Kevelaer Kevelaer setzt ein Friedenszeichen

Kevelaer · Zum ersten Mal ist die Stadt Ziel einer interreligiösen Wallfahrt. Am 28. August versammeln sich Christen, Juden, Moslems und Hindus. Eine Friedens-Stele am Forum Pax Christi wird eingeweiht. Wirkung über den Tag hinaus.

 Gemeinsam für eine gute Sache: Pastor Rolf Lohmann, Auszubildender Niklas van Lipzig, Rudolf Beerden und Ärztin Elke Kleuren-Schryvers (von links) unter der Friedensampel in der Kevelaerer Gnadenkapelle.

Gemeinsam für eine gute Sache: Pastor Rolf Lohmann, Auszubildender Niklas van Lipzig, Rudolf Beerden und Ärztin Elke Kleuren-Schryvers (von links) unter der Friedensampel in der Kevelaerer Gnadenkapelle.

Foto: Thomas Binn

250 000 Menschen wie am 28. August 1963 in Washington werden wohl nicht kommen. Damals hielt der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King vor dieser Riesenmenge in Washington seine berühmte Rede "I have a dream". Unter diesem Motto steht auch die erste interreligiöse Friedenswallfahrt in Kevelaer am Freitag, 28. August, exakt 52 Jahre später. "Nicht die Zahl der Teilnehmer ist entscheidend", meint Wallfahrtsrektor Pastor Rolf Lohmann. "Wichtig ist ein guter Anfang, wichtig ist, ein Zeichen zu setzen."

Frieden, Gerechtigkeit, Toleranz, gegenseitige Achtung - diese Werte sollen nicht nur an diesem Tag beschworen werden, sondern darüber hinaus wirken. Christen, Juden, Moslems und Hindus versammeln sich in den Straßen Kevelaers, um jeder auf seine Art und Weise im Respekt voreinander und in bestimmten Zeitfenstern zu beten. Höhepunkt soll eine von allen Gruppen gemeinsam gesprochene Friedensresolution sein.

Das verbindende Element ist Maria, die laut Lohmann von jeder der vier Religionen verehrt wird. Die Heilige wird darüber hinaus wichtiges Element eines Zeichens, das am 28. August am Forum Pax Christi aufgestellt werden soll: eine Friedens-Stele.

Entworfen hat das rund 2,50 Meter hohe Kunstwerk, das von Norbert Vorfeld angefertigt wird, Niklas van Lipzig. "Ich habe mit den Zeichnungen angefangen, nachdem ich von der Idee einer Friedenswallfahrt gehört hatte", berichtet der 21-Jährige. Basis der Stele wird eine rund 80 Zentimeter durchmessende, abstrakt dargestellte Weltkugel. Aus ihr schlängeln sich gleich aussehende Arme empor. "Sie stehen für die verschiedenen kulturellen Bereiche und Glaubensrichtungen, alle absolut gleichrangig", erklärt van Lipzig. Sie streben einem gemeinsamen Ziel zu, laufen in ineinander liegenden Händen aus, die den Mantel der oben thronenden Maria berühren. Das bedeute: Alle sind gleich, Maria verbindet die Menschen und schafft Frieden. Die Statue steht auf einem Betonfundament, in dem sich viele kleine Steine befinden, die für die Regionen der Erde stehen.

Diese Stele verlängert die Reihe der Friedenszeichen in der Wallfahrtsstadt. Lohmann erinnerte daran, dass das Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" (Consolatrix afflictorum) 1642 in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges aufgestellt worden sei. Sie tröste die Geschlagenen, die Afflicti, bis heute, seien es Kranke, Terroropfer oder Flüchtlinge.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1948, brachte der französische Bischof Pierre-Marie Theas aus Lourdes den Bruderkuss der Verzeihung. Ein Jahr später wurde das Licht aus Lourdes in der Friedensampel der Gnadenkapelle entzündet, wo seitdem jeden Samstag um 8 Uhr eine Messe für den Frieden in der Welt gehalten wird.

Das Licht aus dieser Ampel soll am 28. August an eine Öllampe mitten in der neuen Friedens-Stele weitergegeben werden und dann auch dort durchgehend brennen. Für Wallfahrtsrektor Lohmann ist gut vorstellbar, dass die Stele danach in die Lichterprozession am Samstagabend eingebunden wird.

Und er wünscht sich, dass diese interreligiöse Wallfahrt über den Tag hinaus wirkt. "Wir müssen uns die Hände reichen und dürfen uns nicht durch extreme Gruppen von Versöhnung und Frieden abbringen lassen."

Initiator und Moderator der Friedenswallfahrt ist Rupert Neudeck, der sich seit Jahrzehnten für eine bessere Welt engagiert. Dr. Elke Kleuren-Schryvers kennt ihn von der Arbeit für die Aktion pro Humanität her. "Er hofft, dass am 28. August mehr Frieden in der Welt ausbricht", sagt sie.

(RP)
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