Kevelaer Neue Seifert-Orgel nimmt Formen an

Kevelaer · Die Pfarrgemeinde St. Arnold Janssen ist in Vorleistung getreten, um den Orgelbauer aus Kevelaer nicht auf sein Geld warten zu lassen. Spenden bleiben nötig: 340 000 Euro fehlen noch.

 Norbert Oeser (rechts) und Reiner Weidemann (Mitte) lassen sich von einem der Seifert-Orgelbauer ein Technik-Detail erläutern.

Norbert Oeser (rechts) und Reiner Weidemann (Mitte) lassen sich von einem der Seifert-Orgelbauer ein Technik-Detail erläutern.

Foto: Gottfried Evers

Kein Gottesdienstbesucher kann das Anliegen übersehen: Große Stellwände im Eingangsbereich der Maria-Magdalena-Kirche weisen auf das Orgelprojekt für die Gocher Hauptkirche hin. Unter anderem über Patenschaften für einzelne Pfeifen oder auch gerne ganze Register soll eine große Summe zusammenkommen: 340 000 der insgesamt 700 000 Euro, die Orgelbau Seifert den Gochern in Rechnung stellte, müssen noch aufgebracht werden. "Weil der Orgelbauer den Preis nicht hätte halten können, bis wir die Summe zusammen haben, sind wir in Vorleistung getreten", berichtet der Vorsitzende des Orgelbauvereins, Norbert Oeser. Er hofft, dass die Gocher durch eifriges Spenden dafür sorgen, dass die Gemeinde ihr Geld zurück bekommt.

"Das Bistum davon zu überzeugen, dass wir die Summe aus der Rücklage entnehmen dürfen, war ein hartes Stück Überzeugungsarbeit", berichtet auch der 2. Vorsitzende des Vereins, Reiner Weidemann. Für die Anschaffung von Orgeln ist das Gemeindevermögen nämlich nicht gedacht. Doch die soliden Finanzen von St. Arnold Janssen haben Münster dann offenbar doch veranlasst, grünes Licht zu geben. Zumal, wie Oeser versichert, noch genügend Geld übrig ist, um die übrigen Aufgaben (etwa die Unterhaltung und den Ausbau der Kindergärten) zu erfüllen. Ein Großteil der Arbeit, die Seifert für Maria Magdalena erbringt, ist schon erledigt und zu sehen: Der Orgelprospekt - die Vorderseite des Pfeifengehäuses - ist bereits auf der Orgelempore aufgebaut. In weiß geölter Natureiche nimmt das Instrument einen Raum von elf Metern Höhe, sieben Metern Breite und vier Metern Tiefe ein. Noch kann man durch das Gehäuse "spazieren", denn ein Großteil der Pfeifen fehlt noch. Sie werden, so der Zeitplan, bis Ende August eingebaut. "Dann wird mit dem Intonieren begonnen. Am 29. November soll Orgelweihe sein; unser Organist Matthias Nobel selbst wird zur Eröffnung spielen", berichtet Oeser. Der Spieltisch steht bereits auf der Empore.

Lange genug hat der Kirchenmusiker auf die Vollendung des Instruments warten und viele Jahre mit einem elektronischen Ersatz Vorlieb nehmen müssen.

Nach 12 000 Arbeitsstunden durch das berühmte Kevelaerer Orgelbauunternehmen wird den Gochern zum Beispiel zum nächsten Weihnachtsfest wieder eine echte Königin der Instrumente zur Verfügung stehen. Etwa 2600 Pfeifen, von der (auf fünf Meter gedrosselten) Zehn-Meter-Holzpfeife bis zur winzigen Zinnpfeife, sind auf 39 Register verteilt. Architektonisch ist der Turmeinsturz vom 24. Mai 1993 aufgenommen: Der winklig gestufte Grundriss und die unregelmäßigen Linien des Prospekts erinnern an die Trümmer, die auch die alte Orgel unter sich begruben. Grundsätzlich sind gotische Formen aufgenommen und umrahmen das Westfenster - die zurückhaltende Farbgebung lässt das Gebilde dennoch sachlich und zeitgemäß wirken.

Gestimmt wird Gochs neue Orgel "französisch-romantisch". Die weite Hallenform der Kirche verlangt nach einer symphonischen Ausrichtung, die, so sind die Orgelbauer sicher, ohne Fernwerk auskommt. "Unsere Orgel wird nicht nur das Gemeindeleben, sondern auch das kulturelle Angebot der Stadt Goch bereichern", ist Norbert Oeser sicher. Orgelkonzerte sind nicht nur etwas für regelmäßige Kirchgänger.

Übrigens hat die Steyler Mission, die neuerdings auch den leitenden Pfarrer von St. Arnold Janssen stellt, das Projekt mit einem erheblichen Betrag unterstützt, stellen Oeser und Weidemann fest.

Wenn der neue Pfarrer Pater Roberto Alda im Spätherbst seinen Dienst aufnimmt, werde das die Spendenfreude wieder anfachen, ist Oeser sicher. Der Pfarrer einer Gemeinde sei doch immer ein wichtiges Zugpferd. Weitere Zuwendungen sind hochwillkommen und gerne auf Konten bei den Gocher Geldinstituten zu überweisen. Auch Mitgliedschaften im Orgelbauverein und Patenschaften helfen weiter.

(RP)
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