Kevelaer Traumberuf mit viel Wasser und Sonne

Kevelaer · Alexander Zimmer beginnt sein drittes und letztes Ausbildungsjahr als Fachangestellter für Bäderbetriebe. Damit ist er kein Bademeister. Seine Ausbildung gehört zu den vielseitigsten in Deutschland.

 Auch das gehört zur Ausbildung: Alexander Zimmer entnimmt im Freibad an der Dondertstraße in Kevelaer eine Wasserprobe.

Auch das gehört zur Ausbildung: Alexander Zimmer entnimmt im Freibad an der Dondertstraße in Kevelaer eine Wasserprobe.

Foto: Thomas Binn

Noch ist es ruhig am Arbeitsplatz von Alexander Zimmer. Das wird sich schnell ändern. In einer Viertelstunde öffnet das Freibad an der Dondertstraße in Kevelaer, es soll ein sonniger Tag werden. Das bedeutet: viele Gäste und für Alex jede Menge verantwortungsvolle Arbeit.

Wer nämlich denkt, dass der 19-jährige Auszubildende zum Fachangestellten für Bäderbetriebe nur chillig auf einem Stuhl hockt und ab und zu einen Blick auf die planschenden Gäste wirft, der irrt. "Es ist eine der vielseitigsten Ausbildungen in Deutschland", sagt Alex. Und wer ihn Bademeister nennt, der tut ihm Unrecht.

Denn "Masseur und medizinischer Bademeister", das ist dann doch eine ganz andere Ausbildung. Alex lernt als Fachangestellter für Bäderbetriebe alles, was es zu wissen gibt, um einen Badebetrieb am Laufen zu halten. Weil er nicht als Rettungsschwimmer in Malibu am Strand unterwegs ist und mit Meerwasser zu tun hat, muss er auch ganz viel über Chemie und Technik lernen. "Jeden Morgen werden die Wasserwerte kontrolliert", also ob der pH-Wert und die Chlorwerte stimmen. Die Technik wird dann entsprechend eingestellt, damit nicht zu viel und nicht zu wenig Chlor ins Wasser kommt.

Mathe muss Alex auch können. "Zum Beispiel um zu berechnen, wie viel Wasser durch die Rohre fließt, damit man weiß, wann das Becken voll ist. Volumenstrom berechnen ist wichtig", sagt der Azubi. Bevor er seine Ausbildungsstelle angetreten hat, informierte er sich erst einmal ausführlich über den Beruf im Internet. Den Tipp, dass in Kevelaer eine Ausbildungsstelle frei ist, hatte ihm sein Lehrer gegeben. "Der wusste, dass ich viel schwimme und bei der DLRG in Xanten war." Dann hat er sich in Kevelaer beworben und einen Test gemacht. Seine schwimmerischen Fähigkeiten und sein Allgemeinwissen wurden unter die Lupe genommen, und ein Bewerbungsgespräch gab es auch noch. Denn die Persönlichkeit spielt eine besondere Rolle. "Einfühlungsvermögen", nennt es sein Kollege Rüdiger Leimkühler, oder ein Herz für Gäste haben. "Die Kinder sind meistens ganz lieb", antwortet Alex auf die Frage, ob er sich denn ab und zu auch Respekt verschaffen müsse. Und bei den Jugendlichen sei es eher von Vorteil, dass er selbst noch sehr jung ist. "Weil man lockerer miteinander umgeht", sagt der Azubi. Wenn er denen erklärt, warum etwas nicht geht, dann zeigten die in der Regel doch Verständnis.

Der Beruf "Fachangestellter für Bäderbetriebe" ist eigentlich relativ selten in Deutschland, weiß sein Kollege Rüdiger Leimkühler. Allerdings gibt es viele Auszubildende in NRW, weil es dort fünf Schulen gibt. Ausbilder in Kevelaer ist Schwimmmeister Helmut Langenberg.

In seiner Klasse am Franz-Jürgens-Berufskolleg in Düsseldorf ist Alex mit rund 30 Mitschülern, die meisten davon Jungs. "Viele machen die Ausbildung auch, um sich später bei der Polizei oder Feuerwehr zu bewerben", sagt Alex. Denn natürlich lernen er und seine Kollegen auch, Menschenleben zu retten. Für Alex steht jetzt schon fest, dass er nach seiner Ausbildung vermutlich nicht nur Kevelaer, sondern Nordrhein-Westfalen verlassen wird. "In NRW ist es schwer, viele Schwimmbäder schließen, und gerade in NRW werden mehr Leute ausgebildet als in anderen Bundesländern." Berufsperspektiven sieht Alex im Norden und Süden Deutschlands.

Als ausgebildeter Fachangestellter könnte er überall anfangen, wo eine Fachkraft für Bäderbetriebe gebraucht wird. Das kann ein Schwimmbad sein oder ein Hotel mit Pool. Er kann auch Schwimmkurse geben oder Aquafitness anbieten. Auch das gehört zu seiner Ausbildung. Und immer wieder: Schwimmen. "Wir müssen viel trainieren, auf Ausdauer und auf Zeit", erklärt Alex. Wenn es wieder ruhig ist im Freibad, die Badegäste ihre Handtücher aufgerollt haben, dann hat Alex Feierabend und geht ins Wasser zum Trainieren.

"Wenn jemand gerne schwimmt und mit Menschen zu tun hat, dann ist es auf jeden Fall der richtige Beruf", sagt Alex. Und nächstes Jahr, wenn er fertig ist, dann sei auch wieder ein Ausbildungsplatz in Kevelaer frei.

(RP)
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