Kevelaer Langer Applaus für Bachs Meisterwerk

Kevelaer · Aufführung der H-Moll-Messe in der Kevelaerer Marienbasilika. Dirigent Christian Jeub, das Orchester und die Sänger ließen die immensen Schwierigkeiten der Partitur vergessen.

 Einen grandiosen Rahmen für die Aufführung einer weltberühmten Komposition bot die Marienbasilika in Kevelaer.

Einen grandiosen Rahmen für die Aufführung einer weltberühmten Komposition bot die Marienbasilika in Kevelaer.

Foto: Gottfried Evers

Das Manuskript von Johann Sebastian Bachs (1685-1750) H-Moll-Messe gehört offiziell zum Unesco-Weltkulturerbe. Das Werk gilt als Meilenstein der Musikgeschichte und trug von der Romantik bis zur Gegenwart wie kein anderes den Ruhm Bachs in die Welt. "Wer hätte die Form und das Wesen der Eucharistiefeier je tiefer erfasst als der Protestant Bach?", sagte einst Josef Ratzinger als Papst Benedikt XVI. zu diesem Vokalwerk. Am 472. Todestag von Martin Luther wurde die "H-Moll-Messe, BWV 232" in der Kevelaerer Marienbasilika unter dem Dirigat von Christian Jeub, Leiter der Universitätsmusik Koblenz, aufgeführt.

Der Gürzenich-Chor mit rund 80 Sängern, das Orchester "Concerto con Anima" mit seiner Konzertmeisterin Ingeborg Scheerer und die renommierten Solisten Sibylla Rubens (Sopran), Kai Wessel (Countertenor), Tobias Hunger (Tenor) und Klaus Mertens (Bass) boten dem Publikum eine bewusste Umsetzung konfessionsübergreifenden Glaubens in Musik. Jeubs Interpretationsansatz wartete mit einer authentischen Statik auf. Mit hörbarer Selbstverständlichkeit ließ er die immensen Schwierigkeiten der Partitur vergessen. Die Chorsätze kamen mit rhythmischer Exaktheit daher, die Gürzenicher Sänger verblüfften durch ihre Geschmeidigkeit und erfüllten die hohen Ansprüche des Chorparts in jeder Hinsicht. Alles floss in einer unaufgeregten, wohltönenden Gelassenheit, die sich auf vollkommene technische Beherrschung der einzelnen Sätze stützte.

Das Kyrie begann mit dem vollen Klang des vom Orchester begleiteten fünfstimmigen Chores, das Tempo war getragen (Adagio), die Harmonien spannungsvoll. Das Gloria, in neun Sätze unterteilt, öffnete sich in strahlendem D-Dur, vor allem die Trompeten prägten das Klangbild.

Unterstützt wurden Chor und Orchester von exzellenten Solisten. Besondere Beachtung verdiente dabei der Altus Kai Wessel, der krankheitsbedingt kurzfristig einsprang und der das "Agnus Dei" eindringlich gestaltete. Gleichfalls bemerkenswert war das Duett "Domine Deus" zwischen Tenor und Sopran, die sich nahezu ideal ergänzten. Die Bassstimme zeigte sich souverän, mit überzeugender und erfahrener baritonaler Eleganz. In einem klaren und präsenten Klangbild mit einer überzeugenden Tiefenstruktur intonierten alle Beteiligten makellos und schienen sich einander zu inspirieren.

Besonders faszinierend an der Aufführung war das Talent des Dirigenten, die Stimmungswechsel dieses gewaltigen Werkes so pointiert zu gestalten, dass sich jeder an der Vielfalt dieser Messe erfreuen konnte, die hier auf ihn einströmte. Langanhaltender Applaus belohnte die Künstler.

(usp)
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