Kevelaer Traberpark: Hatte Kind Vorerkrankung?

Kevelaer · Nach der Obduktion steht fest, dass das Mädchen an den Folgen der Grippe gestorben ist. Offenbar verlief die Krankheit wegen einer angeborenen Immunschwäche so dramatisch. Aktuell steigt die Zahl der Infektionen im Kreis rasant.

 Die Familie lebt dauerhaft auf der Ferienanlage in Twisteden. Weil es sich um ein früheres Munitionsdepot handelt, waren Proben genommen worden. Es gab aber keinerlei Hinweise auf Belastungen.

Die Familie lebt dauerhaft auf der Ferienanlage in Twisteden. Weil es sich um ein früheres Munitionsdepot handelt, waren Proben genommen worden. Es gab aber keinerlei Hinweise auf Belastungen.

Foto: Seybert

Am Dienstag teilten die Rechtsmediziner das vorläufige Ergebnis der Obduktion mit. Danach steht definitiv fest, was sich schon angedeutet hatte: Das Mädchen hatte sich mit dem Grippevirus infiziert. Es starb schließlich an Herzversagen.

Die Krankheit verlief offenbar so dramatisch, weil die Achtjährige wohl an einer erblichen Immunschwäche litt. Das soll auch bei den fünf Geschwistern der Fall sein. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht. Von Seiten der Polizei Essen hieß es gestern, weitere Untersuchungen sollten zeigen, ob Vorerkrankungen zum dramatischen Krankheitsverlauf geführt haben.

Die Geschwister werden weiter stationär behandelt. An ihrem Zustand habe sich nichts geändert. Wegen der Immunschwäche konnte der Körper des Mädchens die Grippe wohl nicht bekämpfen. Gleichzeitig relativiert der Befund die Sachlage. Denn jetzt ist wohl nicht von einer besonders aggressiven Form der Grippe auszugehen. Das bedeutet, dass das Risiko für Personen, die mit dem Mädchen Kontakt hatten, nicht so hoch ist, ebenfalls so schwer zu erkranken.

Weil es sich bei der Influenza-B-Grippe um eine meldepflichtige Erkrankung handelt, ist das Kreisgesundheitsamt eingeschaltet. Die Behörde hat versucht, schnell alle unmittelbaren Kontaktpersonen des Mädchens zu ermitteln. "Es ging dabei nur um wenige Bekannte und Freunde der Familie, mit allen ist bereits am Ostermontag gesprochen worden", sagt Kreissprecherin Ruth Keuken. Es gehe nur um Personen, die direkten Kontakt mit dem erkrankten Kind gehabt hätten. Das Mädchen und die Geschwister seien noch nicht krank gewesen, als sie noch Schule und Kindergarten besuchten, daher sei auch keine Information der Einrichtungen nötig. Zudem seien in der Schule ja bereits Ferien gewesen. Sollte es noch Personen geben, die direkten Kontakt zu den bereits erkrankten Kindern gehabt haben, könnten diese sich an das Gesundheitsamt wenden.

Allgemein ist auch im Kreis Kleve zu beobachten, dass die Zahl der Grippefälle akut ansteigt. Im vergangenen Jahr gab es 49 Fälle, in diesem Jahr schon 86. Die Grippewelle komme im Moment später und heftiger als in den vergangenen Jahren, berichtet der Klever Kinderarzt Dr. Wolfgang Brüninghaus. Wegen der vielen Erkrankungen gab es bei ihm in der vergangenen Woche einen Tag, an dem nur Kinder mit Fieber einen Termin bekamen, weil der Andrang so groß war. 100 Kinder kamen, am nächsten Tag waren es 95. "Das sind schon sehr viele Fälle", sagt der Kinderarzt, allerdings handle es sich nicht immer um eine "echte" Grippe, sondern auch um grippale Effekte. Anlass zur Panik sieht er nicht. Die Grippe sei hochansteckend, aber nicht jeder werde auch schwer krank. Dass ein Kind sterbe, sei sehr selten.

(RP)
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