Kevelaer Die CDU geht jetzt auf Kandidatensuche

Kevelaer · Eine "Findungskommission" wird zeitnah gebildet. Zuvor wird die Gelderner CDU Ulrich Janssen offiziell als ihren Bürgermeister-Kandidaten absetzen. Dass das Mitglieder-Votum knapp ausfiel, stellt die nächsten Schritte nicht infrage.

 Eine Szene von der CDU-Mitgliederversammlung am Dienstagabend: Bürgermeister Ulrich Janssen (links) im Disput mit dem Stadtverbandsvorsitzenden Stefan Wolters (am Pult). Es gab emotionale Augenblicke, weit überwiegend war die Aussprache aber trotz des schwierigen Themas ruhig und respektvoll.

Eine Szene von der CDU-Mitgliederversammlung am Dienstagabend: Bürgermeister Ulrich Janssen (links) im Disput mit dem Stadtverbandsvorsitzenden Stefan Wolters (am Pult). Es gab emotionale Augenblicke, weit überwiegend war die Aussprache aber trotz des schwierigen Themas ruhig und respektvoll.

Foto: Gerhard Seybert

Sie hätten sich bei der Mitgliederversammlung eine deutlichere Mehrheit für oder gegen Ulrich Janssen gewünscht, das machen die CDU-Verantwortlichen deutlich. Aber, so Fraktionschef Karl-Heinz Lorenz: "Wir sind Demokraten. Knappe Ergebnisse sind auch Ergebnisse."

Er und Frank Greshake vom Stadtverbandsvorstand haben als so genannten "Vertrauensleute" die Aufgabe, die Aufstellung von Ulrich Janssen als CDU-Kandidat für die Bürgermeisterwahl im September offiziell bei der Stadtverwaltung zurückzuziehen. Man werde das in der kommenden Woche tun, so Lorenz.

Vom engen Ausgang der Abstimmung - 67 Stimmen gegen Janssen, 62 Stimmen für ihn - sei man nicht unbedingt überrascht, sagte Greshake. Zwar war das Votum in der Führungsriege des Stadtverbands völlig eindeutig ausgefallen, aber: "Dass es so knapp geworden ist, liegt sicherlich an einem Mobilisierungseffekt", so Greshake. Deutlich über 300 Mitglieder hat die CDU in Geldern, etwa ein Drittel war also bei der Abstimmung zugegen.

Immerhin habe die breite Mitgliederschaft Janssen ursprünglich mal positiv gegenüber gestanden, führte Karl-Heinz Lorenz weiter aus. Viele würden in den Vorkommnissen der vergangenen Wochen aber eine "Geisteshaltung" erkennen, "die nicht für das Amt des Bürgermeisters prädestiniert".

CDU-Stadtverbandschef Stefan Wolters hatte am Abend der Versammlung erklärt, über das weitere Vorgehen gemeinsam mit Ulrich Janssen beraten zu wollen. "Das war ein Angebot an ihn, zu besprechen, wie die Zeit bis zur nächsten Wahlperiode auch arbeitstechnisch überbrückbar ist", erklärte Wolters gestern.

Immerhin sei Janssen nach wie vor amtierender Bürgermeister, und die Partei- und die Verwaltungsspitze hätten im Tagesgeschäft viel miteinander zu tun. "Ich bin nicht der Typ, der an dieser Stelle den Gesprächsfaden abreißt."

Um die Frage, ob Ulrich Janssen nun bei der Bürgermeisterwahl ohne die Rückendeckung der CDU "aus dem Amt heraus" kandidieren wird, solle es dabei nicht gehen. Janssen hat sich diese Möglichkeit stets offengehalten. "Was er tun möchte, das hat er ganz allein zu entscheiden, und er muss es auch ganz allein verantworten", stellte Wolters dazu fest.

"Aus Sicht der CDU wäre es sehr viel kommoder, wenn er es nicht tun würde", gab Karl-Heinz Lorenz zu. Immerhin würde Janssen sicher Stimmen "einfangen", die sonst an einen neuen CDU-Kandidaten fallen würden. Aber auf freundliche Kooperation und Zurückhaltung hofft die CDU nach Dienstagabend wahrhaftig nicht, machte Frank Greshake klar: "Wenn Sie so eine Abstimmung machen, dann ist das Tischtuch zerschnitten."

Die CDU wird nun in einer zeitnah zu gründenden "Findungskommission" einen neuen Bürgermeisterkandidaten suchen.

Mögliche Personalien würden zwar in der Stadt schon viel diskutiert. Aber, versicherte Wolters: "In den Gremien der CDU haben wir noch nicht über Namen gesprochen."

Bürgermeister Ulrich Janssen selbst wollte sich gestern nicht äußern.

(RP)
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