Weeze Erinnerung an die Helden von Weeze

Weeze · Oktober 1971: Xanten entgeht knapp der Katastrophe. Die Piloten, von Weeze gestartet, schaffen es gerade noch, das abstürzende Flugzeug über Lüttingen hinwegzuziehen. Die Schwestern besuchten erstmals Absturzstelle und Airport.

Es ist ein Ereignis, dass viele in der Region bis heute nicht vergessen haben: Am 5. Oktober 1971 startete Pilot Keith R. Holmes mit seinem Navigator Christopher W. King vom RAF-Stützpunkt Laarbruch zu einem Übungseinsatz mit dem Jagdbomber Canberra. Aus Richtung Xanten kommend flog die Maschine auf das Dorf Lüttingen zu, als am Flugzeug plötzlich ein Triebwerk ausfiel. Die Canberra drohte, mitten in die kleine Ortschaft zu stürzen. Der Pilot entschied sich trotz der Gefahr, die Maschine noch über das Dorf hinwegzuziehen. Danach war es für ihn und den Navigator zu spät, den Schleudersitz zu betätigen und sich zu retten. 150 Meter hinter den Häusern schlug die Maschine auf. Beide Soldaten starben in den Trümmern.

Ihre Familien erfuhren lange nichts über die Umstände des Absturzes. Es sei nur mitgeteilt worden, dass die Maschine nach Vogelschlag abgestürzt sei, berichtete Wendy Holmes. Besonders tragisch: Ihre Eltern, die 1981 an den Niederrhein kamen, um die Absturzstelle zu suchen, trauten sich nicht, in Lüttingen jemanden anzusprechen. Da sie die wahre Geschichte nicht kannten, fürchteten sie, in Lüttingen könnte auch die Zivilbevölkerung bei dem Unglück zu Schaden gekommen sei.

Erst als 40 Jahre nach dem Absturz der Heimat- und Bürgerverein auf Anregung von Ludger Rodermond die Tafel aufstellte und viele Medien das Thema aufgriffen, wurde Airforce-Veteran Peter Garner im Internet darauf aufmerksam. Er kannte Wendy Holmes, sie kam in E-Mail-Kontakt mit dem Heimat- und Bürgerverein. Später gelang es dann auch, die Schwestern von Christopher King zu erreichen. Gern nahmen alle die Einladung zum Besuch in Lüttingen an. Sie zeigten sich gerührt und beeindruckt von der Anteilnahme und der Dankbarkeit, mit der Lüttingen an ihre Brüder erinnert. Wendy Holmes, die heute in Kanada lebt, machte mit ihrem Mann eine lange Radtour von Großbritannien über Frankreich und die Niederlande, bevor sie jetzt in Xanten an kam.

Die kleine kanadische Flagge, die sie auf ihrem Fahrrad hatte, ließ sie an der Gedenkstätte. Alle drei zeigten sich beeindruckt von der landschaftlichen Schönheit rund um die Gedenkstätte zwischen Südsee und Rhein.

Rodermond, der auch Mitglied des Museums Laarbruch ist, lud die Frauen zu einem Besuch in dem Gebäude auf dem Flughafen ein. Zur Beerdigung waren sie 1971 auch nach Laarbruch gekommen. Im ehemaligen Offizierscasino hatte damals die Trauerfeier stattgefunden.

Die Führung durch das Museum rief die Erinnerung an diese Zeiten wach. Schließlich ist dort auch das Cockpit eines Canberra-Bombers ausgestellt.

Zudem entdeckten die Damen in einer Vitrine ein Foto mit dem Keith-Holmes-Pokal. Der Pilot war nämlich auch ein bekannter Radrennfahrer gewesen. In Erinnerung an ihn wird diese Radtrophäe noch heute ausgefahren. "Es war ein sehr bewegendes Erlebnis für die Angehörigen", berichtet Heinz Willi Knechten, Vorsitzender des Museumsvereins.

Mit den Schwestern will man in Kontakt bleiben. Ludger Rodermond, der als Schüler den Absturz erlebte und nie vergessen hat, dass die Piloten auch sein Leben retteten, nahm gern die Einladung zu Gegenbesuchen an und wird nach British Columbia in Kanada wie nach Southampton und zur Isle of Wright reisen.

(RP)
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