Kevelaer Erinnerungen amüsant präsentiert

Kevelaer · Wer beim Festakt zum Wallfahrtsjubiläum eine steife Veranstaltung befürchtet hatte, wurde positiv überrascht. Der Abend im Bühnenhaus war mehr als unterhaltsam. Großen Anteil daran hatte Prälat Richard Schulte Staade.

 Seine Erinnerungen an die Zeit in Kevelaer waren mehr als unterhaltsam: Prälat Richard Schulte Staade überzog die Redezeit, was niemanden störte.

Seine Erinnerungen an die Zeit in Kevelaer waren mehr als unterhaltsam: Prälat Richard Schulte Staade überzog die Redezeit, was niemanden störte.

Foto: Evers Gottfried

Wegen des Besuchs des Diamantenen Ordensjubiläums seiner Kusine kam Richard Schulte Staade zu spät. Bürgermeister Dominik Pichler befürchtete gar, dass der frühere Wallfahrtsrektor es gar nicht mehr schaffen würde. Das wäre schade gewesen. Denn die persönlichen Erinnerungen des Geistlichen gehörten zu den Höhepunkten eines ohnehin schon unterhaltsamen Festaktes. Dass er die eingeräumte Redezeit von zehn Minuten locker überzog, störte niemandem im voll besetzten Saal. Schulte Staade erzählte noch einmal, wie es ihm, dem Dorfpfarrer, gelungen war, den Papst nach Kevelaer zu holen. Dass er einfach einen Bekannten bei einer Wallfahrt nach Rom angesprochen und gefragt hatte: "Wie bekommt man den Papst nach Kevelaer?" Der Freund habe ihm gesagt: "Da musst Du Dir was einfallen lassen." Das tat Schulte Staade mit dem geschickten Schachzug, den Marianischen Weltkongress nach Kevelaer zu holen. Dank der Unterstützung von Joseph Kardinal Höffner klappte es dann genau vor 30 Jahren tatsächlich mit dem Besuch.

Schulte Staade erzählte auch davon, wie er gegen jedes Protokoll beim Besuch des Papstes aktiv wurde. "Eigentlich soll der Bischof zwei Meter hinter dem Papst laufen und der Pastor drei Meter", berichtete er. Aber der damalige Wallfahrtsrektor fasste den Heiligen Vater an den Arm. "So viele Sängerknaben und Ordensschwestern hatten sich aufgereiht, um ihn zu sehen, da sollte er unbedingt hin. Das Protokoll sah vor, dass er nach rechts geht, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen, und ich rief "sinistra, sinistra", erzählte er. "Als der Papst die vielen Farben sah, da lief er schon alleine."

 Der Theaterchor Niederrhein trug maßgeblich zum gelungenen Abend im Konzert- und Bühnenhaus bei. Bürgermeister Dominik Pichler (vorne rechts) erzählte, wie er als Elfjähriger den Papst im Hülsparkstadion erlebt hatte.

Der Theaterchor Niederrhein trug maßgeblich zum gelungenen Abend im Konzert- und Bühnenhaus bei. Bürgermeister Dominik Pichler (vorne rechts) erzählte, wie er als Elfjähriger den Papst im Hülsparkstadion erlebt hatte.

Foto: Gottfried Evers

Schulte Staade machte aber auch eindrucksvoll deutlich, was den Wallfahrtsort ausmacht. In der Kerzenkapelle gebe es eine kleine Ecke im Dunkeln, da könne man sitzen, ohne selbst gesehen zu werden. "Und wenn Sie dort sitzen und sehen, wie viele Gläubige mit Tränen in den Augen aus der Kirche gehen, dann wissen sie, dass es stimmt, was oben über dem Altar steht: Mater dei, memento mei (Mutter Gottes, denke an mich)."

Eben das betonte auch Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann. Man müsse sich nur einmal die Dank- und Fürbittschreiben der Gläubigen ansehen. "Wenn Sie das lesen, spüren Sie, wie viele Wunder hier geschehen." Wallfahrtsort zu sein, sei etwas Besonderes. Das bedeute, dass man nicht nur um die 28.000 Einwohner im Blick haben müsse, sondern auch die 800.000 Menschen, die in die Stadt kommen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Einheimischen eher sagen, was sie stört. Die Gäste dagegen betonen immer wieder, wie sehr ihnen die Stadt gefällt. Das müsse man auch bei Fragen der Gestaltung und der Zukunft im Auge haben: für die Menschen hier zu wirken, aber auch für die vielen Gäste. "Wenn wir das beherzigen, dann müssen wir uns um die nächsten 375 Jahre keine Sorgen machen." Bürgermeister Dominik Pichler betonte, dass es gerade mit dem Integrierten Handlungskonzept auch um die Zukunft der Wallfahrt und das Stichwort "Wallfahrt 2050" geht. Daher ist er froh, dass Lohmann als künftiger Bischof nicht ganz so weit weg geht. Man werde sicher in Kontakt bleiben, um Projekte voranzutreiben. Pichler hatte als Elfjähriger im Hülsparkstadion den Besuch des Papstes noch selbst miterlebt. "So ist das, wenn man älter wird. Dann ist man plötzlich Zeitzeuge", sagte er.

(RP)
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