Kevelaer Mit der Natur im Einklang gärtnern

Kevelaer · Auf seinem Hof in Twistenden betreibt Kurt Walter Lau Permakultur. Die Idee geht auf den Australier Bill Mollison zurück. Dabei geht es um weit mehr als nur reine Selbstversorgungs-Mentalität.

 Mit der Gießkanne ist Kurt Walter Lau am Hochbeet unterwegs. Ansonsten überlässt er das Wachsen den Kräften der Natur.

Mit der Gießkanne ist Kurt Walter Lau am Hochbeet unterwegs. Ansonsten überlässt er das Wachsen den Kräften der Natur.

Foto: Thomas Binn

Das Schild fällt auf. "Gentechnikfreie Zone" steht an der Holztür. Dahinter verbirgt sich ein großer, gepflasteter Platz, auf dem sich einige Hochbeete befinden. Kurt Walter Lau hält eine Gießkanne in der Hand. "Die letzte ihrer Art", sagt er und weist auf die orangefarbene Zucchini hin, die sich unter einem Blättergewirr verbirgt. Die Erntezeit für Zucchini ist vorbei. Dafür wuchert das Beinwell noch fleißig, und Lau hat schon neue Ideen, was ins Hochbeet kann. "Feldsalat", sagt er. Denn das ist ein toller Wintersalat.

Solche Hochbeete könne eine Familie mit bis zu vier Personen über den Sommer weitestgehend mit Gemüse und Kräutern versorgen, sagt Lau. Stichwort: Selbstversorgung. Zielgruppe seien insbesondere junge Familien und junge Paare, stellt Lau fest. Für den 62-Jährigen ist das allerdings ein alter Hut. Sein Lebensthema ist Permakultur. Das greift weiter als nur die reine Selbstversorgung. "Unser Denken geht vom Boden aus. Ist der Boden gesund, ist die Pflanze gesund, und der Mensch bekommt daraus alle Nährstoffe." Permakultur steht für dauerhafte Landwirtschaft. Das bedeutet, es wird auf Multifunktionalität Wert gelegt. Klingt kompliziert, das einfachste Beispiel ist der Komposthaufen. Dinge aus der Natur werden wiederverwertet, Kreisläufe genutzt. Es geht aber auch um Erhalt von alten Sorten, um Vielfalt statt Monokultur.

Bill Mollison, Gründer der Permakultur, drückte es so aus: "Permakultur ist ein Tanz mit der Natur, bei dem die Natur führt." Lau erinnert sich. "Anfang der 1980er Jahre habe ich als junger Kerl davon gehört. Ich hatte noch einen langen Bart, es war die Zeit der Friedenbewegung und die Grünen kamen auf", sagt Lau. "Wir waren damals die Spinner." Das Blatt hat sich gewandelt. "Mich freut's total, dass die junge Generation da dran ist", sagt Lau. Wenn man ihm glauben mag, erlebt das Thema gerade eine Renaissance. Seine Frau wundert das nicht. "Im Zuge der vielen Lebensmittelskandale, sind die Leute ans Überlegen gekommen. Es muss auch anders gehen", sagt Gabriele Freitag-Lau. Ihr Mann mahnt: "Es geht alles in die falsche Richtung. Der Niederrhein vermaist immer mehr, der Mais laugt den Boden aus, der wird mit Chemikalien behandelt, die Bodenlebewesen zerstören." Die Permakultur, die jeder in seinem Garten als Selbstversorger betreiben kann, stellt ein Gegengewicht dar.

Von Freitag, 14. Oktober, bis Sonntag, 16 Oktober, findet auf dem Neuenhof der Familie Freitag-Lau ein Seminar zu dem Thema statt. Referent ist Harald Wedig. Kosten: 120 Euro, ermäßigt 90 Euro.

(RP)
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