Kevelaer Keine Angst vor Särgen und Bestattern

Kevelaer · Im Rahmen der Projektwoche "Sterben, Tod und Trauer" besuchten die Hubertus-Kindergartenkinder Jean Kamps. Licht und Schatten im Beruf des Bestatters, das haben die Kinder und ihre Eltern an diesem Tag handfest erfahren.

 In der Kapelle des Kevelaerer Friedhofs berichtete Bestatter Jean Kamps (rechts) den jungen Gästen von seiner Arbeit.

In der Kapelle des Kevelaerer Friedhofs berichtete Bestatter Jean Kamps (rechts) den jungen Gästen von seiner Arbeit.

Foto: gerhard seybert

Staunendes Stehen bleiben vor der Kapelle auf dem Kevelaerer Friedhof. Dort erwartet Bestatter Jean Kamps schon die Kinder des St.-Hubertus-Kindergartens. Vom gleißenden Sonnenlicht treten die Kleinen in die dunkle Kühle der Friedhofskapelle. Licht und Schatten, darum wird es auch gehen, wenn der Bestatter von seiner Arbeit berichtet. Im Rahmen ihrer Projekttage zum Thema "Sterben, Tod und Trauer" konnten Eltern mit ihren Kindern aus dem Kindergarten auch den Beruf des Bestatters kennenlernen. Erzieherin Miriam Wienhof begleitet Kinder und Eltern an diesem Morgen zum Friedhof.

Automatisch ist es ruhig, als die Kinder die Friedhofskapelle betreten. Nur im Hintergrund läuft vom Band leise Harfenmusik. "Wer war schon einmal hier?", möchte Bestatter Jean Kamps von den Anwesenden wissen. Mehr Erwachsene als Kinder zeigen auf. "Man trifft sich hier, um anschließend zum Grab zu gehen", erklärt der Bestatter und dreht sich in der Kapelle mit den bunten Glasfenstern um. "Hier können auch Blumen aufgebaut werden, manchmal wird auch ein bisschen Musik gespielt."

In der Mitte des Raumes steht ein Sarg, so wie bei einer richtigen Beerdigung. "Hat schon einmal einer von Euch einen Sarg von innen gesehen?", fragt Kamps. Kollektives Kopfschütteln. Zwei mutige Jungen zeigen auf, als es darum geht, wer den Sarg von innen sehen möchte. Als Kamps bedächtig den Deckel des leeren Sargs öffnet, stehen alle auf und werfen einen vorsichtigen Blick hinein. "Sieht aus wie ein Bett", stellt Kamps klar. Er zeigt auf das obere Ende. "Dort kommt noch ein Kopfkissen rein und außerdem eine Decke. Wir sagen ganz bewusst, dass wir den Menschen einbetten", erklärt Kamps. Anhand der Griffe zeigt er ihnen, wie der Sarg von der Friedhofskapelle zum Grab getragen wird. Nur mit vereinten Kräften können die Kinder den Sarg anheben. So nah waren die Kinder einem Sarg noch nie. Der Geruch von Holz liegt in der Luft.

Berührungsängste, Fehlanzeige. Sonja Grave-Stevens hat ihren Sohn Jona begleitet. Der ist sechs Jahre alt und im Hubertus-Kindergarten. Mit dabei sind auch seine Brüder, der einjährige Jenke und der achtjährige Janne, der wollte unbedingt mit. "Weil ich noch nie bei einer Beerdigung dabei war", sagt Janne. Die Mutter findet es gut, dass die Kinder die Erfahrung, was Sarg, Grab und Friedhofskapelle sind, ohne Trauer machen konnten. Trauer, auch darum geht es in der kleinen Berufsvorstellung des Bestatters.

Der Opa eines der Kindergartenkinder ist morgens beerdigt worden. "Wenn Ihr in Urlaub fahrt, müsst Ihr Euch auch von Oma und Opa verabschieden. Wenn Ihr am Grab steht, ist das auch ein Abschied, der ist sehr schmerzhaft", erklärt Kamps an einem frisch ausgehobenen Grab. "Wenn Ihr hört, dass von einem Oma oder Opa gestorben ist, dann geht mit diesem Menschen vorsichtig um, der hat Schmerzen, Herzschmerzen", gibt der Bestatter den Kindern mit auf den Weg.

Und noch etwas gibt er ihnen mit. Mit den Worten "wenn ihr traurig seid, vielleicht hilft das" verteilt er an jedes der Kinder ein Holzkreuz. Mehr andächtig, als neugierig nehmen die Kinder es in ihre kleinen Hände. "Mein Beruf hat aber nicht nur mit Traurigkeit zu tun", fährt der Bestatter in seiner Erzählung fort. "Sondern auch mit Lächeln, etwa wenn man weiß, dass ein Mensch alt oder krank war und man denkt, dass es ihm nach dem Tod besser geht." Deswegen bekommt jedes Kind einen sonnengelben Ball mit einem Smiley geschenkt. Licht und Schatten im Beruf des Bestatters, das haben die Hubertus-Kindergartenkinder und ihre Eltern an diesem Tag handfest erfahren. Danach geht es für alle im Sonnenschein wieder nach Hause.

(bimo)
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