Kevelaer Opa Willi wurde schmerzlich vermisst

Kevelaer · Vor der Bushaltestelle in der Friedenstraße hat er seinen Stammplatz. Die Betonfigur der Bodensteins ist Kult.

 Der freundliche Blick ist sein Markenzeichen. Verwundert schaut Opa Willi nach oben, wer ihm wohl die tierische Hinterlassenschaft auf seinem Anzug verpasst hat.

Der freundliche Blick ist sein Markenzeichen. Verwundert schaut Opa Willi nach oben, wer ihm wohl die tierische Hinterlassenschaft auf seinem Anzug verpasst hat.

Foto: Friedel Evers

Opa Willi ist wieder da. Mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht hat er seinen Platz an der Bushaltestelle in der Kevelaerer Friedenstraße wieder eingenommen.

Als der Mann mit dem freundlichen Blick weg war, wurde er vermisst, auch von den Busfahrern, obwohl der Herr mit Hut nie in einen Bus einstieg, sondern stoisch stehen blieb. Das liegt in seiner Natur, denn er ist aus Beton. Von der Friedenstraße ist "Opa Willi" nicht mehr wegzudenken. "Mein Opa hieß Willi", erklärt Trude Bodenstein, wie es zu der Namensgebung kam. "Er hat den Mantel und den Hut an, wie sie mein Opa auch immer anhatte." Liebe auf den ersten Blick sei es gewesen. Dabei war sie eigentlich bei der Betonkünstlerin Bärbel Kolberg aus Meerbusch-Osterath auf der Suche nach einem Betonschaf für den Schwager.

20 Jahre ist es nun her, dass sich der Opa Willi aus Beton in die Herzen der Familie Bodenstein schlich. Anfangs sollte er nur die neu eingerichtete Bushaltestelle verschönern. Sein erstes Auftauchen sorgte allerdings auch für Irritationen. Vom Altenheim gegenüber habe es besorgte Anrufe von Damen gegeben, weil ein Mann immer in ihre Richtung schaue. Jetzt ist Opa Willi längst zur Institution geworden. Trude Bodenstein gibt noch eine anderen Geschichte zum Besten. Sie erzählt amüsiert von einem Fahrradfahrer, der immer freundlich den Mann an der Bushaltestelle gegrüßt hatte, bis er feststellen musste, dass der gar nicht echt ist.

Den Verwechslungseffekt, den findet Künstlerin Bärbel Kolberg schön, wenn ein "vorbeilaufender Passant erst ein zweites Mal hingucken muss, um sich zu versichern, dass es Kunst aus Beton und kein Lebewesen ist". Bei der Künstlerin ging Opa Willi in Kur, weil irgendwelche Halbstarken dem alten Mann übel mitgespielt hatten. "Die unterschätzen das Gewicht", sagt die Künstlerin. Denn Opa Willi ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Pfundskerl.

Bärbel Kolberg freut sich, dass er aus Kevelaer nicht mehr wegzudenken ist. Er hat es einmal sogar schon auf ein Plakat der Stadt Kevelaer geschafft, erinnert sich Trude Bodenstein. "Er ist ja auch so nett und freundlich", sagt sie. "Wenn meine Figuren ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert, ist alles getan", sagt Künstlerin Bärbel Kolberg. Opa Willi hat noch eine Besonderheit. Der Spediteur wollte noch schnell den Vogelkot auf der Schulter des Mannes entfernen. "Nö, nö, das ist extra", musste ihm die Künstlerin erklären. "Das bringt Glück." Außerdem ist das der Grund, warum er so freundlich schmunzelnd nach oben blickt. "Der will die Taube, die das gemacht hat, nicht abschießen oder so", sagt Bärbel Kolberg. Es ist halt ein freundlicher ältererer Herr, und Familie Bodenstein und die Nachbarschaft sind heilfroh, dass er wieder da ist.

Kaum wieder da, wurde ihm allerdings seine Brille geklaut. Trude Bodenstein kennt das schon. Im Winter geht es dem Schal, der ihm um den Hals gelegt wird, genauso. Abhilfe gab es schon durch freundliche Spenden vom Altenheim gegenüber. Aber gerne dürfen auch andere Menschen bei Familie Bodenstein Brillen für Opa Willi abgeben, am besten aus Metall, die können dann angepasst werden.

(RP)
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