Kevelaer Kellner und Köche dringend gesucht

Kevelaer · Gastwirte und Hoteliers im Gelderland haben immer mehr Probleme, Mitarbeiter zu finden. Die Arbeitsbedingungen schrecken gerade viele junge Leute ab. Manche Chefs haben extrem lange Arbeitstage - oder Öffnungszeiten gekappt.

 Jennifer vom Restaurant Schloss Haag hat alle Hände voll zu tun. Seit Monaten sucht sie Personal. RP-Foto: Heinz Spütz

Jennifer vom Restaurant Schloss Haag hat alle Hände voll zu tun. Seit Monaten sucht sie Personal. RP-Foto: Heinz Spütz

Foto: Kloiber

Jennifer Kloiber seufzt hörbar am Telefon. "Wir suchen alles, - Küche, Service, Reinigung. Es ist nahezu unmöglich, jemanden zu finden." So wie der Chefin vom Restaurant Kloibers im Schloss Haag in Geldern geht es vielen Gastronomen im Gelderland. Es wird für sie immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden.

Ein Problem, das für das Handwerk allgemein gilt. Dieser Meinung ist zumindest Angelika Hoffmann, vom "Straelener Hof". Zu Hause würden die Kinder geschont. "Fürs Arbeiten sind die jungen Menschen dann kaum noch zu haben", sagt die Hotelbetreiberin.

Ähnliche Erfahrungen hat Peter Paliwoda vom Prinzenhof in Kevelaer gemacht. "Wenn sich hier Interessenten melden und hören, dass sie auch am Wochenende arbeiten sollen, dann heißt es immer: Da kann ich eigentlich nicht", sagt er. Die Leute früher seien einfach belastbarer gewesen. "Ich kann schon verstehen, dass im Gastgewerbe Mangel an Mitarbeitern herrscht." Er habe im Prinzenhof das Glück, dass er einen festen Stamm von Mitarbeitern habe, die teilweise schon zehn Jahre und länger da sind. "Auf die kann man sich verlassen." Kellnern im Prinzenhof habe seit jeher eine hohe Qualität mit dem Grundsatz: "Hier geht keiner durstig aus dem Laden."

 Das Team vom Prinzenhof um Peter Paliwoda (rotes T-Shirt) ist schon seit vielen Jahren dabei.

Das Team vom Prinzenhof um Peter Paliwoda (rotes T-Shirt) ist schon seit vielen Jahren dabei.

Foto: Seybert

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zählt im Kreis Kleve noch 51 offene Stellen für angehende Köche, Kellner & Co. Diese Zahlen dürften nur die Spitze des Eisbergs sein, denn viele Gastronomen melden offene Stellen nicht, suchen anderweitig nach Mitarbeitern. "Das Besetzen offener Stellen in der Gastronomie ist schwieriger geworden. Es kommt vor, dass Arbeitgeber keine Bewerbungen erhalten und sie die Stellen nach einiger Zeit nicht mehr veröffentlichen. Selbst Stellen mit günstigen Rahmenbedingungen wie ohne Arbeitszeiten am Abend oder am Sonntag sprechen offenbar kaum Bewerber an", sagt Sabine Hanzen-Paprotta, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Wesel, die auch für den Kreis Kleve zuständig ist.

Im Kreis Kleve waren zum 31. Dezember 2016 insgesamt 2897 geringfügig Beschäftigte in der Gastronomie gemeldet. Das ist in etwa auf Vorjahresniveau. Dagegen ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Gastronomie von Dezember 2015 auf Dezember 2016 um 226 Personen oder 17,8 Prozent zurückgegangen. Han Groot-Obink von Verband Dehoga sieht auch die Arbeitgeber in der Verantwortung, die Jobs attraktiv zu gestalten. "Wir müssen uns um die Mitarbeiter kümmern, mit ihnen planen, wann sie Freizeit brauchen", sagt er.

Akute Personalprobleme gibt es im Hotel "Straelener Hof" nicht. Langjährige Mitarbeiter, die in Ruhestand gehen, werden laut Angelika Hoffmann von mittelalten Kräften ersetzt. Doch der Nachschub an jungen Mitarbeitern droht zu versiegen. Hatte das Hotel einst bis zu 16 Auszubildende, so sind es jetzt noch sechs, davon drei neue. "Es melden sich nicht mehr so viele junge Leute", stellt die Hotel-Chefin fest.

Seit etwa neun Monaten schaltet Jennifer Kloiber für das Restaurant von Schloss Haag Anzeigen und macht Werbung auf Facebook. Eine einzige Anfrage von der Agentur für Arbeit hatte sich schnell erledigt: Der Bewerber hat Arthrose in den Händen. "Man muss für fünf rennen", beschreibt die 36-jährige Restaurantbetreiberin ihre Lage. Bis zu 16 Stunden hat ihr Arbeitstag. Aushilfen und Teilzeitkräfte machen es gerade eben möglich, über die Saison zu kommen. Ein Koch oder eine Köchin seien noch schwieriger zu finden als Servicekräfte. "Junge Leute sind mal ein paar Tage als Kellner hier, bis sie mitkriegen, dass ihre Freunde im Freibad sind, während sie arbeiten."

(RP)
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