Kevelaer Ein schönes Ende "Bei Christine"

Kevelaer · Schweren Herzens wurde die Traditionsgaststätte "Schiffer - Haus Klinkenberg" verkauft. Bald wird an ihrem Platz ein neuer Aldi-Markt stehen, doch zuvor fand ein großes Abschiedsfest mit vielen Stammgästen statt.

 Mehr als 200 Stammgäste ließen am vergangenen Samstag Wirtin Christine Schiffer ein letztes Mal hochleben.

Mehr als 200 Stammgäste ließen am vergangenen Samstag Wirtin Christine Schiffer ein letztes Mal hochleben.

Foto: Seybert

"Schiffer - Haus Klinkenberg, ein gastronomischer Betrieb am Rande des Marienwallfahrtsortes Kevelaer. Die Gaststätte Schiffer befindet sich seit über 40 Jahren im Familienbesitz."

So steht es noch auf der Internetseite der Traditionsgaststätte, doch die meisten Besucher kannten den Ort eigentlich nur als "Bei Christine". Denn seitdem das Gebäude 1954 von ihren Eltern übernommen, 1960 umgebaut und seit 1987 von Christine Schiffer betrieben wurde, gehörte es so unverwechselbar zu Kevelaer wie der Wasserturm und die Marienwallfahrt. Am vergangenen Samstag war Schluss damit - die Gaststätte hatte zum letzten Mal geöffnet.

Nach einem Kaffeetrinken mit den über 80-jährigen Besuchern, kamen ab 19 Uhr schließlich mehr als 200 Stammgäste, die sich verabschieden wollten. Viele hatten Geschenke dabei. Das Liebevolle, das diesen Ort seit vielen Jahrzehnten ausmacht, wurde bereits hinter der Eingangstür klar. Christine Schiffer ging von Gast zu Gast und begrüßte jeden mit Namen. Eine Atmosphäre der gut gelaunten Melancholie lag über dem Abend.

"Ich erinnere mich noch, früher war nebenan die 'Brieftauben-Einsatzstelle' und so bin ich hier als kleiner Junge schon immer reinmarschiert", erzählte Thomas Jorissen. "Wir haben hier auf die Tauben gewettet und, ach, das war auf jeden Fall in den frühen 70ern. So lange bin ich schon immer hergekommen." Gerd Ophey, der Präsident des "Plato 13"-Kegelclubs fand es "schade, dass wieder so eine Traditionsgaststätte schließt und das Kneipensterben immer mehr zunimmt. Das macht schon ein bisschen wehmütig".

Paul Peter van de Meer ist ebenfalls mit seinem Kegelclub, dem "FC Kronen", immer hier gewesen, genauso wie seine Kinder mit deren Kegelfreunden, "für die Christine immer ein gutes Ohr hatte, wenn mal was umgeworfen wurde oder daneben ging". Sängerin Monika Voss erinnerte sich, "dass Christine und ich uns schon im Kindergarten gekannt hatten. Wir haben hier vor 50 Jahren schon 'Zuckerplätzchen-Dobbeln' gespielt". Über das endgültige Schließen der Gaststätte "darf ich gar nicht darüber nachdenken, sonst werde ich noch richtig traurig".

Aber der Abend wurde schließlich ein letztes großes Hurra auf die stets gute Laune "Bei Christine". Monika Voss stand auf der Bühne und sang. Das Personal hatte einen kleinen Film gedreht, mit dem sie "ihrer Christine" und deren kleinen Eigenheiten ein persönliches Denkmal setzten.

"Es war ein wunderschöner, toller Abend", resümierte Christine Schiffer am Morgen nach der Feier mit etwas heiserer Stimme. Die letzten Stammgäste hatten um halb fünf Uhr morgens die Gaststätte verlassen. "Es war ein Abschluss, wie ich ihn mir gewünscht habe: Nur liebe Gäste. Emotional, aber die gute Laune überwog. Die ganzen vielen netten Worte, das war einfach schön. Meine ganze Familie war da. Ein schöneres Ende hätte ich mir nicht vorstellen können."

(cnk)
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