Kevelaer Otmar Alt auf dem Zenit seines Schaffens

Kevelaer · Der Wernigeroder Künstler stellt ab morgen, 8. März, in der Galerie Kocken aus. Der Titel: "Zeichensetzer - Otmar Alt". Anders als in seinen früheren Werken sehen die Besucher nun einzelne, vielfältige Figuren auf einfarbigem Grund.

Erwachsene und Kinder haben gleichermaßen Freude an seinen farbenfrohen Werken; dass sie "Kunst" sind und nicht nur schmückendes Design - das wird bei einem populären Künstler wie Otmar Alt leicht vergessen. Zumal der Westfale auch manche Skulptur für den öffentlichen Raum geschaffen hat, an der Passanten mehr oder minder achtlos vorübergehen. Das Niederrheinische Museum in Kevelaer und die Galerie Kocken widmen Alt jetzt eine große Ausstellung parallel an beiden Orten. Eröffnung ist morgen, 8. März, ab 11 Uhr.

In der Galerie Kocken stellt Otmar Alt schon zum dritten Mal aus - 80 Bilder werden es diesmal sein. Im Museum heißt die Schau "Zeichensetzer - Otmar Alt". Ab 14 Uhr können Interessierte dem Künstler in der Galerie bei einer Signierstunde begegnen. Seit der letzten Ausstellung 2008 ist Otmar Alt in seiner künstlerischen Entwicklung weitere Schritte gegangen, heißt es in der Ankündigung. Bunt wie eh und je sei es heute eine erweiterte Formensprache, die den Betrachter mit auf eine Reise durch eine geheimnisvolle Traum- und Fantasiewelt nehme. Entgegen früheren Werken vor 2012 sieht man nun einzelne, vielfältige Figuren auf einfarbigem Grund. Mit der Malerei auf weißem Grund stellt sich der Künstler auf dem Zenit seines Schaffens einer neuen Herausforderung.

Otmar Alt wurde 1940 in Wernigerode geboren, studierte ab 1960 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin als Meisterschüler von Professor Hermann Bachmann. Später arbeitet er als Bühnenbild-Assistent. Nach kurzer Zeit trennt sich Otmar Alt vom informellen Trend der Zeit und lässt das Figurative, Abbildende in seinen "Puzzlebildern" wieder aufleben. Und er bringt die Kunst zu den Menschen, Fassaden-Entwürfe und Spielzeug entstehen: "Kunst muss etwas Erlebendes und Soziales haben", sagt Alt. Er fertigt Skulpturen in Glas, Holz, Metall, Keramik und Kunststoff. Dann wieder veredelt er Gegenstände aus dem Alltagsleben. So gestaltet er etwa Trinkgläser, Geschirr und Möbel, Fassaden oder Kinderspielzeug. Weiterhin entstehen Entwürfe für die Ausstattung von Theaterstücken, Bühnenbilder und Kostüme.

In seinen Bildern verarbeitet Alt auch Schicksalsschläge: Sein zweijähriger Sohn stirbt, kurze Zeit später seine Frau. In den 80er Jahren brechen Formen und Konturen auf. Die Farben verlieren ihre Deckungskraft, die unruhige Pinselschrift verweist auf die informellen Anfänge. Im Motiv des Menschen setzt sich Otmar Alt mit Hilfe der Metamorphose auseinander. Es werden Fabeln von der "Seltsamkeit des Lebens" erzählt. Die Bilder zeigen nicht nur vordergründig bunt-heitere Fantasiewelten. Die Arbeiten stoßen auch ernste Gedanken an.

Innerhalb der heutigen Kunstszene nimmt Otmar Alt eine Sonderstellung ein. Er lässt sich keiner bestimmten Richtung zuordnen, war nie Teil einer Künstlerbewegung. Er gehört zu den wenigen Künstlern, die es geschafft haben, die Popularität eines umworbenen Nachwuchskünstlers in eine reifere Lebensphase hinüber zu retten. So unbeschwert seine Kunst wirken mag, sie ist der Ausdruck eines empfindsamen, äußerst selbstkritischen und wachen Menschen. Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 12. April.

(RP)
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