es mir sehr leid tut", so der 35-jährige Pole. Er sei froh, dass der Mann, den er in der Nacht vom 31. März auf den 1. April in Weeze von hinten mit einem messerähnlichen Gegenstand niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, heute wieder gesund sei. Der 23-jährige, ebenfalls aus Polen stammende Angegriffene würdigte den mutmaßlichen Täter keines Blickes und antwortete: "Aber ich weiß trotzdem nicht warum."

Das Motiv des 35-Jährigen blieb auch gestern nach der Aussage des Opfers und eines Zeugen, der bei der Tat anwesend war, im Unklaren. Beide konnten sich nicht erklären, warum es den 23-Jährigen traf, der zum Tatzeitpunkt bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitete, deren Mitarbeiter in einem Wohnhaus in der Nähe des Weezer Flughafens untergebracht waren. Zwischen dem Angeklagten und dem Opfer habe es - obwohl beide bis kurz vor der Tat im selben Wohnhaus lebten - kaum Kontakt gegeben. "Entweder er oder ich waren arbeiten", begründete der Geschädigte.

Ein 29-jähriger Zeuge berichtete indes von Unstimmigkeiten im Haus wegen Diebstählen. Das spätere Opfer habe mit dem Konflikt aber eher wenig zu tun gehabt. In der Wohngemeinschaft sei der Angeklagte zudem unter anderem wegen seines teilweise lauten Verhaltens negativ aufgefallen. In der selben Woche, in der auch die Tat geschah, habe sich der 29-Jährige deshalb bei den Chefs der Zeitarbeitsfirma über ihn beschwert. Da der Vertrag des Beschuldigten aber ohnehin auslief, sei nichts weiter unternommen worden. Der Angeklagte selber sagte über seine Anwältin, dass er zum Tatzeitpunkt nichts von einer Beschwerde gewusst habe.

Seit dem Angriff befinden sich Opfer und Zeuge, der dem 23-Jährigen das Leben rettete, in psychologischer Betreuung. "Ich habe einfach Angst", sagte das Opfer. Die äußeren Wunden seien zwar verheilt, aber verarbeitet habe er das Erlebte nicht. Bei seiner polizeilichen Vernehmung, die zum Teil im Widerspruch zu seiner gestrigen Aussage stand, habe er noch unter dem Eindruck des Geschehens gestanden. Beide Zeugen waren sich jedoch einig, dass sie den Täter nicht haben kommen sehen und er unvermittelt zustach. Obwohl die Tat schnell abgelaufen sei und der Beschuldigte eine Strumpfmaske getragen habe, waren sie sich zudem einig, dass der 35-Jährige die Tat begangen habe. Er hatte bereits am ersten Prozesstag gestanden.

(pets)
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