Kevelaer Die Tafel vor neuen Herausforderungen

Kevelaer · Die jüngste große Hürde ist gerade geschafft: Die Kevelaerer Tafel hat ihren neuen Kühlwagen abbezahlt. Doch es gibt neue Schwierigkeiten zu meistern. Seit etwa sechs Wochen kommen viele Flüchtlinge, und es werden immer mehr.

 Wilfried Binn, Franz-Josef Swerts, Thomas Müller (von links) und Hanni Hentemann freuen sich, dass der neue Kühlwagen jetzt abbezahlt und die Tafel schuldenfrei ist. Das ging nur mit Hilfe vieler Sponsoren und Hilfsangeboten.

Wilfried Binn, Franz-Josef Swerts, Thomas Müller (von links) und Hanni Hentemann freuen sich, dass der neue Kühlwagen jetzt abbezahlt und die Tafel schuldenfrei ist. Das ging nur mit Hilfe vieler Sponsoren und Hilfsangeboten.

Foto: Gerhard Seybert

Etwa 230 "Stammkunden" hat die Tafel in Kevelaer und den umliegenden Ortschaften. "In der Regel kommen zwischen 180 und 200 Leute in der Woche", erzählt der Vorsitzende Wilfried Binn. So war es jedenfalls bis etwa Mitte August. "Jetzt kommen noch mal 80 bis 100 Flüchtlinge dazu."

Immer dienstags und donnerstags ist die Tafel geöffnet. Der Dienstag ist für Familien mit Kindern, Senioren und Menschen mit schweren Behinderungen reserviert. Donnerstags ist jeder Bedürftige willkommen - und dann platzt die Ausgabestelle aus allen Nähten.

Hanni Hentemann organisiert das Geschäft Woche für Woche. "Das ist in den vergangenen sechs Wochen gekommen", beschreibt sie die Entwicklung: "Das ging Schlag auf Schlag." In den Flüchtlingsunterkünften spricht sich das Angebot herum. Vor allem junge Männer nehmen die Hilfe in Anspruch.

Bei der Abwicklung gibt es dadurch prinzipiell keine Schwierigkeiten, sagt Hentemann: "Es gibt natürlich ein Sprachproblem. Aber es gibt immer jemanden, der übersetzen kann."

Die Bedürfnisse der Flüchtlinge sind etwas anders als die der deutschen Kunden: "Sie sind sehr vorsichtig: kein Fleisch. Wenn wir genug Nudeln, Milch und Joghurt haben, und vor allem Obst, dann sind die glücklich."

Auch menschlich habe man mit diesen neuen Gästen keineswegs schlechten Erfahrungen gemacht: "Die sind alle ganz freundlich und friedlich", erzählt Hentemann. Nur: Die Vorräte werden knapp.

Und es wird unglaublich voll an den Ausgabetagen. Die Kunden kommen nach einem Losverfahren an die Reihe, das heißt: Mitunter gibt es bei so vielen Hilfesuchenden lange Wartezeiten. Geöffnet ist ab 14 Uhr, mindestens bis 18 Uhr - bis der letzte abgefertigt oder das Essen alle ist. Inzwischen kommt es vor, dass Tafel-Stammkunden, die die Hilfe heute schließlich nicht weniger nötig haben als früher, wegbleiben. Und andere kommen und machen deutlich, dass ihnen der Andrang der Flüchtlinge nicht passt.

Die Tafel hält ihre eigene Botschaft dagegen: Bedürftig ist bedürftig. Die Flüchtlinge haben sich ihre Lebenslage nicht ausgesucht, und niemand möchte mit ihnen tauschen. Trotz dieser Überzeugung sehen die Tafel-Mitarbeiter: Die Lage ist schwierig, und es zeichnet sich keine Entspannung ab. Neben den gespendeten Lebensmittel würden man nun auch Vorräte zukaufen, wenn es dafür Geldspenden gäbe. "Wir wissen, was gebraucht wird", sagt Wilfried Binn.

Wenigstens eine finanzielle Sorge ist die Tafel los: Der im Sommer angeschaffte Kühlwagen ist jetzt schuldenfrei. 33.000 Euro hat er gekostet, mit vielen Rabatten, Sponsoring und Entgegenkommen. Jetzt hat die Sparkasse die zuletzt noch fehlenden 4000 Euro zugeschossen. Der größe auf einmal gestiftete Batzen von 10.000 Euro stammt aus dem Lidl-Spendenprojekt "Gute Tat am Pfandautomat". Und den Rest brachte die Tafel über gut zwei Jahre mit Hilfe vieler Spender aus der Region zusammen.

Wer der Tafel Geld für Lebensmittel-Zukäufe spenden möchte, kann sich unter Telefon 028329778688 oder per E-Mail an info@kevelaerer-tafel.de über die Möglichkeiten erkundigen.

(RP)
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