Kevelaer Sorge nach dem Horlemann-Verkauf

Kevelaer · Wenn das Kartellamt dem Vorhaben zustimmt, geht Uedems größtes Unternehmen demnächst im französischen Konzern Vinci Energies auf. Die Brüder Josef und Peter Horlemann wollen verkaufen. Kurs soll weiter Wachstum sein.

Kevelaer: Sorge nach dem Horlemann-Verkauf
Foto: Evers Gottfried

Diese Nachricht hat viele Wegbegleiter kalt erwischt: Dass das Traditionsunternehmen Horlemann von der Gruppe Vinci Energies übernommen wird, hat offenbar bis zur gestrigen RP-Meldung kaum jemand gewusst. Nähere Auskunft zu den Hintergründen will die Geschäftsführung derzeit nicht geben, schickte nur eine kurze bestätigende Pressemitteilung. "Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörde gehen die Anteile der Horlemann Gruppe auf die VINCI Energies über. VINCI S.A. ist ein börsennotierter französischer Konzessions- und Baukonzern", heißt es aus der Uedemer Marketingabteilung.

Als einer der weltweit größten Baukonzerne beschäftigt der französische Konzern über 185.000 Mitarbeiter in rund hundert Ländern. "Die Horlemann Gruppe hat mit dieser Integration die Voraussetzung für ihr weiteres Wachstum im Energiemarkt gelegt. Den Gesellschaftern Peter und Josef Horlemann war es wichtig, die Strukturen und Arbeitsplätze in der Region zu erhalten. Alle 570 Mitarbeiter werden durch die Integration für die wachsenden Aufgaben im Energiemarkt gestärkt." Offenbar wird es vorher im operativen Geschäft auch keine großen Änderungen geben, denn "die Ansprechpartner der Unternehmensgruppe sind für ihre Kunden weiterhin zuständig", heißt es in der Pressemitteilung. Es wird betont: "Das Management der Horlemann Gruppe steht der Übernahme sehr positiv gegenüber."

Insider sagten, das Angebot des französischen Weltunternehmens kam vermutlich zu einem guten Zeitpunkt. Die Geschäftsführer Josef und Peter Horlemann (beide in den 50ern) werden sich so langsam Gedanken um die Fortführung ihres Unternehmens gemacht haben. Es gibt wohl keinen Nachfolger, der für die Betriebsübernahme zur Verfügung stünde. Ein gesundes Unternehmen zu einem guten Preis verkaufen und damit die Chance schaffen, es in die Zukunft zu führen - das könnte die Motivation für die Inhaber sein, die nach RP-Informationen aus der Geschäftsführung ausscheiden werden. In akuter Sorge um die Arbeitsplätze ist auch die Politik in Uedem offenbar nicht, wobei schon die Frage diskutiert wird, wohin künftig die Gewerbesteuer fließt. Denn wenn diese Steuer im Prinzip auch dort anfällt, wo die Wertschöpfung geschieht - Konzerne pflegen Gewinne im Unternehmen zu verschieben, wie es betriebswirtschaftlich sinnvoll erscheint.

Michael Lehmann, Fraktionsvorsitzender der CDU, hat Bürgermeister Rainer Weber gebeten, am Montag im Rat über den Stand der Dinge zu informieren. Im Gespräch mit der Rheinischen Post sagte der Verwaltungschef, auch er habe bis Donnerstag (als auch die Belegschaft informiert wurde) von dem Verkauf nichts gewusst, was aber bei börsennotierten Unternehmen nicht überraschend sei. "Ich kann noch nicht bewerten, welche Auswirkungen die neue Situation auf Uedem haben wird, hoffe natürlich, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Auch die Gewerbesteuer des größten Uedemer Unternehmens spielt für unseren Gemeindehaushalt eine erhebliche Rolle." Michael Lehmann wie auch SPD-Fraktionschef Jörg Lorenz möchten glauben, dass es, wie in der Verlautbarung geschrieben, am Standort Uedem "weiteres Wachstum" geben wird. Entspannt gibt sich übrigens Bernd Börgers von der IG Metall Krefeld. "Ich habe mit dem Konzernbetriebsrat gesprochen und erfahren, dass Vinci Tarifverträge einhält und Mitbestimmung ernst nimmt. Der Betriebsrat in Uedem war hingegen bisher nicht involviert."

Viele Kommunen der Region arbeiten intensiv mit Horlemann zusammen, haben Wartungs- und Reparaturverträge über Stromleitungen, Schaltanlagen, Beleuchtungssysteme. 32 Auszubildende werden ebenfalls mit einiger Unruhe auf weitere Informationen warten.

(RP)
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