Weeze Mit dem Liegerad zurück ins Leben

Weeze · 40 MS-Kranke sind mit der Gruppe "Radfahrlust" momentan am Niederrhein unterwegs. Für einige von ihnen ist es das erste Mal seit vielen Jahren, dass sie überhaupt wieder Rad fahren. Die Touren starten von Wemb aus.

 Gute Laune vor der Abfahrt: Die Teilnehmer in ihren Liegefahrrädern bieten ein imposantes Bild, wenn sie in einer langen Reihe durch den Niederrhein fahren. Start ist von Wemb aus. Noch eine Woche wird die Gruppe unterwegs sein.

Gute Laune vor der Abfahrt: Die Teilnehmer in ihren Liegefahrrädern bieten ein imposantes Bild, wenn sie in einer langen Reihe durch den Niederrhein fahren. Start ist von Wemb aus. Noch eine Woche wird die Gruppe unterwegs sein.

Foto: Seybert

Es ist ja nicht die erste Aktion der Gruppe "Radfahrlust". Schon mehrfach war sie in ganz Deutschland unterwegs, um auf das Thema Multiple Sklerose (MS) aufmerksam zu machen. Doch eine Sache hat Organisator Klaus Vock völlig überrascht. "So eine große Unterstützung wie hier in Wemb haben wir noch nirgendwo erlebt", berichtet er begeistert. Die 40 Teilnehmer übernachten im Bürgerhaus Wemb und im Pfarrheim. "Das Haus ist einfach fantastisch, und es ist beeindruckend, welchen Anteil die Wember an unserer Aktion nehmen." So seien bereits Leute vorbeigekommen, die Zutaten fürs Abendessen brachten und ganz spontan ihre Hilfe anboten.

Der Auftakt des einwöchigen Aufenthalts am Niederrhein ist für die Gruppe auf jeden Fall gelungen. Am Montag starteten die 40 Teilnehmern mit ihren Liegrädern zu einer ersten kurzen Tour. Über rund 20 Kilometer ging es bis in die Maasduinen rüber auf die niederländische Seite. Die Fahrt über die Grenze hat auch symbolischen Wert, denn die diesjährige Tour ist überschrieben mit dem Leitwort "Wir fahren nach Europa". Die Begegnungen in der Region sind für die Selbsthilfegruppe wichtig. Daher freut es Vock, dass es bereits am ersten Tag zu solchen Kontakten kam. "Unsere große Gruppe ist ja kaum zu übersehen", erzählt er lachend. Schließlich ist der Konvoi fast 200 Meter lang, der sich jetzt über die Straßen rund um Weeze bewegt.

Für viele Teilnehmer ist es das erste Mal, dass sie nach Jahren wieder einmal Fahrrad fahren. Möglich wird das durch spezielle Zweiräder, die Menschen mit Gleichgewichtsproblem das Radeln wieder erlauben. Sogar halbseitig Gelähmte können mit auf Tour gehen. Ein Teil der Teilnehmer sitzt sonst im Rollstuhl und hat bei der Aktion die Möglichkeit, endlich mal wieder größere Ausflüge zu unternehmen. "Ich habe jetzt hier schon öfter erlebt, dass Teilnehmer mich angesprochen und gesagt haben: Ich bin froh, dass ich mich angemeldet habe." Er blicke nur in strahlende Gesichter.

"Radfahrlust" nimmt auch zwei Tandems mit auf die Tour. Sie geben ganz besonders gehandicapten Menschen die Möglichkeit, trotz ihrer Einschränkung die Fahrten mitzumachen. Alle wollen mit der Tour auch ein sichtbares Zeichen setzen, dass sie den Einschränklungen trotzen, die sie durch MS erleben. Ziel ist es, dass sie durch das Radfahren Lebensfreude, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zurückgewinnen. Es gehe darum, sie "zurück ins Leben" zu bringen, so Vock.

Gestern radelte die Gruppe durch die Heidedörfer Twisteden, Lüllingen, Veert und Wetten nach Kevelaer, wo eine Besichtigung der Basilika auf dem Programm stand. Am Kapellenplatz sorgte die Gruppe natürlich für viel Aufsehen. Am Donnerstag steht die nächste Radtour an, die dann wieder vom Radteam Weeze organisiert wird.

(RP)
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