Kevelaer Eigene Klassen nur für Edeka-Azubis

Kevelaer · Das Berufskolleg Geldern gründet zwei Klassen für etwa 40 Lehrlinge, die im August in Edeka-Märkten in der Region ins Berufsleben starten. Erwartet werden Vorteile für die Unternehmer, die jungen Leute sowie die Schule.

 Angelique Werischak und Sebastian Grub sind die Neuen im Markt an der Annastraße. Ihr Chef Thomas Ruiters freut sich schon auf sie. "Eingeschult" werden sie in die Edeka-Klassen am Berufskolleg Geldern.

Angelique Werischak und Sebastian Grub sind die Neuen im Markt an der Annastraße. Ihr Chef Thomas Ruiters freut sich schon auf sie. "Eingeschult" werden sie in die Edeka-Klassen am Berufskolleg Geldern.

Foto: Gerhard Seybert

/ GELDERN Sebastian Grub (18) aus Vernum mag an seinem Job so ziemlich alles. Er mag es, wenn's hektisch wird, das Regale-Einräumen genau so wie die Beratung, und dass Teamarbeit zählt. Er mag sogar das frühe Aufstehen. Schon im Praktikum hat er erlebt, wie es heiß herging, "aber ich fand das angenehm. Mir hat das Spaß gemacht", sagt er. Angelique Werischak (22) aus Walbeck gefällt eines klar am meisten: "Der Umgang mit den Kunden."

Die beiden beginnen am 1. August ihre Ausbildung im Edeka-Markt an der Annastraße im Barbaragebiet. Ihre Berufsschulzeit werden sie in einem ganz neuen Modell starten: In einer Klasse am Berufskolleg in Geldern, die ausschließlich aus Edeka-Azubis aus der ganzen Region besteht. Zwei solcher Klassen werden zum nächsten Berufsschuljahr am Kolleg gegründet, mit knapp 40 Auszubildenden aus Edeka-Märkten im Kreis Kleve.

Der Anstoß zu dem Modell kam von den Edeka-Marktbetreibern. Hartmut Lausen vom Berufskolleg, der das Projekt mit konzipiert hat, erwartet große Vorteile für die jungen Leute.

"In normalen Einzelhandelsklassen haben wir sehr gemischte Sparten, vom Spielwarenladen bis zum Baumarkt", erklärt er. Da könne man nicht sinnvollerweise Projektarbeit zu Obst und Gemüse, Molkereiprodukten oder Lebensmittelhygiene anstoßen oder mit den Schülern in die Metzgerei gehen. In den Edeka-Klassen hingegen, da könne der Unterricht "spezifischer" sein.

Die Edeka-Marktbetreiber hoffen dadurch auf eine für den Nachwuchs interessantere und auch bessere, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Ausbildung. Es sei sinnvoll, "dass man nicht Tankstellen, Kioske und Möbelhäuser dabei hat", sondern "gebündelte Kompetenz" für die eigene Sparte, so Denis Brüggemeier von "Edeka Brüggemeier" aus Kevelaer. Und man hofft auch auf eine stärkere Bindung der jungen Kollegen untereinander und zum Arbeitgeber: "Alle haben die gleichen Probleme, die gleichen Interessen." Schließlich bilde Edeka die jungen Leute aus, um sie auch zu übernehmen, betonen die Geschäftsleute.

Nicht zuletzt setzt man auf einfachere Arbeitsorganisation. Die Klassen laufen nämlich im Modell "Gesunde Ganztagsberufsschule". Dabei haben die Schüler nicht, wie üblich, zwei Berufsschul-Tage pro Woche, sondern nur einen, aber der geht dann von acht bis gegen 17 Uhr. Teil des Konzeptes sind gemeinsames Frühstück und Mittagessen, Bewegungseinheiten, Konzentrationsübungen und angepasste Unterrichtsmethoden. Hinzu kommen zwei Wochen Blockunterricht im Jahr. So können die Märkte innerbetriebliche Seminare besser planen. Die Azubis kommen zwar von überall her nach Geldern, müssen die Fahrerei zur Schule aber seltener in Kauf nehmen.

Das Berufskolleg wiederum will mit dem Angebot sein "Profil stärken", erklärt Schulleiter Andreas Boland. Man will auf Unternehmen und ihren Bedarf eingehen: Ziel sei "eine starke Verzahnung zwischen Schule und beruflicher Praxis".

Ganztags-Klassen im "Gesunde Schule"-Modell gebe es selten, und wenn, dann eher in technischen Berufen. "Im kaufmännischen Bereich sind wir die Vorreiter", so die stellvertretende Leiterin des Kollegs, Petra Wiese.

Und dass es Klassen mit Schülern von ausschließlich einer Unternehmensgruppe gibt, "das ist wirklich einzigartig" im Regierungsbezirk Düsseldorf, so Michael Terhoeven von Edeka Brüggemeier.

(RP)
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