Kevelaer Irritationen über Bömler-Nominierung

Kevelaer · Ratsfraktionen zeigen sich überrascht von dem Vorschlag des SPD-Vorstands, den Puppenspieler zum Bürgermeisterkandidaten zu küren. Grüne: "Es gab keine gemeinsame Kandidatensuche."

 Heinz Bömler hatte bei der Vorstellung seine Amtseignung mit dem Hinweis auf seine Erfahrung mit Kasperletheater erklärt. Das gefiel nicht jedem.

Heinz Bömler hatte bei der Vorstellung seine Amtseignung mit dem Hinweis auf seine Erfahrung mit Kasperletheater erklärt. Das gefiel nicht jedem.

Foto: EVE

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, mittlerweile hat sich der Rauch gelegt: Die übrigen Parteien im Uedemer Rat zeigen sich aber nach wie vor überrascht von dem Vorstoß des SPD-Vorstands, Heinz Bömler als ihren Bürgermeisterkandidaten zu nominieren. "Es war für uns alle eine Überraschung. Meine erste Reaktion war: Das kann nicht sein", sagt der CDU-Vorsitzende Michael Lehmann. "Vor allem war ich überrascht davon, dass sich die SPD-Führung für einen Kandidaten entschieden hat, der selten in Uedem ist und noch nicht politisch aufgetreten ist." Dabei schätze er den Puppenspieler durchaus. "Was er anfängt, klappt meistens. Ob er deswegen eine Verwaltung leiten kann, ist eine ganz andere Sache", meint der Christdemokrat.

Bömler hatte bei seiner Vorstellung auf dem Uedemer Marktplatz getönt, er sei für das Amt geeignet, weil er sich mit Kasperletheater auskenne. "Das war eine peinliche Bemerkung. Wir machen das alle nicht hauptberuflich und wollen Uedem sachlich voranbringen", sagt Lehmann, der seit 1999 im Gemeinderat sitzt. Auch Grünen-Vorsitzende Gaby Höpfner ist die Bemerkung aufgestoßen. "Erst wird behauptet, man wolle ein faires Wahlprogramm und keinen Wahlkampf, und dann fängt man so an", sagt sie. "Da fühle ich meine Arbeit, meine Freizeit, die ich dafür aufwende, missverstanden", sagt Höpfner, die seit zehn Jahren im Rat sitzt. Überhaupt sei sie vom gesamten Vorgehen der SPD überrascht. Der Fraktionsvorsitzende Jörg Lorenz hatte noch im Februar im RP-Gespräch gesagt: "Wenn wir den Bürgermeister ablösen wollen, müssen wir parteiübergreifend einen gemeinsamen Kandidaten finden." Dann haben es die Sozialdemokraten aber wohl bei der Ankündigung gelassen. "Mit mir hat niemand gesprochen. Es gab keine gemeinsame Kandidatensuche", sagt Höpfner. Und auch Lorenz räumte bei der Vorstellung des Kandidaten ein, dass man über die Personalie Bömler mit keiner der anderen Parteien gesprochen habe. Dabei würde sich ein Kandidat ohne Parteibuch, wie Bömler einer ist, doch besonders eignen, um gegen den - ebenfalls parteilosen - Amtsinhaber Rainer Weber anzutreten. "Ich glaube aber auch nicht, dass wir einen gemeinsamen Kandidaten gefunden hätten. Es war auch niemand Fähiges in Aussicht", sagt Höpfner. Ende kommenden Monats muss die Basis der SPD in Uedem über den Vorschlag ihres Vorstands abstimmen. "Ich hoffe, dass sie sich dann für Uedem entscheiden werden", sagt die Grüne, die noch einen Verdacht äußert: "Ich vermute immer noch, dass Bömler für ein Event gekauft ist." Tatsächlich heißt es auf der Internetseite der Viller Mühle: "Heinz Bömler ist ein Marketing-Mann, ein Macher und er ist käuflich. Sie können ihn z.B. als Event an Ihrem Messestand einsetzen."

Auch wenn es wohl keinen eigenen Kandidaten geben wird: Erstmal möchte man bei den Grünen keine Wahl-Empfehlung abgeben. Falls Bömler von den Sozialdemokraten aufgestellt wird, wolle man sich mit beiden Kandidaten unterhalten, sagt Gaby Höpfner.

Einen scheint die Diskussion unterdessen nicht anzufechten; Bürgermeister Rainer Weber. "Wenn er gewählt wird, dann ist das so. Ich nehme jeden Gegner ernst", sagt er. Wenn man jetzt einen fairen Wahlkampf führen wolle, könne er das nur begrüßen. "Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall", sagt Weber.

(RP)
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