Kevelaer Polnische Autodiebe bunkern Fahrzeuge in Kevelaer

Kevelaer · Es ist ein Prozess, der in Berlin gerade für Schlagzeilen sorgt. Dort muss sich eine Bande von mutmaßlichen Autodieben vor dem Landgericht verantworten. Gebunkert hatten sie ihre Beute in Kevelaer.

 In einem dieser Bunker in Twisteden wurden die Fahrzeuge versteckt.

In einem dieser Bunker in Twisteden wurden die Fahrzeuge versteckt.

Foto: zel

Am 3. Februar 2017 wurden die mutmaßlichen Täter in Berlin-Lichtenberg festgenommen. Vier von ihnen sitzen noch in Untersuchungshaft, darunter die Frau. Sie sollen zu einer gut organisierten Tätergruppierung gehören, die selbst Autos entwendeten oder gestohlene Fahrzeuge von anderen abkauften, so sieht es die Anklage.

In Kevelaer sollen die Angeklagten einen Bunker auf der Anlage Den Heyberg in Twisteden angemietet haben. Sie sollen auf Raubzügen im ganzen Rheinland unterwegs gewesen sein und die Fahrzeuge anschließend in dem Bunker untergestellt haben. Bei der Durchsuchung der Halle konnte die Polizei teilweise nur noch die Kennzeichen der Autos sicherstellen.

Nach bisherigen Ermittlungen begann die Diebestour rund um Kevelaer am 22. März 2016 in Moers. Dort soll die Bande einen Porsche 911 gestohlen haben, der sofort in den Bunker gebracht wurde. Auch in diesem Fall fand die Polizei später nur noch die Kennzeichen. Der Wagen war bereits weggebracht worden.

Sichergestellt wurden dagegen ein Citroën DS 5 und DS 4 (gestohlen in Hagen) und zwei Wohnmobile (gestohlen in Puhlheim und Moers). Ansonsten wurden im Bunker Kennzeichen, Typenschilder und Verkaufsschilder weiterer Wagen entdeckt, darunter ein Porsche Carrera 2 und weitere Wohnmobile. Der Bunker, in dem die Autodiebe die Beute lagerten, bis sie wohl mit gefälschten Kennzeichen weiterverkauft wurden, liegt im hinteren Abschnitt von Den Heyberg, dem so genannten Stallbereich. Mitte der 80er Jahre hatte die Nato in Twisteden auf einem 150 Hektar großen Waldstück 325 Bunker gebaut und diese als modernes Munitionsdepot genutzt. Nachdem die Soldaten 1992 abzogen, stand das riesige Gelände leer. Jetzt wird es unter anderem für Ferienwohnungen, als Wohnmobilhafen und verschiedenes Gewerbe genutzt. Die Bunker können gemietet werden. Das haben die mutmaßlichen Autodiebe auch getan.

Auch in Berlin-Köpenick hatte die Bande konspirativ einen Garagenkomplex angemietet. Insgesamt soll das Quartett zwischen Dezember 2014 und seiner Festnahme im Februar dieses Jahres 48 Straftaten begangen haben. Zu den Beutefahrzeugen gehörten mehrere Porsche 911, Jaguar, Range Rover, Fiat-Wohnmobile und Iveco-Lastwagen. Die Fahrzeuge gingen nach Osteuropa. Es geht um 30 Fahrzeuge mit einem Gesamtwert von mehr als 1,5 Millionen Euro. Abzüglich der sichergestellten Wagen wird der Gesamtschaden auf mehr als 600.000 Autos beziffert.

Für das aufwändige Verfahren sind bislang 15 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird erst Anfang des kommenden Jahres erwartet.

(zel)
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