Kevelaer Ein Rundgang zu Kevelaers "Bausünden"

Kevelaer · Baulücken schließen, Plätze gestalten, in die Zukunft denken: Architekt Helmut Hardt erklärte Gästen beim Spaziergang in Sachen "Integriertes Handlungskonzept", wie die Stadt noch attraktiver werden kann.

 Architekt Helmut Hardt erklärt, wo die Verkehrsführung noch problematisch ist und die Autos für Fußgänger gefährlich werden.

Architekt Helmut Hardt erklärt, wo die Verkehrsführung noch problematisch ist und die Autos für Fußgänger gefährlich werden.

Foto: van offern

Die "Brille" für eine städtebauliche Perspektive hatte Architekt Helmut Hardt aufgesetzt, als er zur Begehung durch Kevelaer einlud. Anlass für den Rundgang mit Bürgern bot das angestrebte integrierte städtebauliche Handlungskonzept. Eine Analyse der gegenwärtigen Substanz soll entstehen, um an einigen Positionen den Blick fürs Ganzheitliche zu schärfen. Und ein wenig soll das Ganze die Menschen dazu animieren, gemeinsam Visionen für Kevelaer zu entwickeln.

"Wir befinden und an einem Punkt, an dem die Kevelaerer zum Dialog der Stadtgestaltung eingeladen sind. Ich erkläre, was kann, aber nicht zwangläufig umgesetzt werden muss", forderte der Architekt dazu auf, mit ihm durch diese "Städtebau"-Brille zu schauen. Beim Treffen am Bühnenhaus erklärte Hardt Anpassungen, die die "Hinterhofsituation" an der Rückseite von der Marktstraße verbessern könnten. Dann lud er dazu ein, zu den "Stadttoren" Kevelaers zu folgen.

 Gästeführerin Renate Wynants-Brocks (Mitte) erklärte einiges zur Geschichte Kevelaers. Unter anderem zeigte sie historische Bilder zum Vergleich.

Gästeführerin Renate Wynants-Brocks (Mitte) erklärte einiges zur Geschichte Kevelaers. Unter anderem zeigte sie historische Bilder zum Vergleich.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Die historisch gewachsene Innenstadt, in Ansätzen kleinteilige Baustruktur aus der Gründerzeit, kombiniert mit Bauten aus den 1960 und 1970er Jahren, sei an einigen Stellen baulich nicht "zu Ende gedacht". Das vermittele den Charme des Unvollständigen. "Als 'Bausünden', die aus dem Erscheinungsbild herausstechen, würde ich zwei Gebäude herausfiltern: das Kaufcenter und das Rathaus", so Hardt. Doch er fügte beruhigend hinzu, dass er Städte kenne, die weitaus mehr "Bausünden" im Register führen.

Der Lückenschluss in der Bebauung werde angestrebt, wie am Beispiel Bahnhofstraße nachzuvollziehen sei. Barrierefreies Wohnen und fußläufige Nähe zur Innenstadt seien Kriterien für das Wohnen der Zukunft.

Am westlichen Entree zur Stadt Kevelaer, direkt am Krankenhaus, sei an der Fassade in der Vergangenheit optisch viel passiert. Allein die Verkehrssituation hänge hinterher. Das erfordere Reaktionen. Ein Überqueren an der Stelle sei mit Gefahr verbunden. Diskutiert wurde, ob und wie das Tempo des fließenden Verkehrs dort deutlich gedrosselt werden kann. Als Experte der Stadtverwaltung war Franz Heckens dabei.

Weiter in Richtung Zentrum der Pilgerstätte sah Hardt sowohl beim Johannes-Stalenus-Platz als auch beim Arche-Noah-Brunnen mehr Potential, diese Stellen zu beleben. "Schlupflücken wie neben der Toilettenanlage schließen, Randbebauung ergänzen", so die Anregung des Städteplaners. "Wir haben Signale zur Veränderung auch vom Kirchenvorstand erhalten", gab Hardt die Gesprächsbereitschaft der Kirche weiter.

"Früher zogen die Pilger auch über die Amsterdamer Straße ein", erinnerte sich eine ältere Dame, als das "Nordtor zur Innenstadt", Parkflächen und die Einbindung des Antwerpener Platzes näher diskutiert wurden. "Wir müssen uns darauf einstellen, und dessen ist sich die Wallfahrtsleitung bewusst, dass die Zahl der Individualpilger künftig ansteigen wird", prognostizierte Hardt, dass die Parkraumbewirtschaftung ein Dauerbrenner bleibe.

Was ist machbar für Kevelaer und den Peter-Plümpe Platz? Ein Bürgerplatz auf 15 000 Quadratmetern? Wie kann der Vorplatz zum alten Rathaus aussehen, bei dem die Vermählten unmittelbar nach dem Ja-Wort "auf der Straße stehen"?

Hardt lädt dazu ein, mit ihm die drei Modelle zu betrachten: "Keine Insellösung, aber ein zentrales Projekt des integrierten städtebaulichen Handlungskonzepts am Donnerstag, 23. April im Petrus-Canisius-Haus."

(mk)
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