Weeze Rheinlandtaler für Vincenzo Sacco

Weeze · Der Italiener setzt sich in Weeze seit mehr als 40 Jahren für multinationales Zusammenleben und friedliches Miteinander ein. Auszeichnung und Feierstunde im Rathaus. Erinnerung an die Ankunft und Mahnung für die Zukunft.

 Anne Henk-Hollstein überreichte Vincenzo Sacco den Rheinlandtaler samt Urkunde. Bei der Zeremonie waren auch dabei (von links): Gertrud Kersten, Marita Sacco, stellvertretende Landrätin Hubertina Croonenbroek, Bürgermeister Ulrich Francken, Peter Hohl, Margret Voßeler und Emilio Lolli.

Anne Henk-Hollstein überreichte Vincenzo Sacco den Rheinlandtaler samt Urkunde. Bei der Zeremonie waren auch dabei (von links): Gertrud Kersten, Marita Sacco, stellvertretende Landrätin Hubertina Croonenbroek, Bürgermeister Ulrich Francken, Peter Hohl, Margret Voßeler und Emilio Lolli.

Foto: Gottfried Evers

Seine Italienischkenntnisse, erklärte Weezes Bürgermeister Ulrich Francken, reichten gerade, um ein Eis zu bestellen. Doch groß sei seine Freude über die italienische Lebensart am Niederrhein. Und dabei blickte er vom Rednerpult auf einen Mann, der gestern während der Feierstunde im Ratssaal im Mittelpunkt stand: Vincenzo Sacco. Ihn zeichnete der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für kulturelles und völkerverbindendes Engagement mit dem Rheinlandtaler aus.

In den mehr als 40 Jahren in Weeze hat der Italiener viele Initiativen gestartet. Er sei jemand, der sich jahrzehntelang für Annäherung und interkulturelles Zusammenleben eingesetzt habe, erklärte Anne Henk-Hollstein, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, in ihrer Laudatio. Engagiert habe Sacco sich mit der ihm eigenen Energie: beruflich als Lehrer, aber vor allem ehrenamtlich mit seinen Publikationen und im Verein "Circolo Italiano Amicizia".

1973 kam der damals 25-jährige Sacco von Sizilien nach Weeze, um die Kinder der vielen beim Möbelhersteller Gege-Werke beschäftigten Italiener zu unterrichten. Als die Firma drei Jahre später Konkurs anmeldete, gab es in der Gemeinde nicht mehr genug italienische Schüler, viele der Familien kehrten zurück. Sacco blieb, war Lehrer in Städten wie Haan und Oberhausen. Und in Weeze gründete er 1977 mit anderen den Verein "Circolo Italiano Amicizia". Der entwickelte sich zu einem Forum für den deutsch-italienischen Austausch, förderte das gegenseitige Kennenlernen.

1992 wurde der "Circolo" festgebender Verein der Weezer Kirmes, Sacco war Festkettenträger. "Eine große Ehre in Weeze, die deutlich machte, wie sehr Sie in der Gemeinde geschätzt werden."

Als in mehrfacher Hinsicht bedeutsam bezeichnete die Laudatorin Saccos 2014 erschienenes Buch "Die Geschichte der Italiener in Weeze". Es leiste einen Beitrag für die lokale Geschichte, anhand individueller Schicksale werde Zeitgeschichte lebendig, und es verdichte sich regionale Erinnerungskultur. Das Buch zeige, dass es immer Einzelschicksale und konkretes Handeln seien, die sich hinter Schlagworten wie "Migranten" und "Willkommenskultur" verbergen. Auch erinnerte die Rednerin an die Tätigkeit Saccos als sachkundiger Bürger, als Organisator mehrerer Kunstausstellungen mit italienischen Malern in Weeze und auch an seine eigenen Bilder voll leuchtender und warmer Farben.

"Vincenzo Sacco hat sich vorbildlich eingesetzt für das multinationale Zusammenleben im Rheinland", lobte stellvertretende Landrätin Hubertina Croonenbroek. Sie vergaß in ihrer Rede auch nicht dessen Frau Marita. Sie habe ihn unterstützt und entlastet, wo immer es möglich gewesen sei.

Unter großem Applaus nahm Sacco den Rheinlandtaler samt Urkunde entgegen. In seiner Dankesrede erinnerte er an die vielen Menschen aus südlichen Ländern, die in den 1950er und 1960er Jahren Richtung Norden gezogen seien, um ihren Traum von einer besseren Zukunft zu erfüllen. Es brauche Toleranz, Dialog, Solidarität und gegenseitigen Respekt für eine Welt, in der sich jeder zu Hause fühlen kann.

"Ich widme die Medaille allen, die für die gemeinsamen Ziele standen", schloss der frisch Ausgezeichnete deutsche und italienische Freunde und Bekannte sowie die Familie in seinen Dank ein. Seine Freunde hätten ihn immer wieder zu Taten motiviert. Die Gemeinde, nicht zuletzt der Bürgermeister, sei immer mit Wohlwollen entgegen gekommen.

(RP)
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