Kevelaer Hackerangriff auf Arztpraxis: Polizei ermittelt

Kevelaer · Offenbar hatte sich Schadsoftware eingenistet. Daten waren gesperrt, sie sollten gegen "Lösegeld" freigegeben werden.

Angriffe aus dem Internet auf private Computer gibt es immer wieder. Besonders sensibel ist ein solcher Fall, wenn es dabei um die Computeranlage einer Praxis geht. Wie die Polizei berichtet, ist jetzt eine Zahnarztpraxis in der Region Opfer eines solchen Angriffs geworden. Dort gab es plötzlich keinen Zugriff auf die Patientendaten mehr. Der Arzt schaltete eine Fachfirma ein, die einen Warnhinweis auf dem Server fand. Darin stand die Aufforderung, eine Mail an eine bestimmte Adresse zu schicken. "Zudem gab es den Hinweis: Wenn sie nicht einen vierstelligen Betrag zahlen, haben sie keinen Zugriff mehr auf ihre Daten", berichtet Polizeisprecher Michael Ermers. Der Arzt beantwortete die Mail nicht und zahlte auch nicht, statt dessen schaltete er die Polizei ein.

Das sei der richtige Weg, so Ermers. Die Beamten gehen derzeit davon aus, dass sich auf dem Rechner ein Verschlüsselungstrojaner eingenistet hatte. Ransomware nennt sich das im Fachjargon. Wenn statt des gewohnten Startbildschirms plötzlich nur noch ein Totenkopf oder ein Erpresserbrief auf dem Monitor erscheint, haben die Nutzer es höchstwahrscheinlich mit Ransomware zu tun. Ransomware sind Schadprogramme, die den Computer sperren oder darauf befindliche Daten verschlüsseln. Die Täter erpressen ihre Opfer, indem sie deutlich machen, dass der Bildschirm oder die Daten nur nach einer "Lösegeldzahlung" wieder freigegeben werden. Bekanntester Fall in der Öffentlichkeit dürfte der so genannte BKA-Trojaner sein. Einmal installiert, erschien plötzlich ein bildschirmfüllender Warnhinweis von verschiedenen Behörden. Angeblich werde der PC wegen illegaler Aktivitäten im Internet gesperrt und nur gegen Zahlung einer Geldstrafe wieder freigegeben.

Offenbar sind neuere Versionen dieser Schädlinge unterwegs. Der Angriff auf den Zahnarzt sei der bislang erste bekannte Fall in der Region, so der Polizeisprecher. Auf keinen Fall solle man den Forderungen der Internet-Erpresser nachgehen, sondern die Polizei einschalten und den Computer von einem Experten untersuchen lassen.

Im aktuellen Fall will die IT-Firma alle Daten auswerten und der Polizei für die Suche nach dem Täter zur Verfügung stellen. Rein strafrechtlich handelt es sich um eine versuchte Erpressung, obwohl die Polizei davon ausgeht, dass der Zahnarzt zufällig Opfer und nicht gezielt ausgesucht wurde. Patientendaten seien auf jeden Fall nicht gestohlen worden, so die Polizei.

(RP)
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