Kevelaer Flagge zeigen für die Flüchtlinge

Kevelaer · Nach den Anschlägen gibt es die Befürchtung, dass die Stimmung kippen könnte. In Kevelaer betonen die Aktiven in der Flüchtlingsarbeit, dass daher Begegnungen besonders wichtig sind. Im September soll es ein Fest für alle geben.

 Gemeinsam wollen sie ein Zeichen setzen, die Geflüchteten, Vertreter der Caritas und des Runden Tisches. Von Angst und Panikmache wollen sie sich nicht infizieren lassen.

Gemeinsam wollen sie ein Zeichen setzen, die Geflüchteten, Vertreter der Caritas und des Runden Tisches. Von Angst und Panikmache wollen sie sich nicht infizieren lassen.

Foto: Binn

Nach den jüngsten Vorfällen und Anschlägen gibt es den Eindruck, dass sich Ängste in der Bevölkerung breitmachen. "Wir wollen uns davon nicht anstecken lassen. Wir wollen nicht mitmachen, dass hinter jedem Rucksackträger ein Attentäter vermutet wird und die Flüchtlinge unter Generalverdacht gestellt werden", sagt Ulrich Hünerbein-Ahlers.

In Kevelaer werde man sich nicht von dem Weg abbringen lassen. Man wolle bewusst ein Zeichen setzen. Eben deshalb sitzen jetzt Vertreter von Caritas und Rundem Tisch mit Flüchtlingen an einem Tisch. In der Gaststube des Sporthotels, das jetzt Flüchtlingsunterkunft ist, machen die Asylsuchenden deutlich, dass sie sich wohlfühlen in Kevelaer. Trotz der Anschläge erlebe man viel Gastfreundlichkeit. Die Leute seien nett, auch nach den Vorfällen in Nizza, Ansbach oder Würzburg.

Von diesen Anschlägen distanzieren sich die Flüchtlinge in Kevelaer deutlich. "Es macht uns traurig, dass diese Menschen nach Europa kommen und hier solche Taten verüben", sagen sie.

Die Vorfälle machen ihnen auch Angst, denn es handle sich bei den Tätern teilweise genau um die Menschen, wegen derer man sich im Heimatland auf die Flucht gemacht habe.

Sie fühlten sich gut aufgenommen in dem Sporthotel, betonen sie. Wichtig seien aber gerade die Begegnungen, betont die Runde am Tisch immer wieder. "Darauf haben wir von Anfang an gesetzt, denn nur wenn man sich kennt, passiert auch Integration", sagt Anne van Rennings, die im Kochtreff mitarbeitet und gerade erst erlebt hat, dass solche Begegnungen in Kevelaer sich teilweise selbst entwickeln. Im Gartenprojekt "Wurzelwerk" organisierte der Kochtreff gerade erst ein Grillfest - und schließlich kamen 50 Menschen zusammen. Ganz zwanglos. Flüchtlinge und Menschen aus Kevelaer.

"Das Kennenlernen ist der Schlüssel, viele wissen nicht, welches Schicksal hinter dem einzelnen Flüchtling steckt. Es ist die Masse, die Menschen Angst macht", meint Pfarrerin Karin Dembek.

Am 24. September soll es ein großes Fest der Begegnung am Hotel geben. Es wird ein buntes Programm vorbereitet, bei dem ein Internationales Tischtennisturnier im Mittelpunkt stehen wird. Die Schüler des Gymnasiums hatten nämlich bei einem Sponsorenlauf rund 10.000 Euro für die Flüchtlinge "erlaufen". Von einem Teil des Geldes sind Tischtennisplatten angeschafft worden. Daran wird die Meisterschaft ausgetragen, wobei immer in Doppeln ein Einheimischer mit einem Flüchtling zusammen spielen soll.

Auch Bürgermeister Dominik Pichler und Rektor Karl Hagedorn machen mit. Eine Löschübung, Hüpfburg und Spezialitäten der Kochgruppe ergänzen das Programm. Ganz Kevelaer ist eingeladen, die Flüchtlinge so zwanglos kennenzulernen.

Wichtig sei, so betonen alle in der Runde, dass Begegnung kein punktuelles Ereignis ist, sondern ein fortlaufender Prozess. Und ganz wichtig für die Integration ist die Sprache. Deshalb ist der Sprachtreff ein ganz wichtiger Baustein für das Miteinander. An den Kindern ist das zu merken. "Sie lernen am schnellsten, gehen ganz unbefangen aufeinander zu", sagt Sylvia Rommen-Ahlbrecht von der Pfarrcaritas.

Vielleicht ist es da ja auch ein positives Zeichen, dass eine Mutter aus der Flüchtlingsunterkunft gerade ein Baby bekommen hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort