Kevelaer Holzkreuz in Lüllingen erinnert und mahnt

Kevelaer · In der Gelderner Ortschaft ist gestern das erste von 17 weißen Kreuzen aufgestellt worden. Es bezeichnet die Stelle, wo im vergangenen Juli ein Mann bei einem Unfall sein Leben verlor. Autofahrer sollen innehalten.

 Männer des Technischen Hilfswerks errichteten das weiße Holzkreuz am Ortseingang von Lüllingen.

Männer des Technischen Hilfswerks errichteten das weiße Holzkreuz am Ortseingang von Lüllingen.

Foto: Gerhard Seybert

Für den Mann, der im vergangenen Sommer an dieser Stelle verunglückte, kommt das weiße, fast zwei Meter hohe Holzkreuz zu spät. Es steht an der L 361, am Ortseingang von Lüllingen, von Kevelaer aus gesehen. Dort wurde, wie Landrat Wolfgang Spreen gestern berichtete, ein 51-jähriger Straelener in seinem Kleintransporter am 10. Juli von Starkregen überrascht. Er hielt sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. Trotzdem kam er von der Straße ab, prallte mit der Fahrerseite gegen einen Baum und starb noch an der Unfallstelle.

Er ist einer von 19 Unfalltoten des vergangenen Jahres im Kreis Kleve. 18 Unfälle mit Todesfolge ereigneten sich zwischen Emmerich und Wachtendonk. An 16 Unfälle mit 17 Toten erinnert die Aktion mit den Holzkreuzen, deren diesjährige Auflage gestern in Lüllingen startete. "Es lassen sich nicht überall die Kreuze aufstellen, zum Beispiel innerhalb von Ortschaften", erklärte Manfred Jakobi, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde, die Differenz zwischen Opfer- und Denkmalzahl.

Seit 2003 errichtet die Polizei mit dem Technischen Hilfswerk als Partner die weißen Kreuze an Unfallorten außerhalb der Ortschaften. "Sie sind ein Zeichen des Mitgefühls mit den Angehörigen und ein Mahnmal für die Unfallopfer", sagte Landrat Spreen. Sie sollten zum Gedenken und zum Nachdenken anregen, zu defensiver Fahrweise auffordern. Durch ihre Größe werden die Kreuze auch nach längerer Zeit noch wahrgenommen und erregen Aufmerksamkeit.

251 dieser weißen Mahnmale wurden seit 2003 aufgestellt. Prävention lohne sich, betonte der Landrat. Unter anderem durch eine solche Maßnahme, die den Autofahrer zum Innehalten bewegen solle. In den 1970er Jahren seien pro Jahr noch mehr als 100 Verkehrstote zu beklagen gewesen. Im vergangenen Jahr waren es 19. Doch, so Spreen, "jeder Tote ist einer zu viel".

Jakobi hatte die genauen Zahlen parat. 1977 wurden im Kreis Kleve 110 Verkehrstote gezählt, 2008 waren es 34. Mit 13 wurde 2012 der bisherige Tiefstand erreicht, bevor es mit 14 und 19 wieder nach oben ging.

Passive Sicherheitssysteme in den Autos wie Gurt und Airbag tragen nach seiner Ansicht dazu bei, dass Unfälle nicht mehr so oft gravierende Folgen haben wie früher. Die Frage, ob ein Entfernen aller Straßenbäume nicht ratsam sei, beantwortete er so: "Alle Gefahrenpunkte lassen sich nicht entfernen."

Entscheidend sei, angepasst zu fahren.

In der Holzwerkstatt des Berufskollegs in Geldern sind die neuen Kreuze hergestellt worden, deren erstes Exemplar Niclas Janßen und seine Kollegen vom THW-Ortsverband Kleve gestern installierten. Karl Meurs vom Opferschutz der Polizei sieht einen positiven Effekt darin, dass die Kreuze von den Auszubildenden angefertigt wurden, die zur Risikogruppe der jungen Fahrer zählen. "Durch das Kreuz ist man im Gespräch mit den Jugendlichen über das Thema Unfall und Verlust."

(RP)
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