Kevelaer Einblicke in die Häschenschule

Kevelaer · Das Museum Kevelaer zeigt bis zum 18. April eine Sonderausstellung rund ums Ei. Es geht um Volkskunst und um Osterbräuche. Die Schau weckt viele Erinnerungen.

Krippen sind in unserer Region und Zeit den meisten Menchen wohl nur als plastische Darstellungen der Weihnachtsgeschichte bekannt. Es gibt oder gab sie aber auch mit österlichen Motiven. Im Museum Kevelaer ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die viel Hübsches und manchmal Witziges, aber auch Unvermutetes präsentiert: Passionskrippen. Die zeigen, wie der Name vermuten lässt, das Leiden Christi, an dessen Ende das Wichtigste steht: die Auferstehung. In den Vitrinen im Ausstellungsraum sind verschiedene Krippen, auch solche aus Papier, zu sehen. Zudem gibt es Bücher und Grußkarten. Kinder dürften sich mehr für all die bunten Herrlichkeiten interessieren, die das Ehepaar Pintscher aus Esslingen zusammen gesammelt hat. Im Zentrum des Ausstellungsraums ist eine Szenerie aufgebaut, die an die berühmte "Häschenschule" erinnert: Ein mannshoher und beleibter Hase mit Nickelbrille stellt den Lehrer dar, die brave langohrige Schülerin müht sich an ihrem Pult mit Ei und Pinsel ab. Beide Figuren bewegen sich in bescheidenem Maße.

Ostertisch mit Papptellern

Als solche Schaufenster-Figuren beliebt waren, wussten Kinder noch nichts von den Möglichkeiten der Computeranimation. Da war ein kleiner Motor, der Pfoten und Köpfe der Plüschtiere bewegt, das Höchste der Gefühle. Und der Ostertisch wurde, zumindest wenn Kinder im Haushalt lebten, in den 60er Jahren mit Papptellern mit Ostermotiven gedeckt.

Was gehört alles zu Ostern? Na klar, Hasen, Lämmer und Küken. Das ist heute so, und das war auch schon vor 100 Jahren so. Aber dass jedes Kind zum Osterfest bunte Eier und mindestens einen Schokoladenhasen bekommt – das ist relativ neu. Zwar wurde es im 19. Jahrhundert schick, den lieben Kleinen zum hohen Fest Süßes zu schenken, aber das galt zunächst nur für adlige oder zumindest bürgerliche Familien. Der Korb voller Leckereien für praktisch alle setzte sich erst später durch. Die ersten Ostereiersuchen sind übrigens bereits aus dem 17. Jahrhundert überliefert.

Musterkoffer aus den 20er Jahren beweisen, dass es recht ähnliche Formen wie heute schon damals gab. Der Hase mit Kiepe auf dem Rücken, der die Karre schob oder zog – dieses Motiv ist sehr häufig vertreten. Und natürlich transportiert er Eier, meist solche aus Pappmaché oder Holz. Die aus Glas oder die kunstvoll bemalten hängen die Mütter lieber an Zweige. Vielleicht an Forsythienzweige, wie sie (künstlich) auch die Bodenvasen im Museum schmücken.

Auch als Plüschtier ist der Hase aus Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken, wenn Beine und Ohren auch oft eher die von Kaninchen sind. Aber so kleinlich ist kein Kind.

(RP)
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