Kevelaer "Natur und Kultur" - Name ist Programm

Kevelaer · Der Verein engagiert sich im Achterhoek. Eine Devise lautet: Weniger tun für mehr Leben im Garten. Daheim bei Geschäftsführer Matthias David finden sich viele Beispiele, wie Tiere gut über den Winter kommen können.

 Matthias David und Rainer Verhülsdonk sind auf Gartentour.

Matthias David und Rainer Verhülsdonk sind auf Gartentour.

Foto: Seybert Gerhard

Im Vorgarten hängt die leuchtend weiße Fahne des Vereins "Natur und Kultur im Achterhoek" (Nuk), nach hinten raus ist der Naturgarten von Matthias David, Geschäftsführer des Nuk.

Laubbläser oder Häcksler kommen dem Achterhoeker nicht in den Garten, dafür dürfen Brennnesseln und hüfthohes Gras stehen. Weniger Aufräumen und die Natur machen lassen ist das eine. Aber mit einfach "Nixtun" ist es beim Naturgarten nicht getan. Fundiertes Wissen, welche Pflanze für was gut ist, spielt eine große Rolle, wenn man der Natur was Gutes tun möchte. Was viele sich in den Garten pflanzen, davon verabschiedet sich David gerade. "Bis vor kurzem stand da ein Kirschlorbeer, dem anderen daneben droht auch das Aus", sagt er mit Blick auf die Pflanze. "Grün, Sichtschutz, wächst schnell, das ist alles richtig", fasst der Vorsitzende des Nuk, Rainer Verhülsdonk, die Vorteile zusammen. "Aber auch hochgiftig." David erklärt: "Den Tieren bringt der Kirschlorbeer Null." Stattdessen empfiehlt er die Kornelkirsche. Früchte und Nektar sind bei den Tieren sehr beliebt.

 Simpel, aber eine Wohnung für Wildbienenlarven ist ein abgeschnittener Brombeerast, der am Obstbaum festgesteckt wurde.

Simpel, aber eine Wohnung für Wildbienenlarven ist ein abgeschnittener Brombeerast, der am Obstbaum festgesteckt wurde.

Foto: Gerhard Seybert

David lädt zum Rundgang durch den Garten. In den Metallzaun hat er in Bodennähe Löcher geflext. "Igeltörchen", erklärt er, der Garten soll durchlässig sein. Dass der Weg regelmäßig genutzt wird, zeigt sich am platt gedrückten Gras. Auch Äpfel lässt der Achterhoeker bewusst unter dem Baum liegen, für den Igel. Der freut sich über die Würmer, die sich am Apfel laben.

Nicht nur dem stacheligen Tier zuliebe kommt kein Schneckenkorn in seinen Garten. Die an dem Gift verendete Schnecke schadet dem Igel. "Nur, das sieht man nicht. Der verkriecht sich und ist tot", geben David und Verhülsdonk zu bedenken. Außerdem ist nicht jede Schnecke "schlecht". "Die gebänderte Gehäuseschnecke isst die Eier von der Nacktschnecke auf", sagt Verhülsdonk. Und auch sonst kann man sich den Kreislauf der Natur lieber zunutze machen als einzugreifen.

Bestes Beispiel ist die Brennnessel, die bei David an einigen Ecken steht. Die Brennnessel ist Nahrung für viele Raupen, aus denen später Schmetterlinge wie Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs werden. Die Raupen sind wiederum Nahrung für die Vögel. Der Kreislauf ist bekannt, aber die wenigsten denken dran, wenn sie die Brennnesseln rausrupfen.

Auch Disteln und Sommerblumen sind zu sehen. Zufrieden zeigt David auf einen zerpflückten Blütenstand. Da waren Vögel dran. Unter anderem der Vogel des Jahres, der Stieglitz, liebt diese Sämereien. Wer Nisthilfen aufhängt, der soll daran denken, dass die Vögel etwas zu fressen finden, sagt Verhülsdonk. Nur wenige Meter weiter findet sich ein Baumstumpf. "Jeder andere hätte den weggemacht", ist David überzeugt. Er hat ihn stehen lassen. Ein Specht hat seine Spuren hinterlassen, eine Höhle gebaut und unter der Rinde sichtbar nach Insekten gepickt.

"Wir müssen aufhören zu sagen, was ist nützlich und was ist schädlich", rät Verhülsdonk. "Es muss nicht alles für uns ersichtlich sein." Und so darf in einer Ecke ein großer Stapel Totholz herumliegen. Obwohl, Totholz sei wohl der falsche Ausdruck. "Da wimmelt es vor Leben", sagt David. Und auch der Igel, der sich auf dem Trampelpfad einen Weg gebahnt hat, findet da einen Unterschlupf für den Winter.

(RP)
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