Kevelaer Ohne Impfung nicht in die Kita

Kevelaer · Der Bundestag hat ein Präventionsgesetz beschlossen. Danach sollen nicht geimpfte Kinder vom Besuch des Kindergartens oder der Schule ausgeschlossen werden. Erzieherinnen reagieren zurückhaltend, Ärzte fänden es richtig.

 Die Kinder wissen, dass eine solche Riesenspritze wie auf dem Foto für den kleinen Pieks nicht nötig ist, der sie gesund hält. In der evangelischen Kita wie in den anderen Kindergärten wird das Thema Impfen derzeit intensiv diskutiert.

Die Kinder wissen, dass eine solche Riesenspritze wie auf dem Foto für den kleinen Pieks nicht nötig ist, der sie gesund hält. In der evangelischen Kita wie in den anderen Kindergärten wird das Thema Impfen derzeit intensiv diskutiert.

Foto: gottfried Evers

Vor der Aufnahme in den Kindergarten werden Eltern in der Regel aufgefordert, die Impfbücher ihrer Kleinkinder mitzubringen. Wenn daraus allerdings Defizite abzulesen sind, hat das keine direkten Folgen. "Wir lassen uns die Hefte zeigen und werfen auch einen Blick auf die Untersuchungen. Allerdings ist es Sache der Eltern, ob sie ihr Kind impfen lassen", sagt Jennifer Kempen, Leiterin des St. Hubertus Kindergartens in Kevelaer. Rein rechtlich ist das so. Allerdings ist ein Präventionsgesetz in Planung, das eine Änderung bringen könnte: Wenn der Bundestag entsprechend entscheidet, könnte künftig Kindern ohne Impfschutz zeitweise der Besuch von Kita oder Schule untersagt werden.

Ginge es nach Dr. Karl-Heinz Krause, praktischer Arzt in Goch, müssten alle Kinder "durchgeimpft" sein, um Kindergruppen besuchen zu dürfen. "Es geht ja nicht nur um den individuellen Schutz vor gefährlichen Krankheiten, sondern auch darum, dass nicht geimpfte Kinder potenzielle Krankheitsträger sind." Je mehr Menschen in der Gesellschaft keinen Impfschutz haben, desto leichter treten Krankheiten epidemieartig auf. Und sind dann schwerer in den Griff zu bekommen.

Therese Derksen, Leiterin des Kindergartens Sterntaler in Winnekendonk, würde sich wünschen, dass es eine Impfpflicht gibt. "Glücklicherweise ist es in unserer Einrichtung so, dass 100 Prozent der Kinder auch geimpft sind", berichtet sie. Sollte jemand ein Kind ohne Impfschutz anmelden, werde man auf jeden Fall das Gespräch mit den Eltern suchen, um diese vom Sinn der Impfung zu überzeugen.

Auch in den neun Kindergärten der Lebenshilfe Geldern ist es üblich, dass die Eltern das Vorsorgeheft für ihre Kinder vorlegen, sie geben dann auch die Impfungen an. Eine Impfpflicht lehnt Andreas Weyers aber ab. "Es muss in der Verantwortung der Eltern bleiben, ob sie ihr Kind impfen wollen oder nicht", sagt die Fachbereichsleitung der integrativen Tageseinrichtungen der Lebenshilfe Geldern.

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Foto: Techniker Krankenkasse

In der Praxis von Dr. Krause wird derzeit wieder für die Schutzimpfung gegen Masern geworben - auch Erwachsene sollten kontrollieren, ob ihr Impfschutz noch ausreichend ist. Masern sind gefährlich, als Spätfolgen treten gelegentlich sogar Lungen- und tödliche Hirnentzündungen auf. Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Masern, Mumps, Röteln: Die meisten Bürger werden schon im Säuglingsalter dagegen immunisiert; einige der Impfungen müssen später aufgefrischt werden.

"Bei einem Großteil der Flüchtlinge, die zu uns kommen, müssen wir davon ausgehen, dass sie nicht geimpft sind. Mein Team hat in den vergangenen Monaten in den Aufnahmeeinrichtungen in Stenden, Herongen und Duisburg tausende Asylbewerber geimpft", berichtet Krause.

Je nachdem, auf welchem Weg die Flüchtlinge nach Deutschland kommen, kann es durchaus sein, dass sie ohne hinreichenden Impfschutz bleiben. Und damit sich und andere gefährden.

Carsten Thiel, Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Gelderner Krankenhaus, ist ein klare Befürworter des Impfens. "Ich sehe als eine Verpflichtung, zu propagieren, dass Kinder geimpft werden", sagt der Mediziner. Auch er verweist darauf, dass unter anderem durch Flüchtlingskinder Krankheiten zurückkehren, die in unserer Region als ausgerottet galten. Den Vorstoß im neuen Gesetz begrüßt er daher. "Im Interesse der Kinder ist es sinnvoll, nicht geimpfte Kinder etwa bei Fällen von Masern vom Besuch der Schule oder des Kindergartens auszuschließen." Denn die jüngsten Vorfälle hätten gezeigt, welch dramatische Folgen Masern haben könnten. "Wichtig ist, dass es bei der Impfung eine gute Beratung gibt, man muss das Für und Wider abwägen. Ich würde immer zum Impfen raten."

(RP)
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