Weeze Handyticket versetzt Busfahrer in Rage

Weeze · Als praktische Alternative zur "Papier-Fahrkarte" nutzen junge Fahrgäste gerne Online-Tickets. Eine Frau, die von Kempen zum Airport Weeze fuhr, machte dabei üble Erfahrungen: Der Fahrer soll sie sogar geschlagen haben.

 Sie hat alles richtig gemacht, benutzt das "Ticket 2000" und dazu einen Fahrschein, den sie über ihre Handy-App gekauft hat. Aber Annette Feldmann musste sich auf ihrem Weg zum Airport vom Busfahrer dennoch beschimpfen lassen.

Sie hat alles richtig gemacht, benutzt das "Ticket 2000" und dazu einen Fahrschein, den sie über ihre Handy-App gekauft hat. Aber Annette Feldmann musste sich auf ihrem Weg zum Airport vom Busfahrer dennoch beschimpfen lassen.

Foto: seyb

Gut, dass es öffentliche Verkehrsmittel gibt, war bisher Annette Feldmanns Einstellung zu Bus und Bahn. Sie fährt regelmäßig von Kempen aus mit dem NIAG-Bus zum Airport Weeze, wo sie öfter beruflich zu tun hat. Doch jetzt hat ihr ein Ereignis, das ihr wie ein schlechter Traum vorkommt, die Lust am Busfahren verdorben.

Die 39-Jährige wurde offenbar von einem Busfahrer rüde beschimpft, bedroht und körperlich angegriffen. Hintergrund der Auseinandersetzung war der Streit um die Gültigkeit eines Tickets. Dies vorweg: Der Fahrschein war gültig, der Fahrer des örtlichen Vertragsunternehmens uninformiert, und die NIAG hat sich bereits entschuldigt. Ob ihr das genügt, weiß Annette Feldmann noch nicht.

Ticket als QR-Code auf dem Handy

"Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagt die Freiberuflerin. Als Fachfrau für Kommunikation hat sie den Vorfall sehr verständlich der NIAG und dem beauftragten Busunternehmen geschildert - der Schriftverkehr liegt der Rheinischen Post vor. In Kurzform hat sich am 23. und 24. September Folgendes ereignet: Die Kempenerin wollte wieder einmal mit dem Bus zum Airport. Sie besitzt ein sogenanntes "Ticket 2000", für das sie über ihre Handyticket-App ein Zusatzticket löst, um das Tarifgebiet zu erweitern.

Sichtbar ist dieses Ticket als QR-Code auf dem Handy, ein papierner Fahrschein ist nicht nötig. Der Fahrer jedoch war der Ansicht, ein Handyticket, das er nicht lesen könne, sei nicht gültig. Die 39-Jährige beschimpfte er als "frech", hielt ihr eine "große Klappe" vor und wollte sie nicht mitnehmen. Da Feldmann jedoch auf der Beförderung bestand, telefonierte der Mann mit der Leitstelle und nahm sie dann "ausnahmsweise" mit.

Vorwurf des Busfahrers: "Sie fahren schwarz!"

Am folgenden Tag hatte die Frau, erneut mit dem Ziel Flughafen, das Pech, auf denselben Busfahrer zu treffen. "In äußerst pampigem Tonfall erklärte er, dass mein Handyticket überhaupt nicht entwertet sei, kein Datum draufstünde, nichts abgebucht wäre und ich wohl tagelang mit dem einen Ticket herumfahre. Dies tat er auch sehr laut kund, so dass anderen Fahrgästen der Eindruck vermittelt wurde, ich würde schwarzfahren", so Feldmann.

Sämtliche Erklärungsversuche meinerseits wurden sofort grob unterbrochen und gipfelten in dem Satz: ,Halten Sie die Fresse!'" Dies sei ihr sehr peinlich gewesen. Einschüchtern ließ sich die Kempenerin jedoch nicht. Einmal mehr wurde der Mann von seiner Leitstelle angewiesen, die Kundin mitzunehmen. Als sie jedoch beim Aussteigen nach seinem Namen fragte und, als er ihn nicht nannte, zur späteren Identifizierung ein Handy-Foto von ihm machte, rastete er aus.

Fahrgäste kommen zu Hilfe

"Er schrie mich wie von Sinnen an, ging auf mich los, schubste mich heftig mit beiden Händen am Bauch und packte mich am Hals. Ich war perplex, hatte Angst und war völlig geschockt." Ein englischer Fahrgast sei ihr zur Hilfe gekommen, auch Mitarbeiter des Flughafens seien schnell zur Stelle gewesen. Annette Feldmann wandte sich an die Polizei, die den Fahrer zur Rede stellte.

Eine Mitarbeiterin der "Systembetreuung" der NIAG hat schnell reagiert, eindeutig versichert, dass mit dem Ticket alles in Ordnung war und der Fahrer falsch reagiert habe. "Auch wenn das Handy-Ticket für viele noch neu ist, möchten wir, dass unsere Fahrer gut informiert sind, damit die Kunden zufrieden sind. Ich möchte mich im Namen der NIAG für das Fehlverhalten des Fahrers entschuldigen und hoffe, dass Ihnen solche Erlebnisse künftig erspart bleiben", heißt es da.

Nicht die erste Beschwerde über Busfahrer

Flughafen-Marketingchef Holger Terhorst ist entsetzt über das Vorkommnis und bestätigt, dass es gelegentlich zu Beschwerden über die Busfahrer komme. "Wir haben internationale Fluggäste und wünschen uns deshalb, dass die Fahrer zumindest etwas Englisch sprechen. Aber wenn das auch nicht immer klappt: Freundliches, verbindliches Verhalten muss man erwarten können." Und natürlich, dass sich die Busfahrer mit dem Ticket-System auskennen.

"Mit dem Handy-Ticket sind Sie clever und smart mobil", heißt es werbend auf der NIAG-Internetseite. Dort gibt es auch einen "Handy-Ticket-Support", der Hilfe bei allen Fragen verspricht. Nicht nur Fahrgäste sollten ihn nutzen. Beate Kronen, Pressesprecherin der NIAG, versichert der RP: "Wir werden den Fahrer, der bis zur Klärung der Sache von dieser Linie abgezogen ist, nachschulen. Ausreichende Tarifkenntnisse müssen natürlich alle unsere Fahrer haben."

(RP)
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