Kevelaer Licht des Friedens leuchtet in Kevelaer

Kevelaer · Interreligiöse Wallfahrt mit Christen, Juden und Moslems auf dem Kapellenplatz. Eindringliche Mahnungen gegen Hass, Krieg und Gewalt. Kevelaerer Friedens-Appell. Friedenslicht in neuer Stele am Forum Pax Christi entzündet.

 Das Friedenslicht in der neuen Stele brennt. Teilnehmer der Zeremonie waren unter anderem Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann (l.), Ahwad Aweimer vom Zentralrat der Muslime (2.v.l.), Rupert Neudeck (3.v.l.), Bürgermeister Axel Stibi (4.v.r.) und David Caspi von der jüdischen Gemeinde Duisburg.

Das Friedenslicht in der neuen Stele brennt. Teilnehmer der Zeremonie waren unter anderem Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann (l.), Ahwad Aweimer vom Zentralrat der Muslime (2.v.l.), Rupert Neudeck (3.v.l.), Bürgermeister Axel Stibi (4.v.r.) und David Caspi von der jüdischen Gemeinde Duisburg.

Foto: Seybert

Hunderte von Menschen guten Willens waren gestern am Kapellenplatz versammelt. Die meisten von ihnen Zuschauer, einige von ihnen Teilnehmer der ersten interreligiösen Wallfahrt in der Marienstadt. Christen, Juden und Moslems kamen zusammen, um das Miteinander zu zelebrieren, sich gegen Hass, Krieg und Gewalt zu wenden. Nicht immer nahm der Spätnachmittag den Verlauf, der im Programm abgedruckt war. Das tat dem starken Eindruck der Veranstaltung aber keinen Abbruch.

Das Datum dieser Premiere für Kevelaer war nicht zufällig gewählt; es war genau 52 Jahre nach der berühmten Rede "I have a dream" des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King in Washington. Rupert Neudeck, einer der Initiatoren der interreligiösen Wallfahrt, mahnte die Zuhörer: "Wir wollen diesen Traum nicht verdoppeln oder verdreifachen. Der Traum von Frieden muss Wirklichkeit werden." Als Botschaft aus Kevelaer an die Welt wünschte er sich: "Der Frieden muss ausbrechen."

Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann hatte eingangs an der Gnadenkapelle die Friedensfürstin Maria angerufen und aufgefordert: "Lasst uns beten für den Frieden der Erde, denn der Frieden der Erde ist todkrank." Es gehe an diesem Tag darum, dem Elend in der Welt die Gedanken von Frieden, Liebe und Gerechtigkeit entgegenzusetzen.

 Graziella Schazad sang einige Lieder über Gefühle. Sie nahm das Publikum gefangen.

Graziella Schazad sang einige Lieder über Gefühle. Sie nahm das Publikum gefangen.

Foto: Gerhard Seybert

Dass die großen monotheistischen Religionen sich in dieser Absicht gleichen, wurde aus den Beiträgen vor dem Basilikaportal deutlich. "Judentum, Christentum und Islam sind durch Abraham verbunden", sagte David Caspi von der jüdischen Gemeinde Duisburg. Viele seien sich des gemeinsamen Glaubens an einen Gott nicht bewusst, sonst gäbe es nicht so viele religiöse Konflikte. Es seien gemeinsame Gespräche und Aktionen gegen den Missbrauch von Religion nötig. Caspi erwähnte "die alte wunderbare Idee" des Schabbat, des jüdischen Ruhetages. Diese Ruhe könnte in der hektischen Welt gelebt werden, empfahl er.

Ahmad Aweimer, Dialog- und Kirchenbeauftragter im Zentalrat der Muslime in Deutschland, übersetzte und interpretierte ein Koran-Zitat über die Söhne Adams, von denen der eine den anderen ermordete. Gott bescheinige dem, der nicht getötet hat, dass er der Sieger sei. Und: "Wenn einer einen Menschen tötet, ist es, als habe er alle Menschen getötet." Aweimer ermahnte alle, sich für den Weltfrieden einzusetzen. "Allah, gib uns Frieden, Vernunft, Liebe und Barmherzigkeit", bat er.

 Es kam auch zu angeregten Gesprächen, hier zwischen David Caspi und Dr. Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion pro Humanität.

Es kam auch zu angeregten Gesprächen, hier zwischen David Caspi und Dr. Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion pro Humanität.

Foto: Gerhard Seybert

Zu den ungeplanten Programmpunkten zählten der Friedensappell von zwei Muslimas aus Duisburg-Marxloh und die Ansprache von Sidik Turay aus Sierra Leone. Er lebt seit 16 Jahren in Kevelaer und nutzte die Gelegenheit, den Kevelaerern zu danken. "Kevelaer hat mir und meinem Land den Frieden gezeigt."

Viel Musik mit ihrer die Menschen verbindenden Kraft erklang auf dem Kapellenplatz. Graziella Schazad, Tochter einer kurdischen Mutter und eines afghanischen Vaters, nahm mit ihrer schönen Stimme, ihrem Gitarre- und Geigenspiel gefangen. Basilikaorganist Elmar Lehnen holte sie als Begleitung hinzu, als er einen christlichen Choral mit den Tönen des indischen Saiteninstruments Kotamo verband.

Abschluss und Höhepunkt war das Entzünden des permanenten Friedenslichtes in der neuen, von Niklas van Lipzig entworfenen Stele am Forum Pax Christi. Das Friedenslicht wurde zudem an die Vertreter der Religionsgemeinschaften weitergegeben. Darüber hinaus erhielten die Anwesenden den zwei DIN-A-4 Seiten füllenden Kevelaerer Friedens-Appell. "Wir wollen einstehen für eine friedlichere, respektvollere, mitmenschlichere Zukunft", heißt es da.

(RP)
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