Weeze Spürnasen bei der Katastrophen-Übung

Weeze · Die Helfer der Organisation Isar Germany übten am Airport Weeze den Ernstfall. Sie probten, wie sie bei einem Einsatz in einem Erdbebengebiet vorgehen. Vor allem geht es darum, Verschüttete in den Trümmern zu finden und zu bergen.

Weeze: Spürnasen bei der Katastrophen-Übung
Foto: Seybert Gerhard

Ein Haus ist nach einem Erdbeben eingestürzt. Große Trümmerteile haben sich zu Bergen geformt. Dicke Steine, Stahlteile und Betonröhren liegen vor dem Gebäude. Verbeulte Autos ragen halb verschüttet aus einem unübersichtlichen Haufen heraus. Das alles klingt nach einem schlimmen Erdbebengebiet irgendwo weit weg. Tatsächlich befand sich das ganze Szenario aber auf dem Gelände der Training Base Weeze.

Hier übte am Wochenende die Hilfsorganisation Isar Germany die Suche von Verschütteten und die Rettung von in Trümmern eingeschlossenen Menschen. Daran beteilig war eine Hundestaffel mit speziell ausgebildeten Rettungshunden. Die 50 ehrenamtlichen Helfer hatten einen genauen Ablaufplan, bei dem jeder Handgriff sitzen musste und jeder weiß, was er zu tun hat. So ist das augenscheinliche Chaos zu einer gut organisierten Rettungsaktion geworden. Drei Personen mussten in dem "eingestürzten Haus" gerettet werden. Eine davon lag drei Metern tief in einem Betonrohr, eine zweite im Außenbereich und die dritte Person war in den Trümmern verschüttet. Auch die "Verletzten" müssen Schwerstarbeit leisten. Denn bis zu drei Stunden in einem 40 mal 40 Zentimeter kleinen Schacht zu stecken, ist bestimmt nicht so einfach.

 Die "Verschütteten" mussten geborgen werden.

Die "Verschütteten" mussten geborgen werden.

Foto: Seybert

Die Bergungshelfer kommen aus unterschiedlichen Berufsgruppen und bringen so ihr wertvolles Wissen gleich mit. Denn auch wenn sie nur noch Trümmer vorfinden, so müssen doch ein paar Statik-Grundkenntnisse vorhanden sein, um das Leben der Anderen nicht auch noch zu gefährden.

Es ist von Vorteil, wenn man zum Beispiel mit einem Abbruchhammer umgehen kann. Das ist notwendig, um teilweise große Betonwände aufzubrechen, um an die verletzten Personen zu gelangen. Stück für Stück arbeiten sich bis zu fünf Helfer durch diesen kleinen Schacht und müssen immer wieder Trümmerteile und Einrichtungsgegenstände aus dem Weg räumen. Alles ist so realistisch nachgestellt wie möglich. Auch, was die Versorgung des Teams angeht. Bis zu zehn Tage können sich die Helfer autark versorgen. Mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Strom. Eine Wasseraufbereitungsanlage gehört auch zur Ausrüstung. An diesem Übungsfeld dauert es also noch ein wenig, bis die letzte Person gerettet ist.

Der nächste Unfallort ist schon präpariert und wartet auf Hilfe. Eine Meldung per Handy mobilisiert die Helfer. Das Equipment wird verladen (das können bis zu acht Tonnen und mehr sein). Bei einem Auslandseinsatz gibt es vor jeder Einreise auch für die Helfer eine Visakontrolle und die erste Kontaktaufnahme zu dem jeweiligen Regierungschefs.

Dann wird vor Ort im Krisengebiet die Hilfe koordiniert. Wenn mehrere Hilfsorganisationen vor Ort sind, schließen diese sich zusammen, um die Hilfe gemeinsam zu organisieren. Dann wird das Lager aufgebaut. Wenn das steht, geht es raus zum ersten Einsatz. So wie hier bei dem zweiten Übungsfeld. Es ist nur noch ein Haufen Schutt und Stahldrähte zu sehen. Das muss wohl einmal ein Haus gewesen sein. Der erste Kontakt sieht so aus, dass ein Helfer laut "Hallo" ruft und Klopfzeichen absetzt. Dann werden die Rettungshunde los gelassen. Hund Drako schnüffelt sich von unten nach oben über den ganzen Berg. Dann hält er inne und bellt. Das wiederholt er an zwei anderen Stellen noch mal. Es gibt noch Hoffnung für die "Verschütteten".

Im kommenden Jahr wird die Isar Germany eine neue Zertifizierung durch die Vereinten Nationen bekommen. Das geschieht alle fünf Jahre. Hier in Weeze können sie sich gut darauf vorbereiten, denn die Anforderungen sind zu Recht sehr hoch.

(sina)
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