Kevelaer Jäger befürchten düstere Zeiten

Kevelaer · Ende Mai ist das neue NRW-Jagdgesetz im Landtag beschlossen worden. Während Naturschützer die Novelle generell befürworten, hagelt es von den Jägern im Kreis Kleve heftige Kritik. Die Kreis-Abgeordneten haben dagegen gestimmt.

 Etwa 1750 Mitglieder stark ist der Verband der Jäger im Kreis Kleve. Viele sind nach Einführung des neuen NRW-Jagdgesetzes verunsichert.

Etwa 1750 Mitglieder stark ist der Verband der Jäger im Kreis Kleve. Viele sind nach Einführung des neuen NRW-Jagdgesetzes verunsichert.

Foto: Busch

Es hat ihnen nichts genutzt: Auch eine Demonstration von rund 15 000 Jägern gegen das neue Jagdgesetz in NRW hat die Landesregierung nicht umgestimmt, das Vorhaben umzusetzen. Am 29. April hat der NRW-Landtag die Änderung mit 137 Ja-, 86 Neinstimmen und drei Enthaltungen beschlossen. Rund 100 Änderungspunkte sind in dem Paket enthalten, seit Mai ist das Gesetz in Kraft. Somit müssen sich auch die Grünröcke im Gelderland in vieler Hinsicht umgewöhnen.

"Manche Änderungen haben bereits dazu geführt, dass Pachtverträge nur noch unter Vorbehalt abgeschlossen werden", sagt Gerhard Thomas, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. 1750 Mitglieder sind im Kreisverband organisiert, viele von ihnen seien verunsichert, sagt Thomas. So ist zukünftig unter anderem die Fangjagd massiv erschwert worden. "Es dürfen nur noch Lebendfallen verwendet werden, und diese müssen mit einem entsprechenden Sensor versehen sein", sagt Thomas. Wenn dieser Alarm schlägt, müsse die Falle in der Regel unverzüglich kontrolliert werden. Gerade für Berufstätige oder solche, die Jagd auf nachtaktive Tiere machen, sei das ein Problem, meint Thomas.

Die Baujagd, bei der man zum Beispiel Füchse in deren Bauten gejagt hat, ist mit den Änderungen verboten worden. "Man hat den Bau als Rückzugsort der Tiere für besonders schützenswert erklärt", sagt Thomas. Man arbeite an Kulissen, die Kunstbauten für Füchse vorsehen. "Wir versuchen, dass dann wenigstens darin die Jagd fortgesetzt werden kann", meint Thomas. Ein weiterer Punkt, der die Gemüter erhitzt: Katzen dürfen künftig nicht mehr geschossen werden. Bisher war der Abschuss erlaubt, wenn sich Katzen 200 Meter entfernt von der Bebauungsgrenze aufhielten. Befürworter argumentieren, dass streunende und wild lebende Katzen eine Gefahr für Vögel und Bodenbrüter seien. Die Zahlen sind aber gering. Im Jagdjahr 2013/14 wurden 7595 Katzen in NRW erlegt.

Jäger wie Gerhard Thomas ärgert vor allem die mangelnde Kommunikation, und dass es kaum Übergangszeiten gegeben habe. "Mit Ausnahme der bleihaltigen Munition sind alle Änderungen von einem Tag auf den nächsten rechtsgültig geworden. Inklusive aller neuen Nachweise, die man erbringen muss." Jeder einzelne Jäger müsse informiert werden, jeder muss die Möglichkeit haben, die entsprechenden Nachweise zu erbringen. "Das verursacht alles Mehraufwand. Dabei machen es die meisten von uns ja nicht hauptberuflich", sagt Gerhard Thomas. Die beiden CDU-Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Kleve, Günther Bergmann und Margret Voßeler, haben gegen das Gesetz gestimmt. "Es spricht den Jägern über die Maße die Kompetenzen ab, bestimmte Dinge zu entscheiden", sagt Bergmann. Außerdem werfe er den Gesetzesmachern vor, "nicht ganz ehrlich mit den Jägern gespielt zu haben". Zunächst habe man einen Entwurf vorgelegt und versichert, auf Wünsche seitens der Jägerschaft einzugehen. Beim Entwurf, der auch zur Abstimmung gekommen ist, sei davon aber nicht mehr viel zu spüren gewesen.

Volkhard Wille, Vorsitzender der Nabu-Naturschutzstation Kranenburg, kann die Aufregung um das neue Gesetz nicht ganz nachvollziehen. "Generell halten wir es für zeitgemäß. Eine Reihe von Reformen sind begrüßenswert", sagt Wille. Etwa, dass die Liste bejagbarer Arten bereinigt worden sei. "Man muss sich aber schon wundern, mit welcher Emotionalität manche Dinge diskutiert werden", sagt Wille. Ein Beispiel seien die Katzen. "Wir haben zum Beispiel Kameras an den Nestern von Bodenbrütern angebracht. Da gibt es zuweilen Probleme mit Füchsen. Katzen nehmen wir in dem Bereich, den wir betreuen, aber nicht als Problem wahr", sagt er.

Überhaupt gebe es von Seiten des Naturschutzes deutlich größere Probleme als die Jagd. "Pestizide und die Intensivierung der Landwirtschaft beschäftigen uns deutlich mehr. Und das um den Faktor zehn oder 20", sagt Wille.

Karl-Heinz Florenz, Europaabgeordneter vom Niederrhein, ist selbst Jäger und leitet auf Ebene des Europäischen Parlamentes eine Gruppe zu diesem Thema. Die Linie, die in NRW beim Thema Jagd gefahren wird, sei schon vergleichsweise restriktiv, meint der CDU-Politiker. Dennoch müssten Jäger lernen, mit der Zeit zu gehen. "Wir stehen unter einem gewissen Druck, die Gesellschaft verändert sich." Florenz setzt auf Öffentlichkeitsarbeit. "Auf diese Weise können wir Missverständnisse aus dem Raum schaffen." Etwa die Behauptung, Jäger würden mit Vorliebe streunende Haustiere schießen. "Ich habe seit rund 40 Jahren den Jagdschein und noch niemals eine Katze geschossen."

(RP)
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