Kevelaer Mit Weihrauch Wallfahrtssaison beendet

Kevelaer · Traditionsgemäß zum 1. November wird die Pilgerpforte der Basilika geschlossen. Die Aufgabe übernahm diesmal der emeritierte Bischof von Erfurt, Joachim Wanke. Viele Gottesdienstbesucher verfolgten den besonderen Moment.

 Bischof Joachim Wanke nahm die Schließung der Pilgerpforte vor. Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann (r.) assistierte.

Bischof Joachim Wanke nahm die Schließung der Pilgerpforte vor. Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann (r.) assistierte.

Foto: gerhard seybert

Die Augen sind alle auf diesen einen Mann gerichtet. Er steht vor dem großen Portal der Marienbasilika. Was er sagt, wird sogar über Lautsprecher übertragen und erschallt weit über den Kapellenplatz. "Wir schließen diese Pforte für dieses Jahr, damit sie sich nächstes Jahr wieder öffnet, als Zeichen für Deine immer offen stehende Barmherzigkeit", sagt Joachim Wanke und meint damit die Barmherzigkeit Gottes.

Dem emeritierten Bischof von Erfurt, Joachim Wanke, wurde die Aufgabe zuteil, die Pilgerpforte für das Jahr 2015 zu schließen. Das Ende der Wallfahrtssaison in Kevelaer ist traditionell am 1. November, am Tag von Allerheiligen.

Die Heiligen, die waren immer wieder auch Bestandteil der Gebete und Fürbitten, die während der Heiligen Messe in der Basilika vorgetragen wurden. Dicht gedrängt saßen die Besucher oder standen in den hinteren Reihen. "Heilige, das sind diejenigen, die im Leben Christus nachfolgen", sagte der Bischof in einem seiner Gebete. "Wir glauben, dass Deine Heiligen bei Dir leben", sagte er im Zwiegespräch mit Gott. "Dahin pilgern auch wir im Glauben."

Organist, Orchester und Chor gestalteten die Messe und machten sie zu einem feierlichem Abschluss der Pilgersaison. Besonderer klanglicher und emotionaler Höhepunkt war das gemeinsam gesungene "Großer Gott, wir loben dich". Als die Gottesdienstbesucher sich dem Gesang des Chores anschlossen, wuchs der Gesang zu einem stimmgewaltigen Gotteslob an, ein passender Dank zum Ende der Wallfahrtszeit.

Wie viele in diesem Jahr die Trösterin der Betrübten aufsuchten, das vermochte Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann nicht zu sagen. Denn nicht immer kommen die Pilger in angemeldeten Gruppen, aus denen sich Zahlen festmachen lassen. Immer mehr Individualpilger machen sich auf den Weg nach Kevelaer. Es sind Hunderttausende, die die besondere Atmosphäre der Stadt spüren wollen, eine Kerze anzünden oder sich an einer der vielen verschiedenen Wallfahrten beteiligen. Die Wallfahrt der Tamilen und die Motorradwallfahrt haben ihren festen Platz im Jahr. Neu waren etwa die Wallfahrt für Menschen mit MS-Erkrankung und die interreligiöse Wallfahrt, die Christen, Juden, Muslime und Hindus gleichermaßen ansprechen wollte. Ein besonderer Fokus lag im Wallfahrtsjahr 2015 auf dem Thema Flüchtlinge. Die Piroge, der Einbaum im Hof neben der Basilika, war Warnung und Aufforderung zugleich, die Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben werden, nicht zu vergessen. Mit der Piroge als Zeichen wurden Spendengelder gesammelt, um die Seenotrettung zu unterstützen. Während des Gottesdienstes bat Pastor Rolf Lohmann Gott im Gebet: "Bringe der ganzen Welt Frieden."

Eine Wallfahrt darf nicht vergessen werden, die der Karnevalisten. Die findet, trotz des offiziellen Endes der Wallfahrtssaison, schon am nächsten Sonntag, 8. November, um 11.45 Uhr in der Basilika statt. Es werden wieder Hunderte von Karnevalisten erwartet.

Gestern war der Blick vieler Menschen auf den Bischof gerichtet. Ein Messdiener trug das Kissen, auf dem der große, goldene Schlüssel lag. "Wir sind auf dem Weg zu Dir, als Pilger, die Halt machen auf den verschiedenen Stationen ihres Lebens", betete der Bischof zu Gott. Die beiden wuchtigen Torflügel wurden geschlossen. Der goldene Schlüssel wurde zurück auf das Kissen gelegt. Der Bischof und alle, die mit ihm aus der Basilika ausgezogen waren, wendeten sich dem Gnadenbild zu, dem Ursprung der Wallfahrt. Dort, wo für Kevelaer alles begann.

(RP)
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