Ulrich Terlinden Seelsorger verlässt Kevelaer

Kevelaer · Nach fast sechs Jahren wechselt der 48-Jährige als Pfarrer nach Bedburg-Hau. Die Wallfahrtsstadt sei schon ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz für einen Priester, sagt er.

 Pfarrer Terlinden blickt voraus: Von Kevelaer aus führt ihn der Weg nach Bedburg-Hau.

Pfarrer Terlinden blickt voraus: Von Kevelaer aus führt ihn der Weg nach Bedburg-Hau.

Foto: Gerhard Seybert

Fast sechs Jahre sind Sie in Kevelaer gewesen. Was dachten Sie damals, als Sie erfuhren, es geht nach Kevelaer?

Ulrich Terlinden Ich kenne Kevelaer von Kindesbeinen an, weil ich schon mit meiner Heimatgemeinde hierhin gepilgert bin. Wobei ich als Pilger keinen Kevelaerer kennen gelernt habe. Jetzt habe ich als Priester in Kevelaer eine Innenansicht gewonnen.

Das bedeutet?

Terlinden Kevelaer ist schon ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz für Priester. Wenn man in ein so großes System kommt, mit vielen Geistlichen, Kirchenmusikern und Küstern, dann muss man auch innerlich seinen Ort finden.

Wie sah es denn in Ihrem Inneren aus?

Terlinden Spirituell fand ich Kevelaer als Marienwallfahrtsort reizvoll, auch habe ich Freude an der tollen Orgel, der wunderschön ausgemalten Basilika. Aber die Sicht ist von innen anders als von außen. Wenn man jeden Tag die unglaubliche Orgel hört oder beim täglichen Gang über den Kapellenplatz am Gnadenbild vorbeigeht, ist es nichts Besonderes mehr, das Besondere tritt zurück. Ein Mitarbeiter hat mal dazu gesagt: "Man lebt im toten Winkel der Gnade." Es fühlt sich anders an, wenn man mittendrin ist, das meine ich nicht negativ.

Sie waren Cooperator in St. Marien. Was ist darunter zu verstehen?

Terlinden Eigentlich heißt es Vicarius Cooperator, das sind Priester, die in der Regel schon einmal Pfarrer waren, aber dann in der Funktion eines Kaplans arbeiten. Aber um die Eitelkeit nicht zu kränken, haben sie diese Bezeichnung bekommen. Mein Amt ist offiziell Pastor mit Titel Pfarrer.

Bald sind Sie wieder Pfarrer mit einer eigenen Pfarrei in Bedburg-Hau.

Terlinden Das stimmt, dort warten 8000 Gläubige in sechs Dörfern mit sieben Kirchen und drei Kindergärten auf mich.

Freuen Sie sich darauf?

Terlinden Ja, ich war bereits Pfarrer und genoss meinen eigenen Gestaltungs- und Zuständigkeitsbereich. Man bindet sich stärker, wenn man die letzte Verantwortung trägt. Für uns als zölibatär Lebende kann ich sagen, man hat dann durchaus väterliche Gefühle für eine Gemeinde.

Der Wechsel damals vom leitenden Pfarrer nach Kevelaer, war das schwierig?

Terlinden Wo viele zusammenarbeiten, hat jeder seinen Aufgabenbereich. Wenn man Teil eines großen Systems ist, versucht man, die Aufgabe, die man hat, gut zu machen, auch wenn man seine Fähigkeiten vielleicht woanders sieht. Man muss aber auch Geduld und Bescheidenheit an den Tag legen und manchmal sagen: Das ist nicht mein Bereich, und man darf dem Mitbruder in den seinen nicht reinreden.

Welcher Aufgabenbereich war denn Ihrer?

Terlinden Ich habe bei der Erstkommunion-Vorbereitung Begabungen neu entfaltet. Zwar war ich auch in meiner alten Gemeinde dafür zuständig, aber das war eben eine von vielen Aufgaben. In Kevelaer war die Kinderseelsorge einer meiner Schwerpunkte. Dazu gehörte auch, dass ich Religionsunterricht an der Realschule gegeben habe. Ein Diakon hat mal gesagt, das ist nicht Arbeiten im Weinberg, sondern Arbeiten im Steinbruch. Es waren meine anstrengendsten Stunden. Aber im Nachhinein kann ich sagen: Wir haben uns gekäbbelt und gemocht.

Was war bei der diesjährigen Dackelwallfahrt los? Ein Leser sagte, Sie wären nicht da gewesen.

Terlinden Ich war pünktlich um 16 Uhr am Arche-Noah-Brunnen, da waren Dackel, und da waren Leute. Wir haben die Nicht-Anwesenden mit in unser Gebet eingeschlossen. Der Tag war eng getaktet. Eigentlich hätte ich um 16 Uhr schon im Beichtstuhl sitzen müssen.

Was bleibt von Ihnen in Kevelaer?

Terlinden Ich habe einige Projekte begleitet, wie die Begräbnisse für die fehlgeborenen Kinder. Eine sehr erfreuliche Runde waren die Glaubensgespräche. Die werden von Dr. Gerhard Hartmann weitergeführt.

Wie sieht Ihr neues Leben am neuen Wirkungsort in Bedburg-Hau aus?

Terlinden Ich werde in einem Haus von 1810 ganz in der Nähe der Kirche wohnen. Nur ein paar Meter weiter sind die Felder, durch die ich meine geliebten Spaziergänge machen kann.

Sie klingen sehr zufrieden.

Terlinden Das bin ich auch. Jetzt ist noch zu klären, ob am Haus etwas zu renovieren ist. Ich bin jetzt 48 Jahre alt, es könnte sein, dass ich dort länger wohne.

Es könnte also sein, dass es Ihre letzte Stelle vor dem Ruhestand ist?

Terlinden Das heißt, ich strecke meine Fühler aus. Ich will dem Bischof nicht vorgreifen. Aber ich habe vor, länger in Bedburg-Hau zu bleiben.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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