Kevelaer Kammanns geben ihr Nostalgie-Café auf

Kevelaer · Das Bäckerehepaar hat sich mit der gemütlichen Kaffeestube 2008 einen Traum erfüllt. Die Gästebücher sind voll des Lobes. Dennoch ist Erika Kammann am Wochenende zum letzten Mal als Gastgeberin da.

 Samstag ist offiziell der letzte Tag für Erika und Egon Kammann in ihrem Nostalgie-Café. Danach sind sie dort "nur noch" Gast.

Samstag ist offiziell der letzte Tag für Erika und Egon Kammann in ihrem Nostalgie-Café. Danach sind sie dort "nur noch" Gast.

Foto: Thomas Binn

An der Decke hängen Kronleuchter, auf dem Tisch stehen frische Blumen. Erika Kammann bringt dampfenden Kaffee an den Tisch. "Dazu Spekulatius mit extra viel guter Butter." Sie stellt den Teller nicht einfach hin, sondern bietet dem Gast das Gebäck an. Beste Gastgeberqualitäten.

Dabei ist die 76-Jährige bald "nur noch" Gast im Nostalgie-Café in Kevelaer. Samstag ist offiziell der letzte Tag der "kammannschen Ära" an der Busmannstraße. Bleiben wird die Backstube an der Bahnstraße.

Mit dem Nostalgie-Café an der Busmannstraße hatte sich Erika Kamann vor sieben Jahren einen Traum erfüllt. "Da war ich schon 68 Jahre alt, aber mein Mann und ich haben gesagt: ,Das machen wir noch.'" Vorgestellt hatte sie sich ein Café mit "Plüsch und Plumm", gemütlich sollte es sein. "Die Leute sind so gehetzt, die möchten im Café entspannen", lautet das Credo von Erika Kammann. Die Sofa-Sitzecke wurde so beliebt, dass die Menschen vorher anriefen und um Reservierung baten. Wichtig war der Kevelaererin das acht Meter lange Schaufenster. Sie wollte Platz haben für die vielfältigen Backwaren aus der Backstube ihres Mannes Egon. Er ist der kreative Kopf, sie die Frau mit Herz.

Obwohl, ein Verkaufsschlager entstand durch Zufall. Egon Kammann erzählt die Geschichte von den Gesellen, die sich verwogen haben. "Da lag ein Haufen Rosinen in der Maschine und ein bisschen Teig", erinnert sich Kammann an die Geburtsstunde des Vesperstuten mit drei Mal so viel Rosinen wie üblich. Beide, seine Ehefrau und er, lachen. Das machen sie gerne zusammen. Ein bisschen Wehmut ist aber auch dabei.

Vermissen wird Erika Kammann zwar nicht die Organisation: zu überlegen, was am nächsten Tag benötigt wird. Vermissen wird sie die Kunden. Die haben in den Gästebüchern ihre Stimmen hinterlassen. Diese Bücher nimmt Erika Kammann gerne abends zur Hand, wenn ihr die Füße schmerzen. Denn von Montag bis Sonntag, von 8 bis 20 Uhr, war das Nostalgie-Café ihr Leben.

So ganz ohne die Gäste kann sie nicht. Deswegen werde sie sich öfters in der Backstube an der Bahnstraße blicken lassen, verspricht sie. Außerdem habe sie nun mehr Zeit für soziale Kontakte.

Obwohl, an Geselligkeit hat es ihrem Mann und ihr nie gemangelt. An der Wand des Nostalgie-Cafés hängt ein Foto, das Egon Kammann als Prinz Karneval "Egon, den Knackigen" zeigt. Kammann ist außerdem stellvertretender Bürgermeister. Langeweile nach der Übergabe des Nostalgie-Cafés? Fehlanzeige.

Übernehmen wird das Café an der Busmannstraße Reiner Scholten. Bevor er als neuer Inhaber beginnt, verabschieden sich Erika und Egon Kammann am Sonntag noch mit einer kleinen Feier in den Räumen des Nostalgie-Cafés. Von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends kann in Erinnerungen geschwelgt werden. Dann schließt am 1. November nicht nur die Pilgerpforte, sondern auch ein Kapitel vorbildlicher und sehr herzlicher Kevelaerer Gastfreundschaft.

(RP)
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