Kevelaer Kein Brot mehr vom "knackigen Egon"

Kevelaer · Die Kevelaerer Traditionsbäckerei bleibt geschlossen. Für immer. Kein Nachfolger gefunden.

 Erika und Egon Kammann sagen den Gästen Adieu.

Erika und Egon Kammann sagen den Gästen Adieu.

Foto: binn

Es gibt kein Zurück mehr. Die Backstube in der Bahnstraße bleibt geschlossen. Es gibt keine "knackigen Kammann-Brötchen" mehr. "Nee, in der Schnelle war das nicht geplant", sagt Erika Kammann, die gute Seele, die immer für ihre Kevelaerer Gäste da war, über den Entschluss, dicht zu machen. Vermissen werden die Kevelaerer und die Touristen aber nicht nur die Backwaren. Der Service der Bäckerei ging weit über den Verkauf von Backwaren hinaus. Wer wissen wollte, wo was in Kevelaer los ist, der bekam in der Bäckerei in der Bahnstraße Antwort. Anlaufpunkt für Touristen sei die Bäckerei gewesen. "Service im Sinne der Kunden, ganz nebenbei", nennt es Erika Kammann. Wer sie reden hört, weiß, der Entschluss ist ihr nicht leicht gefallen. "Der Laden war für mich ein Lebenselixier", sagt sie. Gesiegt hat dann die Vernunft. Ihr Mann Egon ist 73 Jahre, sie 76 Jahre. Vor kurzem hatte sich das Ehepaar vom Nostalgie-Café in der Busmannstraße getrennt. Der Laden läuft unter neuer Leitung weiter. Für die Bäckerei in der Bahnstraße gibt es keinen Nachfolger. "Vor Jahren hatten wir uns schon einmal darum bemüht", erzählt Erika Kammann. Aber wer den Laden übernehmen würde, der müsste nicht nur das Bäckerhandwerk beherrschen. "Er muss schon mit Kevelaer verwachsen sein", beschreibt es Erika Kammann.

Und dann sind da noch die besonderen Backwaren von ihrem Mann Egon. Er war der kreative Part, der Brot mit einer Extraportion Rosinen kreierte, zum Beispiel. Den Geschmack vergessen die Kevelaerer und Auswärtigen nicht. Erika Kammann berichtet von Zuschriften und Anrufen, von Anfragen nach den "knackigen Brötchen" und dem Kümmelbrot. Aber der Laden bleibt zu, die Ära der "knackigen Brötchen", benannt nach der Karnevalsprinzenzeit von Egon Kammann, ist vorbei. Das Haus wird verkauft.

"In Kevelaer zu bleiben, das ist aber oberste Priorität", sagt Erika Kammann mit fester Stimme. Es liegt noch viel Arbeit vor ihr und ihrem Mann. "Ein Geschäft aufgeben ist nicht mal eben den Schlüssel umdrehen", sagt die 76-Jährige mit leichtem Wehmut. Was sie tröstet, ist das Verständnis der Kevelaerer. "Alle Menschen gönnen uns den Ruhestand und noch einige schöne Jahre von Herzen", sagt sie.

(RP)
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