Kevelaer Tamilenwallfahrt: Erst kamen 50, heute sind es 10.000

Kevelaer · Kevelaer rüstet sich für einen Höhepunkt des Pilgerjahres. Zahlreiche Gläubige werden erwartet, die aus Sri Lanka stammen.

 Traditionell kommen die Kommunionkinder mit nach Kevelaer.

Traditionell kommen die Kommunionkinder mit nach Kevelaer.

Foto: sey

Am Anfang stand ein Zufall, von dem Camillus Thuraisingham heute überzeugt ist, dass er ein kleines Wunder war. Er wohnte damals in einem Flüchtlingsheim in Oberhausen, nahm am dortigen Gemeindeleben teil und wurde eingeladen, doch zum Jubiläum der Pfarrei mit nach Kevelaer zu fahren. "Vorher hatte ich von dem Ort noch nie gehört, wir fuhren mit 50 Tamilen mit nach Kevelaer und waren direkt beeindruckt von dem Ort", sagt Thuraisingham, der heute im Gemeinderat der Tamilen arbeitet. Nach dem ersten Besuch in der Marienstadt stand für ihn fest: Wir müssen unbedingt mal eine Messe in der Kerzenkapelle feiern. Seitdem ist die Beziehung zwischen den Tamilen und Kevelaer immer enger geworden. Inzwischen ist diese Wallfahrt die größte.

Am Wochenende rechnen die Organisatoren wieder mit rund 10.000 Pilgern. "Dieser unglaubliche Anstieg der Zahl der Wallfahrer von 50 vor 30 Jahren auf jetzt 10.000 wurde durch die Unterstützung von mehreren deutschen Bistümern ermöglicht", so Thuraisingham. Auch die Stadtverwaltung und die Wallfahrtsleitung hätten großen Anteil daran.

Mit Bussen und der Bahn kommen die Tamilen aus ganz Deutschland nach Kevelaer. Auch aus den Niederlanden, Frankreich, England und der Schweiz haben sich Gläubige angekündigt. Etwa 700 werden auch in Kevelaer übernachten, in den Hotels, im Priesterhaus.

In einer großen Fußprozession werden bereits am Freitag etwa 1000 Tamilen vom Bahnhof zum Forum Pax Christ ziehen. Dort wird eine Marienandacht gefeiert.

Wichtigster Tag der Wallfahrt ist der Samstag, dann reisen auch die meisten Besucher an. Um 10.30 Uhr wird der Hauptgottesdienst im Forum Pax Christi gefeiert. Als Hauptzelebrant erwarten die tamilischen Gemeinden den neu ernannten Bischof Justin Gnanapragasam aus der Diözese Jaffna in Sri Lanka.

Traditionell werden die Tamilen zahlreiche Kerzen anzünden, auch sind immer viele Kommunionkinder bei den Feiern dabei.

Zwischen Basilikastraße und Friedensstraße wird ein großer Markt aufgebaut mit tamilischer Küche, bei der sich die Pilger verpflegen können.

Die Wallfahrt ist für die Tamilen auch so etwas wie ein großes Familientreffen. Die meisten sind inzwischen in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland. Die ersten Tamilen waren seinerzeit vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland geflohen.

Längst nicht alle Tamilen, die zur Wallfahrt kommen, sind auch Katholiken. Etwa die Hälfte sind Hindus, denn in Sri Lanka gibt es viele und enge Verbindungen zwischen den beiden großen Religionen. Die Mutterfigur der Maria hat auch bei den Hindus einen hohen Stellenwert, und die Jesuiten, die zur Mission nach Sri Lanka gekommen waren, haben im Gegenzug viele Elemente der dortigen Religion mit aufgenommen. Etwa die vielen Kerzen, die an den Heiligtümern der Hindus brennen.

(zel)
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