Weeze In Weeze geht's den Schafen an die Wolle

Weeze · Im Tierpark erlebten die Besucher mit, wie die Tiere um ihr dickes Fell erleichtert wurden. Dazu verriet Moderator Christian Tebest Wissenswertes rund um die Wolle, das Schafescheren und die Tierhaltung ganz allgemein.

 Während Hobbyschäfer Christian Tebest die Vorzüge des Naturmaterials Wolle erklärt und sich über den bewölkten Himmel freut, ist der Scherer konzentriert bei der Arbeit. Das Schaf nimmt's gelassen.

Während Hobbyschäfer Christian Tebest die Vorzüge des Naturmaterials Wolle erklärt und sich über den bewölkten Himmel freut, ist der Scherer konzentriert bei der Arbeit. Das Schaf nimmt's gelassen.

Foto: Seybert

Einmal im Jahr müssen alle Schafe geschoren werden. Meistens bekommt man nichts davon mit. Erst, wenn die Tier plötzlich aussehen, als seien sie von einer "Hungerkur" gekommen. Im Weezer Tierpark konnte man am Wochenende live dabei sein, als die Tiere ihre Wolle lassen mussten.

Bei bestem Scherwetter wurde unter den neugieren Augen der Kinder und der Erwachsenen ein Schaf nach dem anderen geschoren. Denn ein bewölkter Himmel ohne Regen ist für Mensch und Tier an so einem Tag perfekt. Würde die Sonne vom Himmel brennen, könnte das Schaf sich am Euter einen Sonnenbrand holen, informierte Hobbyschäfer Christian Tebest. Der ehemalige Züchter von Milchschafen hatte noch mehr Interessantes für das Publikum parat. So wusste er zum Beispiel zu berichten, dass nur rund 50 Prozent der Wolle für den Handel gebraucht werden. Die anderen 50 Prozent sind "Schmutzwolle". Und dies gelte auch nur für weiße Wolle: Hat man ein schwarzes Schaf, musste die Wolle bis vor kurzen sogar noch als Sondermüll entsorgt werden. Mittlerweile interessiert sich die Dämmstoffindustrie aber dafür und kauft schwarze Wolle an. Reich wird man so oder so nicht damit: Für ein Kilo weiße Wolle bekommt der Schäfer im Verkauf 50 Cent.

Ist die Wolle erst einmal vom Schaf, wird sie nach kurzem Lüften in Jutesäcke verpackt. An einem Büschel frisch geschorener Wolle demonstrierte Christian Tebest, dass Wolle schlecht entflammbar ist. Auch als Heilmittel ist sie, das heißt, das in den Fasern enthaltende Wollfett Lanoli, sehr beliebt. Der Schäfer zupfte sich etwas ab und steckte es sich in die Ohren: Schon seine Mutter habe damit bei ihm als Kind Ohrenschmerzen kuriert, ließ er wissen. Das Wollfett ist zudem der natürliche Schutzschild vor Regen, was Wollkleidung so praktisch macht, aber auch zur Hautpflege sehr gut geeignet.

Und wie vertragen die Schafe den Verlust ihres Haarkleids? Die Tiere in Weeze zumindest schienen die Schur zu genießen. In der rund 20-minütigen Prozedur lagen sie halb auf der Seite und ließen sich ohne Widerstand behandeln, und auch danach wirkten sie auf den Beobachter recht entspannt und glücklich.

Rund 100 Schafe schafft ein Schafscherer heute im Schnitt am Tag. Das war allerdings nicht immer so. In früheren Zeiten, als die Tiere noch mit einer Handschere geschoren wurden, schaffen die Frauen, die diese Arbeit damals überwiegend machten, nur zwei Schafe am Tag. Christian Tebest erinnert sich noch an seine erste elektrische Schere die er bekommen hat. Es war 1962, eine Schermaschine, die ihm die Diebels-Brauerei vermachte. Die Brauerei hatte zwar damals keine Schafe, aber Brauereipferde, und für die hatte man das Gerät gebraucht. Als die Pferde abgeschafft wurden, bekam Tebest die Maschine geschenkt.

Nach der interessanten Schafschur schlenderten viele Familien noch durch den Tierpark und staunten über die Rehböcke, die einem aus der Hand fressen.

Der Tierpark sucht für seine Arbeit immer Fördermitglieder. Wer den Park unterstützen oder dem Förderverein beitreten will, kann sich an Josef Böhling wenden, Wissener Feld 2, in Weeze.

(sina)
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